Taufe “im Namen”
Serie: | Bibeltext: Apostelgeschichte 22,16
Ist dir schon mal aufgefallen, dass wir bei jeder Taufe «im Namen» taufen? «So taufe ich dich im Namen von Vater, seinem Sohn Jesus Christus und dem Heiligen Geist». Was bedeutet das, im Namen getauft zu werden?
Nach dem Paulus mit Christus eine spezielle Begegnung auf dem Weg nach Damaskus hatte kommt er zurück nach Jerusalem und erzählt seinen jüdischen Kollegen, was er erlebt hat, und was ihm Ananias mit auf den Weg gab: "Steh auf, lass dich taufen, rufe seinen Namen an und lass dir deine Sünden abwaschen!" (Apg 22,16). Es ist noch spannend, dass Paulus hier einen Zusammenhang zwischen der Taufe und dem Namen macht – sei es der Name von Jesus oder von der Dreieinigkeit.[1]
Den Namen des Herrn anrufen
Kain und Abel waren die ersten, die "den Namen des Herrn anrufen". Es heisst dort, «Damals fing man an, den Namen des HERRN anzurufen“ (Gen 4,26b). Bei Kain und Abel ist das mehr eine Randnotiz, aber bei Abraham wird das dann wichtiger. Als er den Auftrag bekommt zwischen Bethel und Ai sein Zelt aufzuschlagen, heisst es: „…und dort baute er dem HERRN einen Altar und rief den Namen des HERRN an“ (Gen 12,8b). Es gibt also eine Verbindung mit dem Anrufen vom Namen des Herrn und dem Opfern. Bei Abraham kommt das dann noch 2x vor, einmal auch ohne Altar. Auch Isaak und Jakob führen das weiter. Als Isaak den Bund von Abraham erneuert, heisst es: „Und dort baute er einen Altar und rief den Namen des HERRN an; und dort schlug er sein Zelt auf“ (Gen 26,25a). Im Genesis spielen Altäre also eine wichtige Rolle in der Beziehung zwischen Menschen und Gott.
Auch Elija, als er mit den Propheten vom Baal einen Wettbewerb veranstaltet, baut er einen Altar und fordert die Baal Propheten auf, den Namen von ihrem Gott anzurufen, doch dann geht nichts. Erst als Elija den Namen vom Herrn anruft, da fällt Feuer vom Himmel (1. Kö 18,20-40).[2]
Als David in 1. Chronik 16 die Bundeslade nach Jerusalem in die Stiftshütte bringt, da wird uns auch vom (16,1). David gibt dann den Leviten den Auftrag regelmässig vor der Bundeslade Opfer zu bringen, und sagt, „Preist den HERRN, ruft seinen Namen an, tut kund seine Taten unter den Völkern“ (16,8).
Auch bei den Propheten finden wir das. Ein gutes Beispiel finden wir beim Propheten Joel, was dann im Neuen Testament von Petrus aufgenommen wird. «Jeder aber, der den Namen des HERRN anruft, wird gerettet, denn auf dem Berg Zion und in Jerusalem wird Rettung sein, wie der HERR es gesagt hat, und bei den Entronnenen, die der HERR ruft“ (Joel 3,5). Der Berg Zion ist bei Joel mehr als nur ein geografischer Ort, es ist der Ort vom Tempel, vom Haus vom Herrn (3,17-18), und da geht es dann wieder um Opfer.
In den Psalmen finden wir ein spannendes Beispiel aus dem Alltag. Der Beter in Psalm 116 ist im Stress, und er bittet Gott um Hilfe, weil er Todesangst hat (116,3): «Da rief ich den Namen des HERRN an: Ach, HERR, rette mein Leben.“ (V4) Dann später sagt er:
Wie kann ich wiedergeben dem HERRN,
was er mir Gutes getan hat?
Den Kelch der Rettung will ich erheben
und den Namen des HERRN anrufen.
Meine Gelübde will ich dem HERRN erfüllen
vor seinem ganzen Volk. (116,12-14)
Zuerst erhebt er den „Kelch der Rettung“ und etwas später redet er dann vom Opfer, dass er bringen wird:
Ich will dir ein Opfer des Dankes darbringen
und anrufen den Namen des HERRN.
Meine Gelübde will ich dem HERRN erfüllen
vor seinem ganzen Volk,
in den Vorhöfen am Haus des HERRN,
in deiner Mitte, Jerusalem. (116,17-19)
Sein Gelübde war, dass er, wenn Gott ihn vor dem Tod rettet, dann wird er ihm im Tempel in Jerusalem ein Dankopfer bringen.[3] Und eben da rief er dann den Namen des Herrn an.
Ein Haus für den Namen des Herrn
Es gibt also einen Zusammenhang zwischen «den Namen des Herrn anrufen» und einem bestimmten Ort, wo Gott besonders präsent ist, meistens der Tempel.
Als der Herr dem Mose die Tafeln mit den 10 Geboten gibt, macht er klar, dass Götzendienst nicht geht, und dann erklärt er Mose: «Einen Altar aus Erde sollst du mir errichten und darauf deine Brandopfer und Heilsopfer, deine Schafe und Rinder, schlachten. An jeder Stätte, an der ich meinen Namen kundmachen werde, will ich zu dir kommen und dich segnen“ (Ex 20,24). Beim Opfer geht es also um einen Bund, d.h. das Opfer bestätigt die Beziehung zwischen Israel und dem Herrn. Und deshalb soll Israel, wenn es im verheissenen Land ankommt alle fremden Altäre im Land zu zerstören:
Nur die Stätte sollt ihr aufsuchen, die der HERR, euer Gott, aus all euren Stämmen erwählen wird als seine Wohnung, um seinen Namen dorthin zu legen, und dorthin sollst du kommen, und dorthin sollt ihr eure Brandopfer und Schlachtopfer bringen... (Deut 12,5-6)
Dann bei König Salomo, als er den Tempel einweiht, da merken wir, dass der «Name» das Markenzeichen vom Tempel ist. Denn Salomo beruft sich auf das Verspechen von Gott an seinen Vater David, «Er (David) wird meinem Namen ein Haus bauen“ (2. Sam 7,13). Mehrmals erwähnt Salomo den „Namen“ des Herrn (1. Kö 8,29.33.35.41-44.47-48).
Und so habe ich euch jetzt aufgezeigt, dass es zwischen Tempel, Opfer und dem Namen des Herrn einen Zusammenhang gibt, und genau das prägt dann im Neuen Testament die Taufe "im Namen".
Tut Busse und lasst euch taufen
Die Apostelgeschichte fängt mit zwei Arten von Taufen an, die Taufe des Johannes mit Wasser und die Taufe mit dem Heiligen Geist, wo die Jünger an Pfingsten empfangen sollen (Apg 1,5). Johannes der Täufer sagt in allen vier Evangelien, dass derjenige, der nach ihm kommt, mit dem Geist taufen wird (Matt 3,11; Mk 1,8; Lk 3,16; Joh 1,33).
Und so kommt es, wo Jesus vor der Auffahrt von der «Taufe» spricht, dann sagt er, dass sie die den Heiligen Geist empfangen werden (Apg 1,5+8). Und am Schluss der Pfingstrede ermahnt Petrus die Zuhörer, sich taufen zu lassen, und verspricht, dass sie «die Gabe des heiligen Geistes» (2,38) empfangen werden. Was die Jünger hier im Obergemach in Jerusalem erlebt haben, hat mit der Taufe zu tun.
Petrus in seiner Rede erwähnt die Stelle von Joel, die sagt das der Tag kommen wird, wo der Heilige Geist auf alle ausgegossen wird (Apg 2,17-21, zitiert Joel 2,28-32): »Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden« (Apg 2,21). Da haben wir wieder den Zusammenhang zwischen dem Namen des Herrn und der Taufe. Im Alten Testament wurde jeweils noch der Tempel erwähnt, doch das tritt hier etwas in den Hintergrund. Das hat mit dem Heiligen Geist zu tun, der ihnen versprochen wird. Weil, wenn die Jünger mit dem Heiligen Geist erfüllt werden, dann wohnt Gottes Gegenwart in ihnen und sie werden selbst zum Tempel für Gott.
Am Anfang dieser Predigt haben wir die Stelle von Paulus angeschaut, wo er erzählt, wie ihm auf dem Weg nach Damaskus Jesus begegnet, und wie im nachher Ananias sagt, «Und nun, was zögerst du noch? Steh auf, lass dich taufen, rufe seinen Namen an und lass dir deine Sünden abwaschen!“ (Apg 22,16) Das ist genau das, was Petrus an Pfingsten predigt.[4]
In Kapitel 8 der Apostelgeschichte predigt Philippus das Evangelium in Samaria "vom Reich Gottes und vom Namen Jesu Christi", und die Zuhörer lassen sich taufen (Apg 8,12). Einige Verse später beschreibt Lukas dies als eine Taufe "auf den Namen des Herrn Jesus" (8,16). Im nächsten Kapitel, wo zum ersten Mal als die Begegnung von Paulus mit Jesus beschrieben wird, da beschreibt Ananias die Gemeinde als "alle … , die deinen Namen anrufen" (9,14). Einige Verse später wendet sich Ananias an Paulus: "Saul, mein Bruder, der Herr hat mich gesandt, Jesus, der dir erschienen ist auf dem Weg, den du gekommen bist: Du sollst wieder sehen und erfüllt werden von heiligem Geist!" (9,17b). Und dann wird beschrieben, wie sich die Verheissung von Ananias erfüllt: "Da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen, und er sah wieder; und er stand auf und liess sich taufen.“ (9,18). Es gibt also einen Zusammenhang zwischen der Taufe und dem Empfangen des Heiligen Geistes. Doch bei Kornelius und seinen Leuten da sehen wir, dass der Heilige Geist nicht an die Taufe geknüpft war. Sie bekommen nämlichen den Heiligen Geist vor der Taufe (10,44-48). Natürlich war bei Kornelius das Spezielle, dass Heiden dazukommen. Sie bekommen die Gabe des Heiligen Geistes zum Voraus, weshalb Petrus dann anordnet, dass sie sich nun taufen lassen sollen (10,48).
Wenn Menschen, die Jesus noch nicht kennen (Heiden) in die Gemeinde aufgenommen werden, dann geschieht das durch die Taufe und da gehört der Heilige Geist dazu. Und das hat dann eben mit dem «Namen» und dem Tempel zu tun hat. Nach der Taufe ist unsere Identität die, dass Gott durch den Heiligen Geist in uns lebt. Wir sehen das wunderbar im 1. Korintherbrief.
Wurdet ihr auf den Namen des Paulus getauft?
In Korinth gab es einen Streit zwischen Gruppen in der Gemeinde, und genau da braucht Paulus die Taufe, um sie daran zu erinnern, dass sie als Gemeinde eine Einheit sind. Er stellt die rhetorischen Fragen: „Ist der Christus zerteilt? Wurde etwa Paulus für euch gekreuzigt? Wurdet ihr auf den Namen des Paulus getauft?“ (1. Kor 1,13) Paulus sagt hier, dass die Korinther auf den Namen von Christus getauft wurden, und so auch mit anderen Christen verbunden sind (siehe 1. Kor 12). Er betont dann: "Ich danke Gott dafür, dass ich niemanden von euch getauft habe ausser Krispus und Gaius – so kann niemand sagen, ihr wäret auf meinen Namen getauft worden." (1,14-15). Doch genau das machen einige!
"Dies alles aber ist von euch abgewaschen, ihr seid geheiligt worden, ihr seid gerecht gemacht worden durch den Namen des Herrn Jesus Christus und durch den Geist unseres Gottes.« (1 Kor 6,11). Die Taufe ist also ein Abwaschen der Sünden (Apg 22,16; Eph 5,26; Titus 3,5 & 1. Kor 1,13; 10,2; 12,13; 15,29) und das geschieht «durch den Namen des Herrn Jesus Christus», was wieder zeigt wie sehr die Taufe mit dem Namen verbunden ist (vgl. Apg 2,38; 8,16; 10,48). Das geht dann noch etwas tiefer, als er etwas am Lebensstil von einigen Korinthern auszusetzen hat. An dieser Stelle beruft er sich dann auf den Heiligen Geist, der in ihnen wohnt: „Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wirkt und den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört? Ihr seid teuer erkauft. Verherrlicht also Gott mit eurem Leib!“ (1. Kor 6,19-20)
Die Korinther sollen ihren Körper als Tempel des Heiligen Geistes behandeln und Gott in diesem Tempel Gott so anbeten, dass es ihn verherrlicht (siehe Röm 12,1). Die Verbindung zwischen Taufe und dem Bild vom Körper als den Tempel, wo der Heilige Geist drin wohnt, ist eine Parallele zu dem, was wir im Alten Testament gesehen haben. Im Tempel ist der Wohlgeruch vom Opfer zu Gott aufgestiegen, und genauso sollen wir durch unseren Lebensstil vom Gebet, Gott in unserem Körper verherrlichen.
Darum geht hin und macht alle Völker zu Jüngern
Wohl der berühmteste Bezug auf den Namen bei der Taufe finden wir im Missionsbefehl:
Geht nun hin und macht alle Völker zu Jüngern: Tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes, und lehrt sie alles halten, was ich euch geboten habe. Und seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende (Matt 28,19-20).
Nach dem, was wir jetzt angeschaut haben, bekommt die Verheissung, dass der auferstandene Herr bis ans Ende der Welt bei ihnen sein wird, kombiniert mit der Taufe „auf den Namen“ plötzlich eine ganz andere Bedeutung. Im Alten Testament war der „Name“ von Gott im Tempel zu Hause. Da bei der Taufe nimmt Gott in allen Getauften Wohnung, wenn wir im oder auf den Namen getauft werden.
Heute noch, wenn wir die Gute Nachricht von Jesus verkündigen, gehört die Taufe natürlich dazu. Im Alten Testament wurden die Rauchopfer im Tempel im Namen vom Herrn dargebracht, heute ist es unser Leben, dass Gott wohlgefällig ist, weil er in uns wohnt. So gehört das Evangelium und die Taufe «auf den Namen» natürlich zusammen.
Gott möchte also bei dir und mir Wohnung nehmen, und dadurch wird sein Name bis ans Ende der Welt verkündigt. Und wir dürfen dann das anderen Menschen weitergeben und vorleben, so wie Jesus es vorgelebt hat (Matt 28,20). Und so wird der Name vom Herrn unter den Völkern gross gemacht (Ez 36,22-28).
Schluss
Gäll, bei mir war es so, dass ich mich nach dem Unti-Fest taufen lassen wollte. Weil ich bewusst sagte, ich möchte meinen Weg mit Gott gehen. In den Ferien letzte Woche habe ich mir überlegt, was mir das im Leben für eine Kraft und Freude gegeben hat. Der Schöpfer von unserem Universum lebt in mir und ich kann jeden Tag darauf vertrauen, dass er mich führt und leitet. Und wenn ich zurückschaue, das war eine der besten Entscheidungen in meinem Leben, weil es mir einen Boden und einen Halt im Leben gab. Ich habe schon das eine oder andere erlebt, und die Taufe ist da eine wunderbare Quelle, weil Gott durch den Heiligen Geist in mir lebt.
Wenn du noch nicht getauft bist, und du sagst, ich möchte diese Beziehung mit Gott auch so haben, dann melde dich bei mir, damit wir zusammen die nächste Taufe vorbereiten können. Wir werden nach den Sommerferien wieder eine Taufe feiern und das ist eine geniale Gelegenheit, die Kraft und Freude in dein Leben aufzunehmen, und mit ihm unterwegs zu sein.
[1] Siehe auch Matthäus 28,19; 1. Korinther 1,13-15; 6,11
[2] Die Kirchenväter sahen im Regen nach dem Opfer von Elija eine Art Taufe. Siehe Jean Daniélou, The Bible and the Liturgy. 1956, S. 106f
[3] siehe Levitikus 7,11-15
[4] Es ist ähnlich. Paulus ersetzt einfach „der Herr“ mit dem Pronomen „seinen Namen“
