Uns selbst sein
Serie: Verändert in sein Ebenbild | Bibeltext: Genesis 1,27, Kolosser 1,15
Wir sind in einer Predigtserie über persönliche Veränderung und das wollen wir heute anschauen, wer wir Menschen sind. Den das Verständnis unseres Mensch-seins hat einen Einfluss auf unsere Veränderung.
Wenn wir uns z.B. einfach nur als körperliche Wesen verstehen, dann geht es bei Veränderung nur darum unsere Gehirnströme umzuprogrammieren, damit es uns besser geht und damit hoffentlich auch den Menschen um uns herum. Wenn wir aber Wesen mit z.B. Körper und Seele sind, dann hat Veränderung wahrscheinlich auch mit der Seele zu tun.
Einige Gedanken zu Psychologie und Hirnforschung
Hast du auch schon mit Kollegen über Veränderung gesprochen? Da hört man schnell einmal so etwas wie, «Der Mensch mit seinen Freuden und Leiden ist doch nicht mehr als ein Bündel voller Nervenstränge und Molekülen. Wir brauchen doch keine Seele, die irgendwie ausserhalb von unserem Körper schwebt, das ist doch veraltet und erfunden von den Religionen.» Spannend. Hat natürlich einen Einfluss darauf, wie man dann persönliche Veränderung versteht.
--> Bild vom Menschlichen Körper
Habt ihr vielleicht auch schon gehört. Psychologie und Hirnforschung wäre auch spannend, doch wir wollen heute anschauen, was die Bibel zu uns Menschen sagt. Denn wenn wir uns Gedanken über unsere Veränderung machen, dann ist schon die Frage, was denn da genau an uns verändert wird.
Wie spricht die Bibel über uns Menschen?
Wenn wir an den Anfang (Genesis) gehen, dann ist da mal Genesis 1,27:
Das Bild Gottes
In der hebräischen Bibel beginnen wir da am besten bei Genesis 1,27.
Und Gott schuf den Menschen als sein Bild,
als Bild Gottes schuf er ihn;
als Mann und Frau schuf er sie.
Zuerst einmal sind wir Menschen Priester, denn dieser Vers kommt gleich nach dem, der Garten Eden als der Tempel Gottes dargestellt wird. Gott stellt den Menschen in seinen Garten, d.h. seinen Tempel, und der Mensch hegen und pflegen darf.
Paulus nimmt dieses Bild im Neuen Testament auf und sagt, dass Christus derjenige ist, der dieses Bild von Gott am besten wiedergibt.
Er [Christus] ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes,
der Erstgeborene vor aller Schöpfung. (Kolosser 1,15)
Jesus ist die perfekte und beste Version von Adam, dessen Bild von Gott nach seinem Fall in Genesis 4 wurde beschädigt (Röm 8,28-29; 1. Kor 15,47-49; 2. Kor 3,17-18; Eph 4,20-24; Kol 3,9-11).
Wir sind also nach dem Bild Gottes geschaffen, und für Paulus ist klar, wenn wir Christus in unser Leben aufnehmen, dann werden wir in sein Ebenbild verändert.
Doch von Genesis zum Paulus ist ein ziemlicher Sprung, weshalb wir diese Lücke noch etwas mehr füllen wollen, damit wir verstehen, was es bedeutet ins Bild von Christus verändert zu werden.
Körper, Seele und Geist?
Da kann uns Genesis 2,7 schon mal helfen:
da bildete der HERR, Gott, den Menschen aus Staub vom Erdboden und blies Lebensatem in seine Nase. So wurde der Mensch ein lebendiges Wesen. (Gen 2,7)
Wir Menschen sind ein ‘lebendiges Wesen’, weil Gott etwas von sich in uns hineinbläst, nämlich seinen Atem, was im Hebräischen der ‘Ruach’ ist oder Gottes Geist. Und so kommt es, dass wir etwas von Gott in uns tragen, und das macht uns Menschen speziell.
Wir haben ein Verlangen, das über das hinausgeht, was die materielle Welt zu bieten hat. In Psalm 63 betet der Psalmist «meine Seele dürstet nach dir, mein Gott» (Ps 63,2). Das ist ein Grund, warum der Mensch ein Verlangen hat mit Gott zu sprechen. Wir spüren tief in uns, das kann nicht alles sein. Da ist ein Gott, der mir in Jesus begegnet, der mit mir eine Beziehung will.
Lampe als Illustration
Wir haben Durst nach Wasser und ein Verlangen nach Licht. So wie Wasser den Durst stillt, so still Licht unsere Sehnsucht nach Orientierung, Wärme und Licht.
Wir haben in uns eine Seele, die selbst ein Licht ist, und vom Licht angezogen wird. Das Licht repräsentiert vielleicht die Liebe Gottes.
Körper-Seele oder Fleisch-Geist Dualismus
Manchmal gibt es solche, die von diesem Vers (Gen 2,7) ableiten, dass es eine Konkurrenz zwischen Körper und Seele gibt. Wir sind aus Staub/Fleisch gemacht, was vergänglich ist, und die Seele im Gegensatz dazu ist dann das Ewige in uns – was bleibt.
Manchmal schleicht sich von diesem Gegensatz das Denken ein, dass der Körper deshalb weniger wichtig ist, als unsere Seele – denn sie ist ja das Einzige von uns, was nach dem Tod bleibt. Naja, das ist ein ungesunder Auswuchs, der sich manchmal in unserem Denken festsetzen kann, wenn wir nur gewisse Stellen der Bibel lesen und andere vernachlässigen.
Natürlich kann man, wenn man das will, so sehen: Der Körper geht am Schluss vom Leben in ein Loch im Boden (Scheol) und die Seele, unser menschliches Bewusst-sein bleibt über den Tod bestehen. Eine Bibelstelle, die das z.B. unterstützen würde, wäre Markus 14,38: «Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung kommt! Der Geist ist willig, das Fleisch aber schwach.“ Die Spannung zwischen Geist und Fleisch finden wir in der Bibel. [1] Aber eben, das ist nicht das Einzige, was die Bibel über den Menschen sagt.
Die ganze Person – Ganzheitlichkeit
Nefesch
Da gibt es noch das Hebräische Wort «Nefesch» das meistens als Seele übersetzt wird, doch man könnte es auch mit Psyche oder ähnlichem übersetzen. Das ist der Ort wo die Gefühle oder das innere Wesen vom Menschen daheim ist. Wenn hier das Wort Seele verwendet wird, dann ist das nicht im Sinne von Rivalität, sondern im Sinne vom Menschen als Ganzes. Hier ein Beispiel:
Denn wer mich gefunden hat, hat das Leben gefunden (…)
Aber wer mich verfehlt, schädigt sich selbst (…) (Spr 8,35-36)
Dieser Nefesch ist wichtig, weil es uns zeigt, dass der Mensch in der Bibel ein ganzheitliches Wesen ist.
Ruach
Dann ist da noch der ‘Ruach’ mit seiner Bedeutung im Zusammenhang mit uns Menschen. Es hat viele verschiedene Bedeutungen und wird nie für den ganzen Menschen gebraucht. Das erinnert uns daran, dass wir nicht zu schnell die Rivalität abschütteln sollten. Hier ein Beispiel aus Hiob 15,12-13:
Warum reisst dein Herz dich hin,
und was rollen deine Augen,
dass du deinen Zorn gegen Gott richtest
und solche Worte aus deinem Munde kommen lässt?
Der Zorn, der hier gegen Gott gerichtet wird, ist die Fähigkeit vom Menschen abzuwägen, zu wählen, zu beraten, depressiv zu werden, willensstark zu sein, zu hassen oder wie da im Hiob zu rebellieren.
Der Mensch ist also ein komplexes Wesen, was wir auch im nächsten Begriff finden.
Baschar
Das ist das normale hebräische Wort für Fleisch, und da steckt ganz viel drin. Das ist jetzt nicht mehr so hochgestochen wie der Nefesch oder der Ruach, da geht es einfach ums Fleisch, doch auch das gehört zum Menschen, und ist wieder ein Gegenpunkt zu einem Menschenbild, wo ein Teil vom Mensch wichtiger ist, als der andere. Auch unser Fleisch gehört zu uns. Ein gutes Beispiel ist da Jesaja 49,26b:
Alles Fleisch wird erkennen, dass ich, der Herr, dein Retter bin, und dein Erlöser, der Starke Jakobs.
Leb
Das hebräische Wort ‘Leb’ bedeutet wörtlich ‘Herz’. Im Altertum wusste man, wenn dieses Organ schlägt, dann ist im Körper Leben drin. Damals wusste man noch nicht, dass das die Pumpe ist, die unser Blut in den Körper pumpt. Was damals als Herz bezeichnet wurde, würden wir heute als Gehirn bezeichnen. Es ist der Ort der Wahrnehmung, Vernunft, Verstehen und Einsicht, aber Erinnerung, Wissen und Entscheidung. Alles, was unsere Persönlichkeit ausmacht, kommt in der Bibel aus dem Herzen: Emotionen, Gefühle, Liebe und Hass – all das kommt aus dem Herzen. Hier ein Bespiel:
Ängste bestürmen mein Herz,
führe mich hinaus aus meiner Bedrängnis. (Ps 25,17)
Mehr als auf alles gib acht auf dein Herz,
denn aus ihm strömt das Leben. (Sprüche 4,23)
Wenn wir vom Herzen reden, dann reden wir von der Person – seinem Leben und wie er es gestaltet, und zwar als Ganzes.
Wir könnten noch einige andere Aspekte vom Menschen anschauen, doch das soll uns hier genügen. Wichtig ist mir einfach aufzuzeigen, dass wir keine zweiteilige Wesen, sondern ganzheitliche Wesen sind. Die Bibel spricht auf ganz verschiedene Arten über den Menschen. Und wenn wir im Neuen Testament vom Herzen, Verstand, Körper, Seele und Geist lesen, dann steckt da vom Hebräischen her ganz viel dahinter. Als Menschen sind wir nicht nur Körper und Seele, wir sind komplexe Wesen.
Jetzt denkst du vielleicht, wieso ist das wichtig?
Outreach
Wir reden ja momentan über Alphalive, und da ist das zum Beispiel wichtig, weil wir auf den ganzen Menschen eingehen. Wir wollen nicht nur Seelen retten, sondern wir möchten, dass Menschen als Ganzes, mit ihrer Persönlichkeit und ihren Gefühlen Jesus kennenlernen.
Wie reden wir mit Menschen über den Glauben? Sehen wir nur eine Seele, die gerettet werden muss, oder gehen wir auf den ganzen Menschen ein?
Uns Sorge tragen
Unser Menschenbild hat aber auch Auswirkungen darauf, wie wir uns selbst Sorge tragen. Nehmen wir Christen unser ganzes Mensch-sein ernst, oder vernachlässigen wir z.B. unsere Gefühle, oder unseren Körper.
Manchmal gibt es Christen, die geben alles, um «Seelen zu retten» oder Menschen für Jesus zu erreichen, und die vernachlässigen dann z.B. ihre Psyche oder ihre Beziehungen. Ist mir mal eingefahren, als ein guter Freund von mir einmal sagte, «Stefan, ich habe zu verbissen versucht ‘Seelen zu retten’ und dabei meine Gesundheit und Familie vernachlässigt.»
Wenn wir uns im Reich Gottes investieren, dann gehört es dazu, dass wir gesund bleiben und auch unsere Beziehungen pflegen. Ich glaube wir leben das als Gemeinde schon ganz gut. Mir tut es jeweils gut, wenn wir gemeinsam lachen können. Mindestens einmal pro Tag lachen, hilft unserer Gesundheit.
Unsere Wünsche zählen
Ich bin als Kind so aufgewachsen, dass meine Wünsche nicht ernst genommen wurden. Jetzt wo ich selbst Kinder habe, und besonders im Teenie Alter, da ist es mir wichtig, auf ihre Bedürfnisse einzugehen. Psalm 21,3 sagt, dass Gott Wünsche in unser Herz gelegt hat, und deshalb sind diese wichtig.
Unsere Seele ist wichtig
Das heisst jetzt aber nicht, dass wir keine Seele haben. Sie gehört zu uns Menschen, und deshalb dürfen wir unserer auch Sorge tragen. Wenn wir nur noch über unsere menschlichen Bedürfnisse reden, und dabei unsere Seele ausblenden, dann ist das auch ungesund. Es gibt nämlich ein Leben nach dem Tod und auch das gehört zu unserem Mensch-sein.
Schluss
Wir Menschen sind komplexe Wesen, und das bedeutet, wenn wir übers Thema persönliche Veränderung reden, dann gibt es keine einfachen Antworten.
Doch wir können uns daran festhalten: Gott möchte uns Menschen verändern, auch wenn das nicht immer ganz einfach ist. Gott möchte uns durch Christus verändern, und so was wie ‘heilig’ machen, doch im Leben gibt es da viele verschiedene Aspekte. Was mich ermutigt, ist, dass wir durch den Heiligen Geist Tag für Tag am inneren Menschen verändert werden – wie auch immer das aussehen mag. Durch die Auferstehung durch Jesus erleben wir eine ganzheitliche Veränderung, die erst bei der Wiederkunft von Jesus abgeschlossen wird, siehe 2. Kor 4,16-18.
Was nehmen wir nun von dieser Predigt mit? Hier einige Vorschläge:
Take away 1: Ganzheitlich leben
Wenn wir an unseren Körper denken, da gibt es einige Punkte: Wie oft gönnst du dir auch mal eine Pause? Suchst du Bewegung? Wie steht es mit der Ernährung? Schläfst du genügend?
Dann aber auch unserer Seele Sorge tragen: Wie pflegst du deine Beziehung mit Gott? Dieses Verlangen nach Gemeinschaft mit Gott? Nimmst du dir regelmässig Zeit mit Gott? Nimmst du dir Zeit, um auf ihn zu hören? Im Gebet und im Lesen der Bibel? Wie geht es dir mit Dankbarkeit? Gott beschenkt uns reich, uns manchmal schauen wir nur auf das Negative. Da tut es manchmal einfach auch gut, Gott danke zu sagen, auch wenn es uns nicht darum ist.
Kannst vielleicht überlegen, welchen Bereich von meinem Leben habe ich in letzter Zeit vernachlässigt? Dann nimm dir vor, bewusst etwas für diesen Bereich zu tun.
Take away 2: Wir dürfen unsere Wünsche und Bedürfnisse ernst nehmen
Gott hat gute Wünsche in unsere Herzen gelegt (Ps 21,3). Statt sie zu unterdrücken, dürfen wir diese prüfen und dankbar annehmen.
Vielleicht hast du einen solchen Wunsch auf deinem Herzen. Dann schreib ihn mal auf, und bete darüber. Wie könntest du diesen Wunsch so einsetzen, damit andere dadurch gesegnet werden?
Take away 3: Beziehungen pflegen und Freude kultivieren
Als Christen wollen wir nicht verbissen durchs Leben gehen. Freude und Lachen sind auch geistlich gesund. Wenn wir Gemeinschaft pflegen, dürfen wir uns gegenseitig ermutigen, auch die schönen Seites vom Leben bewusst zu leben.
Vielleicht planst du diese Woche ganz bewusst etwas, dass dir Freude macht – etwas, das dir und deinem Umfeld guttut. Kann ein gemeinsames Essen sein, ein Spieleabend, oder einen Spaziergang.
Take away 4: Mit Menschen ganzheitlich Beziehung pflegen
Wir haben ja am Anfang über Alphalive gesprochen, und wie wir Menschen für Alphalive einladen können. Da geht es ganzheitlich um den Menschen. Wie wir uns fühlen, in welcher Situation wir sind und was für Fragen sie haben, all das gehört dazu.
In einer Gemeinde, wo ich war, hatten wir etwas ähnliches wie ein Alphalive organisiert. Wir hatten in unserer Gemeinde eine Frau, die seit ca. einem Jahr kam und irgendwann brachte sie ihren Mann mit. Doch der war ein ekliger Typ, der gerne mit Fragen provozierte. Ich habe mir jeweils einfach Zeit genommen für ihn, doch ich habe mir jeweils gesagt, es geht hier nicht darum, seine Frage korrekt zu beantworten, sondern ihm zu zeigen, dass ich ihn ernstnehme und respektiere.
Das war dann so, und dann kam er an diese Abende, und es ging so weiter. Doch er merkte, dass ich ihn nicht lächerlich hinstelle, oder blöde Antworten gab. Ich hörte zu und liess ihn ausreden, und ging auf ihn ein. War ein schwieriger Fall, aber er kam immer und danach kam er auch in den Gottesdienst.
Wo hast du Menschen in deinem Umfeld, mit denen du ehrlich und authentisch Beziehung pflegen kannst, und vielleicht auch mal fürs Alphalive einladen.
Beten wir dafür, dass Gott uns zeigt, wen wir ganzheitlich fürs Alphalive einladen können. Und wenn sie nicht kommen auch okay. Wir sehen den ganzen Menschen, und reduzieren unsere Beziehungen nicht nur auf ein Alphalive.
Gebet
Herr Jesus, wir haben hier so locker über unser Menschenbild gesprochen, doch das hat Auswirkungen auf unser Leben und unseren Alltag, und da ist nicht immer alles so einfach.
Danke, dass du in unserem Leben unser Leuchtturm bist. An dir können wir uns orientieren, wenn es in unserem Leben drunter und drüber geht.
Herr hilf uns, unserem ganzen Mensch-sein Sorge zu tragen. Nicht nur unseren Körper ist wichtig, auch unsere Seele, unsere geistliche Gesundheit. Da bitten wir dich, dass du uns durch deine Liebe führst, gerade dort wo wir Fragen und Zweifel haben. Wir wollen dir folgen und uns an dir orientieren, du bist unser Leuchtturm. Du führst uns durch die Stürme vom Leben, und dafür sind wir dir dankbar. Amen.
[1] Wir finden diese Spannung auch anderen Stellen im Neuen Testament, siehe z.B. Matt 10,28; Joh 3,6; Röm 8,5-6; 1. Kor 5,4-5.