Das Lied von Debora & Barak

Datum: 2. März 2025 | Prediger/in:
Serie: | Bibeltext: Richter 5,1-31

Das Lied (Richter 5,1-31)

Das Lied, das wir heute anschauen beginn in Vers 1 mit einem gewissen Tag: «Und an jenem Tag sangen Debora und Barak“. Das Kapitel vorher hat uns gesagt, was diesen Tag ausgemacht hatte. Zwanzig Jahre lang war Israel grausam von ihrem Feind unterdrückt worden. Sie waren im Würgegriff und bekamen fast keine Luft mehr (4,3). Verse 6-8 erzählen davon, wie das Leben in dieser Zeit ausgesehen hat. "Die Wege (wurden) verödet", weil die Menschen Angst hatten, auf ihnen zu laufen. Sie nahmen lieber Nebenwege. Das Dorfleben hörte auf, und ein normales Leben wurde unmöglich. Der Krieg stand vor den Toren. Der Feind hatte 900 Streitwagen, und Israel hatte nichts, nicht ein Schild und kein Speer war unter den vierzigtausend in Israel zu sehen (V8). Der Feind war unbesiegbar, und Israel hatte keine Hoffnung. In den Augen der Menschen war Angst zu sehen. Dann geschah eines Tages etwas, das alles veränderte. Nach 20 langen Jahren werden sie wieder frei. Und darum geht’s in diesem Lied. Schon damals als der Herr ihre Vorfahren aus Sklaverei in Ägypten befreite sangen sie ein Lied (Ex 15). Und auch später als Israel aus dem Exil gerettet wird, singen sie ein Lied (Jes 26,1). Und in Offenbarung 5,9-10 wird beschrieben, was die erlösten Menschen, das einmal im Himmel tun werden. Singen ist etwas, das zu einer Befreiung passt. Wenn Menschen von Gott gerettet werden, dann sind sie glücklich und dankbar, und so passt das Lied im Richter 5.

Führungskräfte und Freiwillige

Das erste Thema, das die Sängerin und der Sänger aufgegriffen, sind Fürsten, die geführt haben, undMenschen (gewöhnliche Menschen wie du und ich), die auf ihre Führung reagiert haben.

Dafür dass Fürsten wirklich Fürsten waren in Israel,
dafür dass das Volk sich bereitwillig einfand,
dafür lobt den HERRN. (V2)

Mein Herz gehört den Gebietern Israels,
die sich bereitwillig einfanden beim Volk.
Lobt den HERRN. (V9)

Das, was da gefeiert wird, kam nicht locker vom Hocker. Eine Schlacht muss man zuerst einmal kämpfen und ist nichts Schönes. 20 Jahre lang hatten die Menschen weggeschaut – den Kopf gesenkt, sich von den Pfaden ferngehalten, Nebenwege genommen, still gelitten. Aber dann kam der Tag, wo Fürsten (Elberfelder “Führer”) – Menschen mit Format und Charakter wie Debora und Barak –, die erkannten, da darf man nicht länger wegschauen. Wir müssen uns da reinschicken, und sie waren bereit, sich der Situation zu stellen – komme, was da wolle. Und es gab Männer und Frauen, wie du und ich, die bereit waren, ihrem Ruf zu folgen, ihnen beizustehen und den Kampf aufzunehmen. Und, trotz schwierigen Umständen, wurde die Schlacht gewonnen.

So war es für Israel, und so war es in der Geschichte der Kirche immer wieder, und so wird es auch immer wieder sein. Das Umfeld ist schwierig, der Feind überdimensional. Und es kommt zu einem Kampf, der sich nicht vermeiden lässt. Es braucht immer wieder Menschen wie zur Zeit Baraks, vielleicht ist es nicht immer ein physischer Kampf, aber auch. Da braucht es solche, die vorne hinstehen, und dann braucht es diejenigen, die mitziehen und unterstützen. Und wenn das Tandem zwischen Leitung und Gemeinde funktioniert, dann kann man ein Lied anstimmen, denn solche Menschen sind wertvoll. Es braucht diejenigen, die mutig voran gehen und es braucht die Basis, die mitzieht. Kritisieren ist einfach, aber den Mut haben, vorne hinzustehen nicht. Gott braucht beide; Leitung und Basis. Ein erster Aspekt vom Lied.

Die besten Initiativen in einer Gemeinde sind diejenigen, die von der Basis kommen. Ich habe es mal erlebt, dass eine Frau immer wieder zu mir ins Büro kam und sich darüber beklagte, dass die Gemeinde zu wenig betet. Dann einmal kam sie wieder, und sagte mir, «Stefan, ich habe nun erkannt, dass ich die Antwort fürs Gebet bin!» Und sie hat dann über die Jahre verschiedenes ausprobiert, und bis dann etwas richtig Griff, und dann ist die Gemeinde einen richtigen Rutsch vorwärtsgekommen. Es braucht Leitung UND Basis. Wenn beide zusammenarbeiten, dann kann in der Gemeinde grosses entstehen.

Gott der Krieger

Aber das ist nicht der Fokus, denn egal wie mutig die Leiter und wie willig ihre Anhänger waren, sie hätten diese Schlacht nicht gewonnen, wenn Gott nicht aufgetaucht wäre und ihnen den Sieg geschenkt hätte. Barak zögerte zunächst, nahm aber schliesslich den Auftrag an, den Gott ihm durch Debora gab, und begann, sich auf die Schlacht vorzubereiten. Dann, als der kritische Moment da war und die Schlacht geführt werden musste, gab Debora ihm noch ein Wort von Gott: "Auf! Denn dies ist der Tag, an dem der HERR Sisera in deine Hand gegeben hat. Ist nicht der HERR vor dir her ausgezogen? " (4,14). Es ging um den Herrn! Er ist Barak vorausgegangen; und als Barak gehorchte, fand er, dass Gott treu ist. In den Versen 4+5 vom Lied wird das besungen:

HERR, als du auszogst von Seir,
als du einherschrittest von Edoms Gefilde,
da bebte die Erde, troffen auch die Himmel,
auch die Wolken troffen von Wasser.

Die Berge wankten vor dem HERRN
– dem vom Sinai –,
vor dem HERRN, dem Gott Israels.

Gott kam wie ein mächtiger Krieger, der in die Schlacht zieht. Israel hatte ihn schon mal so erlebt, als sie vor der Sklaverei in Ägypten flohen und Gott die Wagen des Pharaos samt Reiter zerstörte, indem er sie im Roten Meer ertränkte.

Der HERR ist ein Krieger,

HERR ist sein Name.

4 Die Wagen des Pharao und seine Streitmacht schleuderte er ins Meer,

seine besten Kämpfer wurden im Schilfmeer versenkt.

5 Fluten bedecken sie,

in die Tiefe sanken sie wie ein Stein.

6 Deine Rechte, HERR, herrlich in Kraft,

deine Rechte, HERR, zerschmettert den Feind. (Ex 15,3-6)

"Der HERR ist ein Krieger" (Ex 15,3). In der heutigen Zeit ist das etwas aus der Mode gekommen. Gott ist doch ein Gott des Friedens, oder?! Doch je mehr ich mich mit Frieden auseinandersetze, desto mehr erkenne ich, dass gesunde Grenzen zu Frieden führen; nicht einfach wenn wir zu allem Ja und Amen sagen. Gott setzt dem Pharao im Exodus Grenzen und bei Barak setzt er dem König Jabin Grenzen. Das geht nicht, ohne Kampf. Das Leben kostet etwas, und wenn sich Gott für Frieden und Gerechtigkeit einsetzt, dann hat das seinen Preis.

Deshalb ist es wichtig, dass Gott auch ein Gott vom Krieg ist. Es gibt Situationen im Leben, die wir nicht gewinnen können. Ein Leben mit Jesus bedeutet, dass wir einen Gott haben, der für uns hinsteht. Der Feind ist zu stark, d.h. wenn wir den Sieg erringen wollen, dann muss Gott ihn für uns erringen. Die gute Nachricht ist, dass Jesus die entscheidende Schlacht bereits gewonnen hat, und versprochen hat, in all unseren Kämpfen im Leben mit uns zu sein (Kol 2,13-14; Matt 28,16-20).

Wir werden nachher das Abendmahl feiern. Jesus hat für uns am Kreuz den Sieg davongetragen.
Wo haben wir in unserem Leben Situationen, wo wir das Gefühl haben, dass es nicht so läuft, wie wir es uns wünschen. Weisst du was, Jesus hab am Kreuz für dich den Sieg schon dafür davon getragen. Wir erleben in unsrem Leben viel Auf und Ab. Manchmal kommt es uns so vor, als ob uns jemand einen Magenbox gegeben hat. Doch wir haben die Verheissung, nämlich, dass Jesus für uns am Kreuz den Sieg davon getragen hat. So steht es in Johannes 16,33: «In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ (Joh 16,33b) Das sagte uns Jesus, damit wir Frieden haben in ihm. (Joh 16,33a)

So war es auch bei Debora und Barak. Der Feind war zu stark. Sie hatten keine Hoffnung gegen Sisera und seine 900 Wagen aus Eisen, wenn Gott nicht vor ihnen hergegangen wäre und für sie gekämpft hätte. Aber er tat es. Das ist es, was im Lied von Richter 5 besungen wird.

Gott, der Herr der Natur

Wie hat Gott für sie gekämpft? Schauen wir uns Vers 4 und 19-21 an:

HERR, als du auszogst von Seir,
als du einherschrittest von Edoms Gefilde,
da bebte die Erde, troffen auch die Himmel,
auch die Wolken troffen von Wasser. (V4)

Könige kamen, sie führten Krieg;
da führten die Könige Kanaans Krieg
in Taanach bei den Wassern von Megiddo;
Silberbeute gewannen sie nicht.

Vom Himmel her kämpften die Sterne,
aus ihren Bahnen kämpften sie gegen Sisera.

Der Bach Kischon riss sie fort,
der uralte Bach, der Bach Kischon.
Meine Seele, tritt auf mit Kraft!        (V19-21)

Was hätten wir gesehen, wenn wir dort gewesen wären? Der Feind rückte entlang der Jesreel-Ebene nach Osten vor, dem Lauf des Flusses Kischon folgend. Am östlichen Ende waren Barak und seine Männer vom Berg Tabor herabgestürzt und zogen westwärts über die Ebene, um sie anzugreifen. Während sie das taten, begann sich der Himmel zu verdunkeln – und zwar schnell. Ein Sturm näherte sich von Süden, aus der Richtung von Edom. Er fegte über das Tote Meer, sammelte Feuchtigkeit und nahm an Intensität zu, als er das Jordantal hinauf in das zentrale Hochland kam. Dann brachen seine mächtigen Wolken mit der Präzision einer intelligenten Bombe auf und warfen ihre Ladung aus überschwemmendem Regen direkt an der Quelle des Kischon-Flusses ab. Plötzlich verwandelten sich all die kleinen Bäche und trockenen Wadis, die hinunter ins Tal führten, in reissende Bäche. Als Barak und seine Männer die Ufer des Kischon erreichten, wo die Schlacht stattfinden sollte, war der Feind bereits besiegt. Siseras schöne Wagen waren alle stecken geblieben, und ihre Kutscher kletterten alle von ihnen herunter und begannen zu rennen.

Man kann das natürlich als ein Naturphänomen beschreiben: Es war ein verrückter Sturm, ein unglaublicher Zufall usw. Aber das Timing ist ausserordentlich! Wie gross ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine solche "Laune" der Natur genau in dem Moment passieren würde, als Barak und seine Männer sonst dem Tod ausgeliefert wären? Wie wahrscheinlich ist es, dass so etwas genau an dem Tag geschehen würde, an dem Debora erklärt hatte, dass dies der Tag sei, an dem der Herr vor ihnen hergegangen sei, um Sisera in ihre Hände zu geben (4,14)? Ich glaube, das war kein Zufall! Gott hat Himmel und Erde in Bewegung gesetzt, um sie zu retten. Wenn du zu Gott um Rettung rufst, wie Israel es tat (4,3), und wenn so etwas passiert, dann können wir das als Gottes Gnade anerkennen, und ihm dafür ein Loblied singen. Oder noch besser, anderen davon erzählen, was Gott für dich getan hat.

Hört, ihr Könige,
merkt auf, ihr Fürsten!
Ich, ich will dem HERRN singen,
werde spielen dem HERRN, dem Gott Israels.   (V3)

Die Berge wankten vor dem HERRN
– dem vom Sinai –,
vor dem HERRN, dem Gott Israels.  (V5)

Das spielt auf den Bund an, die besondere Beziehung, die sie mit Gott haben. Der Berg Sinai wird erwähnt, der Ort, wo Gott mit Israel einen Bund Schluss, nach dem er sie aus der Sklaverei in Ägypten gerettet hatte. Auf dem Weg zum Sinai wurden sie vor dem Pharao und seinen Streitwagen gerettet. Auch damals sangen die Israeliten ein mächtiges Loblied für Gott (Ex 15). Das Israel in Kapitel 5 in den Lobpreis einstimmt, zeigt, dass sie den Sieg gegen Sisera und seine 900 Streitwagen auch als ein Eingreifen Gottes verstanden. Das Loblied in Richter 5 markiert das, was gerade geschehen ist, als ein weiteres Wunder, das Gott für sein Volk tat. Der Gott, der sie aus der Sklaverei in Ägypten gerettet hat, hat sie wieder gerettet. Dieses Mal aus der Sklaverei von Sisera und Jabin. Gott ist es nicht egal, wie es seinen Leuten geht. In diesem Lied erkennen wir Dankbarkeit. Ich glaube, Richter 5 ist der schönste Moment im ganzen Buch.

Doch genau in dem Moment – da, wo wir es am wenigsten erwarten – kommt ein Schatten übers Lied.

Enttäuschung

Gäll, wir reden nicht gerne über Enttäuschungen. Dabei ist jede Enttäuschung in unserem Leben eine Chance durch Emotionen zu lernen. Wir hatten mal an einer Pastoren Retraite eine Fail Night, d.h. ein Abend wo einige von unseren Kollegen von ihrem Versagen erzählten. Dabei gibt es die Regel, dass man nachher nicht kommentiert und dass man das nachher nicht an die grosse Glocke hängt. Mag mich noch gut erinnern, wie ein Kollege von mir von seinem Versagen als Pastor sprach. Er hatte die Gemeinde enttäuscht, seine Frau enttäuscht, doch er hatte das schon verarbeitet und konnte darüber reden. Und doch hört man selten jemand über Verlust und Versagen zu reden. Doch nach dem der Kollege darüber sprach, hatten viele von uns auch Geschichten anschliessend bei einem Umtrunk. Enttäuschungen schmerzen, doch wenn wir daraus gestärkt herauskommen, dann können wir daraus viel lernen.

Anwendung

Mag mich noch genau daran erinnern, mit wem ich gesprochen habe. Wir hatten einige BESJ Leiterkurse zusammengeleitet. Ich ging dann mit Katja nach Kanada und sie lernte einen Serben kennen und zog schlussendlich in den Balkan. Wir sprachen darüber, wie es war zurückzukommen. Wir haben die Verheissungen Gottes, aber es ist nicht immer einfach. Dann müssen wir immer wieder lernen loszulassen. All die Ideale, wie eine ideale Evangelikale Familie sein muss. Der Schmerz, der damit verbunden ist, aber wie wir auf Jesus schauen, und er uns immer wieder durch seinen Geist führt und leitet.

Warum sprechen wir nicht gerne über unsere peinlichen Fehler? Fehler sind fürs Lernen eine Goldgrube. Wenn jemand einen im Stich lässt, dann ist das schwierig, doch es gibt gute Gespräche. Ich mag mich auf jeden Fall noch sehr gut an den Abend erinnern – und das, weil jemand ehrlich war.

Im Richter 5 finden wir Enttäuschung, und die Gefühle, die dazu gehören: Vers 13-17 und 23.

Vers 13 bringt uns zurück zum Moment, als Barak mit seiner Bande von Freiwilligen hinunterstürzten, um den Feind zu bekämpfen. Im Kapitel 4 kam Naftali und Sebulon zur Hilfe (4,6+10). Doch hier werden mehr erwähnt. Neben Naftali und Sebulon kam noch Efraim und Benjamin zur Hilfe. Aber auch Machir kam, eine Sippe innerhalb vom Stamm Manasse, dann kam noch Sebulon und Issachar. Doch ändert sich der Ton und Bitterkeit kommt in das Lied rein. Die Sippen vom Stamm Ruben entschieden sich bei den Schafen zu bleiben. Die Leute von Gilead[1] blieben wo sie waren, auf der anderen Seite des Jordans. Die Daniter im hohen Norden blieben bei ihren Schiffen. Sie waren gerade dran für die Phönizier Schiffe zu bauen. Der Stamm Asser kam nicht, weil sie das Meer zu fest liebten. Von ihnen allen bekam Barak keine Unterstützung. Das im Kontrast zu den Helden von Sebulon und Naftali, die sich aufopferten und bereit waren auf den Höhen des Felds zu sterben (V18). Der bitterste Vorwurf gilt jedoch "Meros" in Vers 23:

Verflucht Meros!, sprach der Bote des HERRN,
Verflucht, verflucht seine Bewohner,
denn sie sind dem HERRN nicht zu Hilfe gekommen,
dem HERRN zu Hilfe bei den Helden! (V23)

Wir wissen nicht wo Meros war. Dass hier Bewohner erwähnt werden, ist ein Hinweis, dass es wahrscheinlich eine Stadt war. So wie es tönt, wären sie ideal gelegen gewesen, um zur Hilfe zu kommen, doch sie taten es nicht.[2] Sie haben dadurch nicht nur gegenüber dem Volk Gottes versagt, nein, sie haben auch gegenüber Gott versagt – sie hätten Treue zeigen sollen, und taten es nicht. Darum wird «Bote des Herrn» erwähnt. Der «Engel des Herrn» kommt, ums Gericht über Meros zu bringen. Es ist der dunkelste Moment vom Lied und zeigt, wie schwierig das Ganze war. Nichtstun kann auch eine Sünde sein.

Nach dieser Schlacht gab es ein Fest für Gott, denn Israel wurde befreit – aber nicht allen war es zum Singen. Einige kamen nicht zum Fest. Sie schämten sich dafür, dass sie Gott gegenüber untreu waren. Aber wahrscheinlich auch diejenigen, die sangen hatten gemischte Gefühle. Der Sieg am Fluss Kischon war eine grosse Befreiung, aber keine perfekte. Die ausländischen Tyrannen sind weg, aber Israel war noch lange nicht gesund. Gott hatte noch viel Arbeit mit seinem Volk zu tun. 

Singen im Leben des Volkes Gottes

Hast du dir schon mal überlegt, wie wichtig das Singen in der Bibel ist? Wir finden Lieder im Alten und im Neuen Testament. Das erste Lied finden wir Exodus 15 nach dem Auszug aus Ägypten als Israel darüber sang, dass Gott sie vor dem Pharao und seiner Armee rettete. Im Neuen Testament finden wir dann ein neues Lied in der Offenbarung, das für «immer und ewig» weitergeht (Off 5,9-14). Und genau in der Mitte, im grössten Buch der Bibel, finden wir nicht weniger als 150 Lieder! Die Psalmen waren das Gesangsbuch vom Volk Gottes, und deshalb ist für uns das Singen so wichtig.

Etwas, das für mich am christlichen Glauben wirklich speziell ist, ist das Singen. Als Familie singen wir vor jedem Essen. Die Nachbarn haben uns schon gesagt, dass sie immer hören, wenn wir mit Essen anfangen. Ist noch speziell. Auch im Kidstreff, in der Jungschar oder im Cevi, wir singen immer wieder. Wieso tun wir das? Ich glaube, wenn Christen zusammenkommen und singen, dann ist das etwas Einmaliges. Schon Jesus hat mit seinen Jüngern gesungen (Matt 26,30) und Paulus ermutigte die Gemeinde, «Lasst in eurer Mitte Psalmen ertönen, Hymnen und geistliche Lieder, singt und musiziert dem Herrn aus vollem Herzen“ (Eph 5,19). Und aus der Bibel sind schon viele Lieder entstanden. An der Stelle, wo Paulus die Gemeinde ermutigt für Gott Lieder zu singen, da sagt er, dass das ein Zeichen ist, vom Heiligen Geist erfüllt zu sein (Eph 5,18f). Es ist auch interessant, dass jede Erweckung von neuen Liedern begleitet wird. Singen ist also nicht nur Zuckerwatte in unserem Glauben, nein es ist Stärke und Nahrung. Man könnte schon fast sagen, Singen ist ein Markenzeichen für Christen.

Mir geht aus dem Lied in Richter 5 einiges auf. Erstens, wenn wir ein Wunder erleben, dann kannst du nicht anders als Singen. Debora und Barak sangen dieses Lied an dem Tag (V1), als sie nach 20 Jahren von der Unterdrückung befreit wurden (4,3). Es ist ein Ausdruck der Freude über Befreiung. Wenn wir also Erlösung erleben, dann passt das Singen. "Und an jenem Tag sangen Debora und Barak, der Sohn Abinoams" (V1) – der Tag, an dem sie von zwanzig Jahren Unterdrückung befreit wurden (4,3). Wenn wir von einer schlechten Situation befreit werden, dann fangen die Leute an zu singen. Zweitens, das Lied ist an Gott gerichtet: «Ich, ich will dem HERRN singen, werde spielen dem HERRN, dem Gott Israels.“ (V3) Das Lied von Debora und Barak hat einige Themen drin und Gott ist derjenige, der den Ton angibt. Es geht um das, was Gott für uns tut. Er kämpft für uns. Er setzt für uns alle Hebel in Bewegung, um Israel zu retten. Er steht zu seinem Bund, und zieht sein Volk auch zur Rechenschaft, wenn sie ab dem Weg kommen.

Drittens, das Lied dankt Gott für seine Diener – die Leiter, diejenigen, die vorangehen, und auch die Freiwilligen, die mitzogen. «Mein Herz gehört den Gebietern Israels, die sich bereitwillig einfanden beim Volk. Lobt den HERRN“ (V9). Viertens, das Lied spricht auch das menschliche Versagen an: «Meros! (…) seine Bewohner sind dem Herrn nicht zur Hilfe gekommen.» (V23 – vereinfacht) Wir finden hier also die ganze Palette von Emotionen: Jubel und Enttäuschung, Fragen und dann auch Frust und Zorn – aber am Schluss versinkt das Lied nicht im Gefühlsdusel. Das Lied dreht sich um ihre Beziehung mit Gott: «Ich will dem Herrn singen» (V3). Ähnliches finden wir auch in den Psalmen, und auch die besten Lobpreislieder sind so aufgebaut. Solche Lieder brauchen wir auch heute noch. Gott schenkt uns solche Lieder und den Heiligen Geist inspiriert heute noch solche Lieder, damit wir uns darin wieder finden. Damit wir uns mit unserem Herz, unserem Kopf und unserem Geist voll in die Beziehung mit Gott reingeben können.

Das Lied in Richter 5 erinnert uns daran, dass egal wie düster unser Leben aussieht, Jesus hat uns am Kreuz den Sieg geschenkt. Er hat das Blatt schon gewendet. Gäll, für Israel bei Barak und Debora war die Situation 20 Jahre lang hoffnungslos. Eine Wende im Leben ist ein Geschenk – aber nicht nur – es ist auch eine Entscheidung, «Ich will dem Herrn singen» (V3). Wir können uns dafür entscheiden, für Gott zu singen. Das tut uns gut. Wir geben Gott die Ehre, und werden selbst ermutigt. Wir singen für Gott und das verändert auch bei uns etwas. Wir schauen auf das Kreuz, wo Jesus für uns den Sieg errungen hat. Das ist der Grund, warum wir singen. Jesus befreit uns, und tut oft mehr, als wir zu hoffen wagen. An diesen Sieg wollen wir uns nun im Abendmahl gemeinsam erinnern und dann auch gemeinsam singen.

Einleitung Abendmahl

Wenn wir gemeinsam das Abendmahl feiern, dann ist das für uns ein Gedächtnismahl, das heisst wir erinnern uns daran, was Jesus für uns am Kreuz und in der Auferstehung getan hat, aber auch, an all das wofür wir in unserem Leben dankbar sind. Wo wir diesen Sieg schon erleben durften. Wir beten im Vater-unser, dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Wenn wir auf unser Leben und die Geschichte der Kirche schauen, sehen wir, dass wir das schon oft erlebt haben, aber wir spüren auch ein Verlangen nach mehr. Es gibt noch so vieles, wo der Friede noch schräg hängt. Alte Muster der Sünde, in die wir manchmal zurückfallen, Krankheit, die uns vorgaukeln will, dass der Sieg von Jesus am Kreuz für die Katz war. Doch Jesus hatte seinen Jüngern vor seinem Tod gesagt «In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden» (Joh 16,33b) und weil er uns diese Verheissung gegeben hat, haben wir Frieden. Wir können alles am Kreuz loslassen und ihm singen «Du bist würdig». Wir können ihm die Ehre und den Dank geben, denn er hat durch sein Blut und seinen Tod für uns bezahlt.

[1] Gilead ist der Name einer Region, die in den zentralen und nördlichen Gebieten Transjordaniens liegt. Es scheint hier für den Stamm Gad und den Rest der östlichen Manassiten zu stehen (die nicht von Machir, Vers 14 abgedeckt werden).

[2] Abgeleitet von dem, dass Meros nach V19-22 erwähnt wird, wo beschrieben, wie Moabiter bei Jordanfurten Weg abgeschnitten.

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