Religions-Chaos: Micha und seine Götzen
Serie: Gott mitten im Chaos | Bibeltext: Richter 17,1–18,31
Im Richter 17 treten wir in einen etwas anderen Teil vom Buch Richter. Bis jetzt kamen die Bedrohungen von aussen, doch jetzt verlagert sich der Fokus auf den inneren Zustand von Israel, und den religiösen und moralischen Zerfall. Bis jetzt drehte sich das Buch um die Führer in Israel, aber jetzt da am Schluss erhalten wir einen Einblick, wie einfache Menschen im Alltag ihren Glauben lebten.
Die eigene Religion ausdenken (17,1-6)
Die Szene beginnt im Gebirge Efraim (V1), der Ort, wo Josua begraben wurde (2,9), Ehud ins Horn blies (3,27), und Debora Gericht hielt (4,5). Doch jetzt läuft was anderes, Micha und seine Mutter machen einen Deal; sie bauen einen Götzenschrein (V2-5). Die Details sind verschwommen, aber kurzgefasst: Michas Mutter wurden 1100 Schekel oder Silberstücke gestohlen. Dann spricht sie einen Fluch über dem Dieb aus, ohne zu wissen, dass es ihr Sohn ist. Micha hört den Fluch seiner Mutter und gibt zu, dass er es war und er verspricht, das Geld zurückzugeben. Als sie das hört, segnet sie ihn im Namen des Herrn. Micha gibt das Silber wie versprochen zurück, und die Mutter widmet das Geld dem Herrn, um daraus zwei Götter zu machen. Dann nimmt sie 200 der 1100 Silberstücke und gibt sie dem Feinschmied, und der macht dann die Götzen daraus. Das Fertigprodukt kommt ins Haus von Micha, denn sein Haus war ein Schrein oder man kann auch übersetzen als «Haus der Götter». Von Ausgrabungen wissen wir, dass es manchmal in einem Dorf eine etwas reichere Familie Götzen im Haus hatte.
Einiges läuft da richtig: Ein Dieb gibt seinen Fehler zu und gibt das Diebesgut wieder zurückgibt. Mutter und Sohn versöhnen sich. Ein Fluch wird in einen Segen verwandelt. Ein Geschenk. Die Pläne von Mutter und Sohn gehen auf. Aber es läuft auch einiges komisch: Eine Frau weiht dem Herrn Silber und lässt daraus Götzen machen! Ein Mann, mit Namen Micha, macht Hausgötter (V5)! Und dann am Schluss macht er seinen Sohn zum Priester, obwohl er eigentlich weiss, dass nur ein Levit Priester sein soll (V5). Die ganze Szene ist ein schlechter Witz. Weder Micha noch seine Mutter geben uns den Eindruck, dass da irgend etwas falsch läuft. Sie sind in ihrem Glauben verwirrt. Warum? Vers 6 hilft uns da: Purer Individualismus. "In jenen Tagen gab es keinen König in Israel; jeder tat, was in seinen Augen recht schien." Die Geschichte ist also ein Beispiel von dem, was passiert, wenn kein Zusammenhalt unter den Menschen da ist. Der Massstab fehlt, an den sich die Menschen halten. Und da entsteht ein selbstgebastelter Glaube.
Anschein eines korrekten Glaubens (17,7-13)
Jetzt taucht ein junger Levit auf, der sein Daheim in Bethlehem Juda verlässt. Er geht auf Wanderschaft, um Erfahrung zu sammeln, und kommt dabei zum Haus Micha (V7+8) Der Besuch war nicht abgemacht, denn es heisst, «Und als er seines Weges zog” (V8). Wahrscheinlich hatte er einfach eine Übernachtungsmöglichkeit gesucht. Als Micha hört, dass der Besucher ein Levit ist, da lädt er ihn ein, «Bleib bei mir und sei mir Vater und Priester“ (V10). Und so kommt es, dass er ihm ein Angebot macht, dass er nicht ablehnen kann. Und der Levit nimmt das Angebot an (V11). Micha setzt ihn sofort als Priester ein (V12). Das Ganze kommt einfach daher, es passt und alle sind happy. Macht Sinn, oder? Die Geschichte nimmt eine Wende von zu Tode betrübt zu himmelhoch Jauchzen. Doch wir wissen natürlich, das ganze stinkt. Es scheint nur alles i.O. zu sein.
Mehrere Sachen stimmen hier nicht. Die Leviten hatten klar zugeteilte Städte zum Wohnen und dazu auch Weideland (Jos 21,2). Die Familie Aaron waren Priester und bekamen Leviten als Helfer zur Seite (Num 8,5-22, bes. 19+22). Neben den Einnahmen vom Weideland bekamen sie den Zehnten (Num 18,21). Da stellt sich nun die Frage, warum sucht dieser junge Levit Arbeit? Und warum lebt er in Bethlehem, das ist ja auch keine Stadt der Leviten, und der Levit sucht auch nicht Arbeit in einer Leviten Stadt. Naja, vielleicht kamen seine Eltern ursprünglich von da und so kann er ja nichts dafür, das er jetzt da gelandet ist. Also, wir merken, der Levit hat keine Ahnung, was sich für einen Leviten gehört. Aber, für die die damalige Zeit war das alles andere als normal.
Man fragt sich, mit welcher Autorität setzt Micha den Levit ein? (V12) Vorher war doch noch sein Sohn Priester. Dieser ist nun auch plötzlich weg – so wie die 900 Silberstücke vorhin. Doch das alles stört niemanden, und die beiden mit ihrer neuen Vater-Sohn Beziehung sind wie füreinander geschaffen (V11). Das selbstgemachte Ephod ist immer noch da, die Hausgötter und das Bild, das seine Mutter ihm gegeben hat. Gegen aussen lebt Micha einen absolut normalen Glauben, doch der Anschein täuscht. Da braut sich etwas zusammen. Micha ist ein skandalöser Typ, weil er macht das ja alles für Jahwe. Das Tüpfchen auf dem i ist dann noch Vers 13, wo wir erfahren, wie Micha denkt: «Nun weiss ich, dass der HERR mir Gutes tun wird, denn der Levit ist mein Priester geworden.“ Es geht ihm also um den Wohlstand.
Viel Religion und religiöse Worte, Sachen, Handlungen und Personen, aber es geht ihnen nicht darum, so zu leben, wie Gott es möchte. Sie wollen Religion so zu nutzen, dass es ihnen persönlich etwas bringt. Eine Mutter, die ihren Sohn verwöhnt, und ein Levit, der ein besseres Leben möchte, und dann noch Micha der Wohlstand sucht, in dem er sich ein paar Götzen zu legt, so dass nach aussen alles okay aussieht. Eigentlich läuft alles nach Plan, aber das alles kann schnell kippen. Weil, von jetzt an, läuft nichts mehr nach Plan. Götzen sind Götzen, auch wenn dabei Gott angebetet wird und ein Levit eingesetzt wird, um dem ganzen einen schönen Anstrich zu geben.
Alles verlieren (18,1-26)
Jetzt dreht die Geschichte, und für Micha geht alles bachab. Das kann doch nicht sein Fehler sein!
Schon in Kapitel 1 wurde uns gesagt, dass der Stamm Dan Schwierigkeiten hat, sein Land zu sichern. Und so beschliessen sie in ersten Versen von Kapitel 18, fünf Spione auszusenden, um einen anderen Ort zu finden, wo sie leben können. Und so kommen sie beim Haus Micha vorbei, und übernachten dort (V1-2). Natürlich fragen sie den Leviten als Priester, dass er für sie Gott befragen soll, ob sie auf ihrer Suche nach Land Erfolg haben werden oder nicht. Der Levit macht das gerne, denn so kann er noch etwas nebenbei verdienen.[1] Die Antwort ist Musik in ihren Ohren: "Geht in Frieden! Vor dem HERRN liegt der Weg, den ihr geht.« (V6). Der Herr sieht ihren Weg positiv und wird ihnen Erfolg bringen. Es tönt, wie ein Echo zu dem, was Micha am Schluss vom vorherigen Kapitel sagte: «Nun weiss ich, dass der HERR mir Gutes tun wird, denn der Levit ist mein Priester geworden.“ (17,13) Der Levit ist ein guter Typ, den muss man kennen!
Die Spione reisen weiter und entdecken genau das, was sie suchen: Lajisch, eine Stadt im äussersten Norden Palästinas, die isoliert, wehrlos, wunderschön gelegen und reif für eine Eroberung (V7). Gott hat ihre Reise gesegnet, genau wie es der Levit gesagt hat! Jetzt sind die Spione aus dem Häuschen und rennen nach Hause, um ihren Landsleuten die gute Nachricht von Lajisch zu bringen. Sie sollen sofort angreifen, «denn Gott hat es in eure Hand gegeben» (V10). Doch wir sind nach Kapitel 17 etwas vorsichtiger geworden und wollen nicht so schnell urteilen. Bei Krieg gibt es ja immer Gewinner und Verlierer.[2] Micha ist jetzt im Hintergrund, und er hat das was der Levit den Spionen mitgegeben hat nicht mitbekommen – und so ist er ahnungslos, was da noch kommen könnte.
Für die Daniten sieht das Ganze aber vielversprechend aus, und sie können es kaum erwarten, ihr Glück abzuholen. Sofort schicken sie 600 bewaffnete Männer los, um den Weg der Spione nochmals abzulaufen und Lajisch einzunehmen – so wie sie es ihnen Gott versprochen hatte. (V11-13). Am zweiten Tag kommen sie in die Nähe vom Haus Michas und da deuten die Spione an, dass es für die Daniten gut sein könnte, bei diesem Haus vorbeizuschauen. In diesem Haus hat es nämlich etwas, das in Lajisch gut aussehen würde. (V14). Die bewaffneten Männer machen da gerne mit, und als sie ankommen, da begrüsst sie schon der Levit – aus irgendeinem Grund ist Micha nicht dabei. Wow, jetzt stehen da plötzlich 600 Mann! Der Levit staunt nur so. Doch sie begrüssen ihn herzlich und sagen «Alles okay! Keine Sorge.» (V15) Während der Levit sich mit den Führern der 600 Mann unterhält, dringen die fünf Spione von hinten in das Haus ein. Sie plündern den Schrein und schleppen alles nach draussen (V16-17). Als der Levit zu spät erkennt, «was soll das?» «Und sie sagten zu ihm: Schweig!» (V19a). Sie wollen nicht, dass Micha davon hört. Bis jetzt ist er nicht aufgetaucht und weiss nicht, was da abläuft. Aber die Daniten wollen nicht nur am Micha seine Götzen abschleppen, sie wollen auch seinen Priester! «Komm [Geh] mit uns und sei uns Vater und Priester! Ist es besser für dich, Priester zu sein für das Haus eines einzelnen Mannes oder Priester zu sein für einen Stamm oder eine Sippe in Israel?» (V19b).
Micha hatte ihm damals eine Stelle als «Vater und Priester» angeboten (17,10). Jetzt machen die Daniten ihm ein besseres Angebot, und er kann nicht widerstehen. Ich meine Levit für einen ganzen Stamm sein, ist doch nicht schlecht, oder?! Die Daniten wissen schon, wie sie das anstellen müssen. Der Levit hat keine andere Wahl, als mitzumachen. Der Schrein im Haus Michas ist ja jetzt weg. Da gibt es keine Arbeit mehr für ihn. Und dann heisst es, «Da war das Herz des Priesters froh, und er nahm Efod und Terafim und das geschnitzte Bild (die Götzen) und reihte sich ins Volk ein“ (V20). Und so ziehen sie weiter.
Als Micha herausfindet, was passiert ist, sammelt er schnell einige bewaffnete Männer und verfolgt die Daniten (V22). Als sie diese einholen, und ihnen zurufen, da drehen sie diese um und sagen zu Micha: «Was ist mit dir los? Meinst du wirklich, dass du da etwas anrichten kannst?!» (V23 vereinfacht) Micha ist machtlos und seine Männer hoffnungslos in der Unterzahl. Die Daniten haben keinen Bock, sich auf sie einzulassen. Wir spüren da einen Spott, «Was ist mit dir los?» (V23) Micha protestiert: «Ihr habt meinen Gott genommen, den ich gemacht habe, und den Priester, und seid abgezogen. Was habe ich noch? Und was soll das, dass ihr zu mir sagt: Was ist mit dir?“ (V24) Micha ist aufgewühlt und man spürt die Wut. Er hatte seine eigene Religion gegründet und war stolz darauf, seinen eigenen Priester zu haben. Doch seine Götter und sein Priester haben ihn im Stich gelassen, sein Vertrauen missbraucht. Sein Glaube entlarvt sich da als eine Dummheit. Die Götzen und sein Priester waren sein alles, und seine Frage «Was habe ich noch?» zeigt seinen Schmerz. Er ist am Boden zerstört. Er kann noch umkehren, und zurück in sein leeres Haus und sein leeres Leben (V26). Gott hat seinen Götzendienst nicht gesegnet.
Michas Vermächtnis (18,27-31)
Micha hat nichts mehr zu sagen. Ober sticht Unter! (Sprichwort) Doch die Geschichte dieser Idole geht weiter. Aus Michas Götzendienst entwickelt sich etwas Schlimmeres. Die Daniter erobern Lajisch, und ändern den Namen zu Dan «Und die Daniten stellten sich das geschnitzte Bild auf» (V30a). Mit anderen Worten Michas Götzen haben ein Leben nach dem Tod. Die Götzen werden schliesslich zu den Götzen für den ganzen Stamm Dan. Und der Levit ist jetzt plötzlich nicht mehr ein namenloser Priester bei irgend jemandem zuhause. Er ist jetzt «Jehonatan, der Sohn von Gerschom, dem Sohn von Mose“ (V30b). Und dann wird uns gesagt, dass der Götzendienst, der da anfing, noch 450 Jahre weiterging (V30c).
Micha hat den Kürzeren gezogen, aber für den Leviten hat sich der Götzendienst gelohnt. Doch zu welchem Preis? Das Heiligtum, das die Daniten zur Zeit der Richter in Lajisch/Dan aufgestellt haben, wird zum Vorläufer vom berüchtigten Heiligtum, das Jerobeam später dort errichtete, als sich die nördlichen Stämme abspalteten und nach der Zeit Davids und Salomos ein eigenes Reich bildeten (1. Kö 12,25–30). Michas Götze wurde durch ein goldenes Kalb ersetzt, das Jerobeam machen liess, und "Das Ganze aber wurde zur Sünde", weil die Israeliten dorthin gingen, um sich vor ihm niederzuwerfen (1. Kö 12,30 ELB vereinfacht). Und das, obwohl die Propheten sie immer wieder warnten, dass das nördliche Königreich von den Assyrern zerstört und seine Bevölkerung in die Verbannung verschleppt werden.[3] Was Micha da anfing, infizierte schlussendlich die ganze Nation und führt zum Untergang. Und am Ende gibt es nur Verlierer.
Am Schluss von Kapitel 18 gibt es zwei Bemerkungen, die aufzeigen, wie das, was Micha da begann, eine Tragödie war, und was das mit Israel macht. Fast beiläufig wurde uns gesagt, dass der Levit «Jehonatan, der Sohn von Gerschom, dem Sohn von Mose» (V30) war. Gerschom, so sagt uns Exodus 2,22 war der Sohn von Mose und Zipporah. Der Levit in der Geschichte war also ein Enkel Moses. Wahrscheinlich wurde der Stammbaum hier abgekürzt, und es gab da noch ein oder zwei Generationen dazwischen.[4] Doch es kommt als ein Schock, dass dieser Levit ein direkter Nachkomme von Mose war, dem grossen Mose, der dem Gesetz den Namen gab.
Dieses Detail hat man uns bis jetzt vorenthalten, um genau diesen Effekt zu erzielen. Es hilft dem Leviten jetzt nicht mehr, dass er ein Nachkomme von Mose ist. Im Gegenteil, der Skandal wird noch nur stärker: Am Schluss wird noch der Name vom Mose beschmutzt![5]
Die zweite Bemerkung betrifft das, was Micha hier angefangen hat. Vers 31: «Und sie (die Daniten) stellten sich das geschnitzte Bild auf, das Micha gemacht hatte, und es blieb dort, solange das Haus Gottes in Schilo war.“ In Schilo stand die Stiftshütte nach dem in Josua das Land aufgeteilt wurde (Josua 18,1, 8-10; 19,51). In der Stiftshütte stand die Bundeslade und das Volk Israel an ihren Bund mit Gott erinnert. Und in diesem Bund steht als erstes «Du sollst keine anderen Götter neben mir haben» (Ex 25,16; Deut 10,1-5). Doch Was Micha in seinem Haus anfing, zügelt am Schluss nach Lajisch zum Stamm Dan und zieht von dort weitere Kreise. Was für ein Kontrast zur Stiftshütte in Schilo. Michas Haus verkörperte das, was in Israel zur Zeit der Richter falsch lief: Ein absolutes Religions-Chaos, und das wird am Schluss noch zum Markenzeichen vom Norden Israels.
Der Lauf der Welt
Heute noch schauen wir Menschen gerne für uns selbst. Viele Menschen brauchen keinen Gott mehr, «der Gott, der die Welt geschaffen hat“ (Apg 17,24). Gott ist heute bei vielen Menschen nicht mehr hoch im Kurs. Heute stellen die wenigsten noch Götzen auf, aber wir sehen sie in dem, was ihnen wichtig ist.
Aber was da bei der Geschichte von Micha speziell ist, ist dass es nicht um die «Welt» geht, die Geschichte ist keine Geschichte von Ungläubigen – die Geschichte da im Richter dreht sich um Israel. Es geht um Götzendienst im Leben vom Volk Gottes, denjenigen, die eigentlich wissen sollten, wie es läuft. Sie kennen das Gesetz auswendig, aber leben nicht danach (Richter 17,2,3,13; 18,6). Doch die Kultur, wo sie lebten, hatte eine Anziehungskraft und in ihnen drin war ein ungesundes (sündiges) Verlangen, das sie dazu verführte, ihre eigene Religion zu basteln – und so kommt es zum Götzendienst. Und am Schluss wurden sie selbstverblendet, «jeder tat, was in seinen Augen recht schien“ (17,6).
Was hilft gegen einen solchen verdrehten Zustand? Im Text haben wir einen Hinweis: "In jenen Tagen gab es keinen König in Israel" (17,6) –das war das Problem, oder mindestens ein Teil davon. Es brauchte einen König, um wieder Ordnung ins Chaos zu bringen – damit Israel wieder ihren Glauben gesund leben kann. Als die Zeit reif war, kam ein solcher König – David, der Jerusalem so ausrichtete, damit Gott wieder richtig angebetet wurde. Der König sorgte dafür, dass der Gottesdienst ordnungsgemäss gefeiert wurde (2. Sam 6). Und Salomo perfektionierte das Ganze dann noch mit dem prächtigen Tempel, so wie David ihn geplant hatte (1. Könige 5-8). Doch das war eigentlich auch nicht das, was Gott wollte. Gott gibt Israel nur einen König, weil sie das unbedingt wollen. Aber es half dem Volk wieder zu einem gesunden Glauben zu finden. Sie wendeten sich wieder Gott zu. Doch ein König kann nur so viel garantieren – und so war das keine Lösung auf Dauer. Wir sahen das am Ende von Salomos Leben (1. Kö 11). Es brauchte etwas Besseres – etwas, das an die Wurzel des Problems geht und einen echten Neuanfang möglich macht.
Diese Lösung kam dann so, dass Gott Mensch wurde: Jesus der göttliche König, Christus, der grosse Sohn Davids. Jesus Christus das wahre Abbild Gottes (Hebräer 1,3), die umfassende Antwort auf die Sünde. Durch Jesus wird die Beziehung zwischen Gott und Mensch wieder hergestellt – ohne Manipulation. Jesus ist der Ausweg aus dem Religions-Chaos der Menschen. Durch Jesus haben wir Vergebung und auch den Heiligen Geist – Gott lebt in uns. Jesus hat es vollbracht, der Weg ist offen. Aber in unserer Welt ist noch nicht alles so, wie es sein könnte. Die Sünde hat immer noch ihre Wirkung. Wir leben in einer gefallenen Welt, und das hat eine Sogwirkung. Die Welt ist zu viel für uns. Wir halten das fast nicht aus. Da gibt es vieles, was uns von Christus weglocken möchte. Wenn man sich mal durch den Dschungel der Religionen durcharbeitet, dann staunt man nur, was da so alles für Angebote gibt (1. Korinther 7,31; 1. Johannes 2,8+17). Doch der grosse Tag kommt, wo Gott alles prüfen und entlarven wird (Jesaja 2,20-22). Darum erstaunt es uns nicht, dass im Neuen Testament Johannes seinen ersten Brief kurz und knackig abschliesst, mit «Kinder, hütet euch vor den Götzen“ (1. Joh 5,21). Ein Gedicht sagt es so:
Was auch immer mich versucht von Gott wegzuziehen.
Hilf mir Herr, das vom Thron zu stossen,
damit ich einzig und allein, Herr, dich anbeten kann.
Wir singen jetzt gemeinsam das Lied «Gott mein Fels»: «wie stürmisch unsere Welt auch ist, du bist mein Zufluchtsort, du bist mein Halt, mein sicherer Ort und mein Fundament.» In unserer Welt wo vieles drunter und drüber geht, da ist die Versuchung gross, und an diesem oder jenem festzuhalten. Jesus ist unser Fundament. Niemand ist so wie du, deine Güte umgibt mich.
[1] Eine solche Zahlung finden wir auch in 1. Samuel 9,5-10. Im 1. Samuel war es ein Prophet, der aufgesucht wurde, zur Zeit der Richter waren es die Priester, die dafür aufgesucht wurden (z.B. Ri 20,27+28). Eine Zahlung war nicht zwingend, aber so wie der Levit beschrieben wird, kann man sich gut vorstellen, dass er dafür bezahlt wurde.
[2] Nicht zuletzt die ahnungslosen Bürger von Lajisch!
[3] "Bis zu dem Tag, an dem das Land in die Verbannung geführt wurde" in Vers 30 bezieht sich wahrscheinlich auf die Verwüstung des Gebiets, in dem Dan sich befand, und die Deportation seiner Bevölkerung nach Assyrien durch Tiglath-pileser III. im Jahr 734 v. Chr., etwa 475 Jahre nach der Mitte der Zeit der Richter. Für Einzelheiten siehe Webb, Judges, S. 1–12+449. Das vollständige Ende des nördlichen Königreichs kam mit dem Fall seiner Hauptstadt Samaria an Sargon II. im Jahr 722 v. Chr. (2. Könige 17,21-23).
[4] In der Bibel kommt es oft vor, dass ein oder zwei Generationen ausgelassen werden. «Sohn» wird dann zur Metapher für «Nachkommen», so wie «Söhne Israels», oder der Messias als «Sohn Davids» usw. Vgl. ebd. S. 448.
[5] Ebd. Der Skandal war so gross, dass ein Schreiber den Namen Mose so abänderte, dass er «Manasse» lass.