Dankbarkeit praktisch
Serie: | Bibeltext: Psalm 100
Praktische Tipps zu Dankbarkeit, Psalm 100
Wo beginnen wir beim Thema Dankbarkeit? Ich glaube wir beginnen dort an, wo die Bibel beginnt. Der Mensch wurde von Gott geschaffen. Unser grosser Gott hat an uns gedacht und uns durch sein Wort geschaffen. In Genesis 1,26 lesen wir „Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen als unser Bild, uns ähnlich“ und dann ein Vers später heisst es „Und Gott schuf den Menschen“.
Du und ich, wir wurden durch Gottes Wort geschaffen. Jesus ist dieses Wort Gottes. „Alles ist durch ihn geworden, und ohne ihn ist auch nicht eines geworden, das geworden ist, in ihm war Leben“ (Joh 1,3-4).
Wenn Gott in seiner Stillen Zeit für sich selbst gedacht hätte, es wäre noch schön Stefan zu schaffen, dann wäre aus mir nichts geworden. Wenn Gott nicht spricht, dann wird nichts. Das gesprochene Wort von Gott hat eine Macht, das unausgesprochen nie zu etwas wird. (Siehe Psalm 100,3.)
Deshalb bin ich unendlich dankbar fürs Wort Gottes. Der grosse Gott hat sich geöffnet, und ist mit mir als Mensch ein Risiko eingegangen. Ich glaube, das ist der Punkt, wo Dankbarkeit ihren Anfang nimmt.
Was ist Dankbarkeit?
Jetzt mal grundsätzlich, was ist Dankbarkeit? Wenn ich dankbar bin, dann anerkenne ich, dass ich von jemand anderem profitiert habe. Diese Anerkennung ist wichtig, weil ein Geschenk, das nicht als solches gesehen und akzeptiert wird, ist kein Geschenk. Nehmen wir mal an, du gibst jemandem ein Couvert mit einer Geburtstagskarte und einem Geschenkgutschein von Fr. 100.- drin, und dieser verlegt das Couvert irgendwo und macht‘s nie auf. Ist das ein Geschenk? Die Anerkennung und der Dank gehören zu einem Geschenk. Sonst ist es fragwürdig, ob es wirklich ein Geschenk ist. Und da ist eben Dankbarkeit wichtig.
Ich kann mir selbst kein Geschenk geben. Wer auf den Werbeslogan „Beschenk dich doch selbst“ reinfällt, der betrügt sich selbst. Man kann sich selbst nicht beschenken, weil man sich selbst auch nicht danke sagen kann. Hast dir selbst schon mal versucht die Hand zu schütteln und danke zu sagen? Geht nicht!
Unsere Dankbarkeit findet bei Gott seinen Anfang. Er ist gut, und deshalb sagt Paulus «seid dankbar in allen Dingen.» (1. Thess 5,18a LU)
Ich finde es noch spannend, dass man Dankbarkeit nicht abschliessend ausdrücken kann. Wenn man das könnte, dann wäre es keine echte Dankbarkeit – dann wäre es ein Handel. Ich beschenke jemanden und der gibt mir etwas Gleichwertiges zurück. Das könnte man dann gut fürs Eigeninteresse missbrauchen. Doch Dankbarkeit ist andres. Die Beziehung zwischen dem Schenker und dem Beschenkten kann nur akzeptiert werden. Ein Geschenk, dass ich nicht will, das kennen wir alle, das ist noch schwierig – du kannst es nur sehr schlecht zurückgeben. Das ist die Stärke eines Geschenks.
Jetzt konkret zur Frage, wie kann ich meiner Dankbarkeit Ausdruck geben? Da kommt schon mal der erste Tipp.
Dankbarkeit Aufschreiben
Dankbarkeit fängt mit Aufschreiben an. Wir hatten am Donnerstag ein GL-Essen mit den Kirchen in Gossau, und da habe ich wieder mal erzählt, was ich in meinen 10 Jahren in Kanada alles erlebt habe. Die Winter waren lange und nicht alles lief immer so wie ich mir das wünschte. Einmal in einem solchen Loch, da las ich Psalm 92 und die erste Zeile hatte mich gleich angesprochen: „Es ist gut dem Herrn zu danken“. Da packte es mich einfach, und ich fing einfach an aufzuschreiben, wofür ich dankbar bin. Mir war nicht besonders darum, doch ich wollte es dem Beter von Psalm 92 nachmachen. Ich kam auf 30 Punkte, die ich einfach so aufschrieb. Am Schluss schrieb ich, „das ermutigt mich nun weiterzumachen und dranzubleiben. Danke, Gott, dass du mich immer wieder so reich beschenkst. Ich möchte dir vertrauen, dass du mich weiterführst, auch wenn ich nicht weitersehe. Amen.“
Heute gibt es eine Wissenschaft für Dankbarkeit und da hat man mit Messungen der Hirnströme festgestellt, dass Übungen wie diese, uns Menschen guttun. Eigentlich braucht es dafür keine Hirnforschung, kann jeder praktisch in seinem Leben testen. Vor ca. 3500 Jahren hat jemand in der Bibel aufgeschrieben: „Es ist gut dem Herrn zu danken.“ (Ps 92,2 ELB+LU) Paulus sagt es in Kolosser 3,17 ähnlich. Kurz: Was ihr auch immer tut, mit Worten oder Taten, dankt dabei Gott dem Vater durch Jesus. (sinngemäss)
Ich habe von einer Frau gelesen, die führt ein Tagebuch, in dem sie jedes einzelne Teil aufschreibt, wofür sie dankbar ist. Bis jetzt hat sie 18‘256 Segens-Stücke aufschreiben dürfen. Sie achtet beim Aufschreiben drauf, dass sie nie einen Segen wiederholt.
Aufzuschreiben wofür man dankbar ist, ist ein wichtiger Schritt, um unserer Dankbarkeit Ausdruck geben. Nur darüber nachdenken, ist nicht besonders nachhaltig.
Wenn wir regelmässig aufschreiben, wofür wir dankbar sind, dann kultivieren wir damit Freude und werden zufriedener. Jeden Tag können wir entscheiden, ob das Glas halb leer oder halb voll ist. Wenn wir regelmässig aufschreiben, wofür wir dankbar sind, dann hilft das uns, das Leben im richtigen Licht zu sehen.
Aufschreiben, wofür man dankbar ist, einfach weil das zum Leben gehört, weil Gott uns so geschaffen hat, das stärkt uns, und gibt uns Kraft.
In Psalm 100 finden wir sieben Verben in der Befehlsform. 1) Jauchzt dem Herrn, 2) Dient dem Herrn, 3) Kommt mit Freuden, 4) Erkennt, dass Gott Gott ist, 5) Kommt mit Dank, 6) Dankt ihm, 7) Preist seinen Namen. Paulus sagt etwas ähnliches: «Freut euch im Herrn allezeit! Nochmals will ich es sagen: Freut euch!“ (Phil 4,4)
Niemand kann dich zwingen dankbar zu sein. Und doch habe ich schon festgestellt, wenn ich in den Lobpreis gehe, dann ist mir manchmal zuerst nicht danach. Doch dann schicke ich mich rein – contre coeur. Und weisst du was, ich wurde noch jedes Mal ermutigt. Einfach, weil es mir gutgetan hat.
Den gleichen Effekt erleben wir, wenn wir aufschreiben, für was wir dankbar sind. Wenn ich eine Liste führe, wofür ich dankbar bin, hilft mit das, mit beiden Füssen auf dem Boden zu bleiben. Es ist so einfach, das Leben negativ zu sehen. Als ich diese Predigt schrieb, war ich gerade ziemlich erschöpft und müde. Mir war nicht zu Mute, mich mit Dankbarkeit auseinanderzusetzen. Doch als ich zu schreiben anfing, da hat sich in mir etwas geändert.
Mit Aufschreiben können wir die Wirkung unserer Dankbarkeit erhöhen.
1) Facetten erkennen
Wenn wir aufschreiben, wofür wir dankbar sind, dann hilft das die Facetten und Farben von etwas zu erkennen.
Es ist das eine, wenn ich dankbar bin für meine Mutter. Doch es ist etwas anderes, wenn ich mir überlege, wie viele Stunden sie damit verbracht hat, mir mit den Hausaufgaben zu helfen, oder wie viel Geduld sie brauchte, um alle meine Socken nach dem Waschen zu sortieren und zusammenzulegen. Oder wenn ich mir überlege, wenn ich vom Wald nach Hause gekommen bin, von oben bis unten in Dreck gebadet. Sie hat zwar zuerst einen Schock gehabt, doch dann hat sie mir einfach die Kleider abgenommen und sie für mich gewaschen.
Wieso ist es gut, die Facetten und Farben unserer Dankbarkeit zu erkennen? Ich glaube wir alle werden mit der Zeit müde dankbar zu sein. Ich meine, wer ist schon nicht dankbar für seine Mutter? Wie viele Male habe ich schon gesagt, «ich bin dankbar für meine Mutter»? Doch wenn ich all die verschiedenen Facetten konkret aufschreibe, dann löst das bei mir noch mehr aus. Ich kann dann so richtig in Erinnerungen schwelgen, mir kommen Bilder, und schon werden meine Gedanken in eine ganz andere Richtung gelenkt.
Die Facetten und Nuancen unserer Dankbarkeit sind wichtig, weil wir dann mehr Dankbarkeit entwickeln. Letzte Woche hatte ich Klassenzusammenkunft meiner Sek. Als ich nach Hause kam, fragte Katja, „Wie war es?“ Ich sagte kurz und knapp „Gut.“ Da merkte ich, dass meine Antwort zu wenig war, und ich fing ich an zu erzählen, wer alles dabei war, wie mein Sek-Lehrer war, und wie der Abend war. Als ich so zu erzählen anfing, da merkte ich, dass es viel mehr Wirkung hat, und meine Freude über den Abend stieg. Das ist was es, was wir brauchen. Einfach nur Danke sagen, ohne konkret zu werden, da fehlt etwas.
In Vers 4 von Psalm 100 werden wir aufgefordert, mit Dank zu den Toren von Gott zu kommen, in seine Vorhöfe mit Lobgesang. Konkret geht es darum, ihm zu danken. Wenn wir das tun wollen, dann genügt es nicht, dass wir kurz und knapp Danke sagen. Zu seinen Toren zu kommen ist ein langer Weg und in seine Vorhöfe zu treten, das braucht Zeit und, da geht bei einem viel ab. Es ist wichtig, dass wir uns da reingehen.
Bei meiner Klassenzusammenkunft war ich dankbar dafür, dass 19 von 25 meiner Kameraden kamen. Zwei verstarben in der Jugend wegen Drogen. Und die 19 die da waren, stellten fest, dass wir alle mehr oder weniger mit dem Leben zufrieden waren. Einer hatte gerade seinen Job gekündigt, weil er mit seinem Chef nicht zufrieden war. Einer musste sich neu erfinden, nach dem er seinen Job vor 10 Jahren verlor. Nun hat er sich selbstständig gemacht und staunt darüber, dass es funktioniert. Wir haben die Rechnung vom Abend durch 19 geteilt, weshalb ich mich beklagte, dass diejenigen, die keinen Alkohol trinken, die anderen subventionieren. Da sagte meine Tischnachbarin, komm ich zahle Fr. 10.- mehr und du Fr. 10.- weniger. Das hätte es früher aus nicht gegeben. Ich staunte darüber, dass ich der Einzige der Klasse war, der ein Buch schrieb. Ausser dem Lehrer, und dieser fragte nach meinem Buch.
Wie war die Klassenzusammenkunft? Gut. Das ist etwas knapp, und wenn ich in die Details gehe, wofür ich alles dankbar bin, dann wird es in meinem Herzen warm.
2) Überraschung
Was ist das Geschenk, dass dir in deinem Leben am meisten Freude gemacht hatte? Mit ziemlich grosser Wahrscheinlichkeit war es das, dass dich überrascht hat.
Was war der Höhepunkt der Klassenzusammenkunft? Für mich war es, dass, dass einer uns am Schluss Fotos von den Klassenlagern sandte, die er eingescannt hatte. Hatte ich nicht erwartet. Er hat dabei das Foto vom Abschluss Abend ins Mail getan. Und wer sass an diesem Abschlussabend neben mir? Derselbe wie am Abschlussabend! Und dazu noch jemand, der sonst nicht viel mit mir anfangen konnte. Sie sagte mir, ich hätte ihr in der Mathe viel abgeschrieben. Daran hätte ich mich nicht mehr erinnert. Alles nur, weil einer uns Fotos von damals sandte.
Die grössten Geschenke, sind diejenigen, die uns überraschen. Ziemlich einfach. Wenn wir in unserem Leben Dankbarkeit leben wollen, dann können wir auf Überraschungen schauen, und wir werden staunen, wofür wir alles dankbar sein können.
3) Knappheit: Jetzt das wollen, was wir später nicht haben können
Wenn uns Gott ermutigt dankbar zu sein, dann gibt es da noch ein paar Punkte. Es hat einmal einer gesagt; „Dankbarkeit, ist wie Gold und Diamanten. Der Wert kommt von der Knappheit.“
Als ich zur Klassenzusammenkunft fuhr, da war ich etwas knapp dran und ich musste auf den Zug rennen, um nicht zu spät zu sein. Doch als ich dann im Zug sass, da überlegte ich mir, wie viele Klassenzusammenkünfte ich verpasste, weil ich lange im Ausland war. Da überkam mich eine Dankbarkeit, dass ich dieses Mal dabei sein kann, egal wie stressig es war, mich von der Arbeit zu lösen.
Ich wurde mir bewusst, dass es ein Privileg ist, dass sich unsere Klasse nach all den Jahren immer noch trifft. Das war den Stress wert, und ich wurde dankbar, dass ich jetzt im Zug war.
Dabei wurde mir bewusst, dass beim nächsten Klassentreffen vielleicht weniger dabei sein werden, weil sich einige frühzeitig pensionieren lassen und herumreisen werden. Das machte dieses Treffen umso spezieller und ich wurde dafür dankbar.
Überleg mal, wie würdest du deine Beziehung mit einer lieben Person verändern, wenn du wüsstest, dass er oder sie bald weit wegziehen müsste? Ich durfte am Donnerstag nochmals Walti besuchen, und wir haben die Bibel gelesen, ein Lied gesungen und gebetet. Ich war sehr dankbar dafür, und jetzt bin ich noch dankbarer, weil es hier auf Erden das letzte Mal war. Wie würde sich der Wert der Zeit, die wir zusammen haben könne, verändern? Wie würde das deine Dankbarkeit verändern, wenn wir wüssten, es wäre das letzte Mal.
Ist wie Dankbarkeits-Schätze sammeln. Jesus hat uns ja gesagt «Sammelt euch nicht Schätze auf Erden…» Wenn wir dankbar sind, dann sammeln wir Schätze im Himmel (Matt 6,19-20)
4) Neuheit
Wenn du eine Dankbarkeit-Liste führst und aufschreibst, für was du dankbar bist, dann ist es einfach in eine Routine zu fallen. Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass ein Tagebuch von der Aktualität und Neuheit lebt. Wenn etwas noch nie aufgefallen ist, dann stimuliert mich das, und ich kann seitenweise schreiben. Aber wenn etwas Routine ist, dann ist das Schreiben relativ zäh. Ich habe kürzlich mal gedacht, dass ich einen Routine tag von einem Pastor in meinem Tagebuch dokumentieren möchte. Irgendwie dachte ich, dass es wichtig ist, dass meine Kinder mal lesen können, wie der Alltag von einem Pastor aussieht. Der Eintrag war zäh und ich musste richtig um die Worte ringen.
Doch wenn ich an ein Klassentreffen geh und alte Freunde treffe, dann fliesst das nur so. Deshalb ist es gut, wenn ich aufs Neue schaue, auf etwas, das ich so noch nie gesehen habe. Beim Klassentreffen waren zwei dabei, die an den letzten Treffen nicht dabei waren. Einer stand mir nah. Er war der Sohn von einem Gastarbeiter, der in die Schweiz kam, um den Furka Tunnel zu bauen. Er kam spät in unsere Klasse und es war für ihn nicht einfach reinzukommen. Hat mich sehr motiviert, dass er dabei war.
Wenn du an diesem Erntedank-Sonntag deinen Dankbarkeits-Index erhöhen möchtest, könntest du mal versuchen, auf das Neue achtzugeben. Das kann dir helfen, Gott noch dankbarer zu sein.
Gott schafft immer wieder neues. Die Frage ist, sehen wir es? Durch Christus entsteht bei uns immer wieder Neues (siehe 2. Kor 5,17). Wer weiss, vielleicht brichst du mal eine alte Routine auf, einfach weil du mal was Neues tust. Ich mache das manchmal, wenn ich auf einer mir bekannten Strecke unterwegs bin. Mal an einer anderen Haltestelle aussteigen und schauen, wie sich das anfühlt. Und schon fallen mir neue Sachen auf, die ich sonst noch nie gesehen habe, und ich kann Gott darüber loben.
Wenn du eine Dankbarkeits-Liste führst, dann ist es einfach mit der Zeit gelangweilt zu werden. Vielleicht motiviert dich das, mal etwas zu ändern einfach so. Auch etwas bekanntes mit neuen Augen sehen, kann helfen unsere Dankbarkeit zu erhöhen.
Bis jetzt habe ich das Aufschreiben von Dankbarkeit betont. Und ich sehe in euren Gesichtern schon, dass einige sagen. Ich schreibe nicht gerne! Das kannst du also vergessen. Selbstverständlich gibt es auch andere Möglichkeiten, deiner Dankbarkeit Ausdruck zu geben, z.B. ein Dankbarkeits-Besuch.
5) Dankbarkeits-Besuch
Ich glaube, dass es uns guttut, von Zeit zu Zeit einen Dankbarkeits-Besuch zu machen.
- Wer sind die Menschen, die in deinem Leben eine wichtige Rolle spielten?
- Wenn diese Leute morgen nicht mehr in deinem Leben wären, würdest du es bereuen, dass du ihnen nicht wirklich gedankt hast, für das was sie dir bedeuten?
Wenn wir Menschen besuchen, die wir schon lange nicht mehr gesehen habe, die uns aber wirklich wichtig sind, dann geschieht etwas, das nicht passiert, wenn wir das zurückhalten.
Das alte Wort «Danksagung» hat das drin, was ich am Anfang sagte. Wenn Gott in seiner Stillen Zeit einfach für sich gedacht hätte, es wäre doch schön den Menschen zu schaffen, und es dann aber nie getan hätte, dann hätte effektiv etwas gefehlt. Nämlich, du und ich. Wäre ein schöner Gedanke gewesen, aber es hätte nichts wirklich gebracht.
Danksagung zu zeigen, hat mit etwas Aussprechen zu tun. Ich brauche Wort für meinen Dank. Und das ist dann eben kein «Kuhhandel», wo ich etwas gebe, und dann im gleichen Wert etwas zurückerhalte. Um Danke zu sagen brauche ich keinen speziellen Grund.
Wir sehen das wunderschön in Psalm 100. Was gibt der Beter für einen Grund an, warum wir dankbar sein sollen? In Vers 5 gibt er uns einen ganz einfachen Grund: „Denn der HERR ist gut.“ Du brauchst einen Grund, um dankbar zu sein? „Gott ist gut“. Er hat uns das Leben geschenkt, wir haben es uns nicht selbst geschenkt. Alles, was ich in meinem Leben habe, ist ein Geschenk. Wenn wir mal ehrlich sind, hat einer da drin, bevor er auf der Welt war, gesagt, „Okay, jetzt ist es an der Zeit, mal endlich auf die Welt zu kommen.“ Oder hat einer gewählt in welche Familie, oder in welches Dorf, oder in welches Land er geboren werden will? Keiner wählt, wo er geboren wird. Egal zu welcher Partei du angehörst, ist bei allen gleich. Ja, wir können das Beste daraus machen, aber auch das Wetter und die Stimmung ist oft einfach ein Geschenk. „Gott ist gut“ und wir können einfach dankbar sein.
Hast du schon mal jemandem in einem längeren Email Danke gesagt? Als ich in meinem Theologiestudium war, da erkannte ich, dass unser Sek-Lehrer mir wirklich erklären konnte, was die Fälle in der Grammatik waren und für was die gut waren. Das hatte mir beim Griechisch lernen unheimlich geholfen, und da sandte ich ihm einen Brief, um ihm dafür zu danken. Ich hatte viele Studienkollegen, die schon wussten, was die grammatikalischen Fälle waren, aber nie verstanden, und auch da nicht verstanden, für was die waren.
Als ich dann zurück in der Schweiz war, und wir das erste Klassentreffen hatte, da habe ich ihm das persönlich gesagt. Ich weiss nicht, wie viele Lehrer von ihren Schülern ein Dankeschön bekommen, dafür, dass sie Deutsch unterrichtet hatten.
Aber weisst du, ich hatte dadurch, dass ich Griechisch lernen musste, erkannt, wie wichtig das war. Habe etwas Altes in einem neuen Licht gesehen.
Der letzte Punkt, den ich hier erwähnen möchte, ist Gemeinschaft.
6) Danksagung durch Gemeinschaft
Ich finde es schon noch speziell, dass wir als Gemeinde Erntedank feiern, denn das ist etwas, das man gerne vergisst. Es ist nicht im offiziellen Kirchenkalender drin. Es gibt keinen fixen Tag, wie bei Weihnachten, Ostern oder auch dem Bettag. Jedes Jahr muss ich selbst schauen, dass wir das in unseren Gemeindekalender reinbringen. Das Einzige, was klar ist, ist, dass es in den Herbst gehört.
Ich glaube, Danke sagen ist etwas Gemeinschaftliches. In Psalm 100 heisst es „Jauchzt alle Länder.“ Es geht darum, dass alle Menschen, ganze Völker und Länder in die Gegenwart von Gott kommen sollen (V3). Im Gottesdienst erzählen wir dann einander, was wir mit Gott erleben, und für was wir dankbar sind. Wir tun das nicht, weil wir Selbstdarsteller sind, sondern, weil wir für jeden Tag dankbar sind. Manchmal meinen wir, wir müssen etwas Spezielles erlebt haben, um ein Zeugnis zu geben. Da lerne ich immer wieder von den Gemeinden in Afrika. Dort hört man in Gemeinden Zeugnisse wie…
Danke Gott, dass du mich heute Morgen geweckt hast;
dass du mir Schuhe an meine Füsse getan hast, Kleider auf die Haut, Essen auf den Tisch.
Danke, Gott, für Gesundheit und Kraft und Bewegung in meinen Hüften.
Danke, dass ich heute morgen mit einem gesunden Verstand aufgewacht bin.
Es braucht nicht viel, um dankbar zu sein.
Zum Schluss ein Gedanke, der in unsere Zeit passt. Es gibt so viele Syndrom, die mit Mangel verbunden sind: Vitaminmangel, Mangel an Ernährung, Bewegungsmangel, etc. Wenn wir den Psalm 100 lesen, dann können wir vielleicht mal prüfen, ob wir ein Dankbarkeits-Mangel haben. Dafür ist der Erntedank Sonntag da. Hoffentlich helfen uns diese praktischen Tipps, unsere Dankbarkeit zu erhöhen.
Es ist wunderbar, wenn wir von jemandem einen Dank erhalten. Ich glaube wir alle können in diesem Bereich zu legen, da ist niemand ausgenommen.
Natürlich ist es schön, einen Dank zu bekommen, doch wir sollten es nicht erwarten.
Eine Frau, die sich im 2. Weltkrieg für verwundete Soldaten einsetzte, formulierte es so: „Gesegnet diejenigen, die geben können, ohne sich daran zu erinnern, und nehmen, ohne zu vergessen.“
Gebet
Danke Jesus, dass du uns so reich beschenkst. Ob wir viel haben oder nicht, ist dabei nicht entscheidend. Du bist einfach gut zu uns, und das gibt uns Grund dankbar zu sein. Hilf uns die Facetten und Farben zu sehen, wenn wir dankbar sind. Hilf uns zu sehen, wie wertvoll die Zeit ist, die wir zusammen haben, hilft uns Altes in einem neuen Licht zu sehen, und hilf uns, dem Ausdruck zu geben. Danke Jesus für deine Gnade und Liebe. Amen.