Zwei Könige, zwei Reiche
Serie: Advent 2025 | Bibeltext: Matthäus 2,1-12
Matthäus 2,1-12 ist keine romantische Weihnachtsgeschichte mit Kerzenlicht und Glühwein, sondern eher ein Thriller. Da prallen nämlich zwei Könige aufeinander. Einerseits das Königreich Gottes, das hier bei der Geburt von Jesus anbricht, um die Menschen zu retten, und dann das Königreich dieser Welt, das mit allen Mitteln dagegen kämpft.
Wir finden diese zwei Königreiche schon in Vers 1:
Als Jesus in Betlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes zur Welt gekommen war, … (Matt 2,1a)
37 – 4 v.Chr. - zur Zeit des Königs Herodes
Herodes war von 37-4 v.Chr. König von Judäa und war bekannt als ein gefährlicher, aber auch brillanter König. So erfolgreich wie er war, so paranoid war er. Er hatte immer wieder Glück und wurde deshalb
70 Jahre alt. Heute würde man sagen, er hatte Führungsqualitäten, aber ihm fehlte das Feingefühl für die Menschen. Nach aussen sah er wie ein normaler König aus – aber eben – er war abhängig von Rom. Der Historiker Josephus Flavius fasste sein Leben so zusammen:
Er behandelte alle grausam, wurde schnell zornig, und ihm war das Gesetz egal. Und trotzdem war ihm das Schicksal so wohlgesinnt, wie sonst keinem Menschen; vom normalen Bürger wurde er zum König. Obwohl er vielen Gefahren ausgesetzt war, konnte er sich jedes Mal wieder aus der Schlinge ziehen und erreichte ein schönes Alter. Was seine eigene Familie und seine Söhne angeht, so hatte er – wie er es selbst immer wieder betonte – grosses Glück, denn mit seinen politischen Gegnern machte er jeweils kurzen Prozess. Doch wenn ihr mich (Josephus) fragt, dann war er auch gerade deshalb sehr unglücklich.[1]
Was für ein Persönlichkeitsprofil! Vielleicht hat sein Therapeut irgendwann mal gesagt, «Majestät, wir müssen reden."
Ein Müsterli von seinem Charakter zeigt die Begebenheit, als er merkte, dass er bald sterben muss.
Er liess da nämlich alle Juden mit Rang und Namen in seinen Hippodrom rufen und gab seiner Schwester Salome und ihrem Mann Alexas den Auftrag, nach seinem Tod alle zu töten. Er hatte Angst, dass sich die Juden über seinen Tod freuen würden, denn sie litten unter seinen Steuern und seiner Willkür. Deshalb wollte er sicherstellen, dass nach seinem Tod alle trauern würden, und keiner eine Party macht. Zum Glück haben Salome und Alexas diesen Auftrag dann nicht ausgeführt. Als Josephus diese Geschichte aufschrieb, da sagte er am Schluss «dieser Mann verlor jede Menschlichkeit!» Ich glaube bis zum Schluss war Herodes ein Perfektionist, aber einer der besonderen Art. Was kann man da noch sagen?!
Anwendung
Wir merken, da in Matthäus 2 prallen zwei ganz unterschiedliche Könige aufeinander. Herodes auf dem Thron, der mit Gewalt sicherstellen wollte, dass sein Thron nicht angetastet wurde. Und dann Jesus, ein König der anderen Art: Kein Palast, keine Leibwache, keine PR-Abteilung. Auch kein Instagramm-Account mit dem Hashtag «KönigVonIsrael!» Einfach ein Baby in Bethlehem.
Zwei Könige, zwei ganz andere Königreiche! Das eine wird mit Angst und Manipulation regiert, und das andere mit Liebe und Wahrheit. Und genau das Spannungsfeld ist auch noch am 3. Advent 2025 aktuell. Auch heute noch gibt es Regierungschefs, die sich wie ein Herodes aufführen und mit Angst und Manipulation die Welt regieren. Und dann gibt es die Alternative vom Reich Gottes, das so anders ist, dass es schon fast surreal wirkt.
Und so zünden wir jedes Jahr im Dezember Kerzen an, um uns daran zu erinnern, dass das Licht einer kleinen Kerze die Dunkelheit vertreibt.
März oder April, 4 v.Chr.
Dadurch, dass der Tod des Herodes sehr genau dokumentiert wurde, können wir auch ziemlich genau sagen, wann Jesus geboren wurde. Es gilt als gesichert, dass Herodes im Frühling vom Jahr 4 v.Chr, und zwar zwischen der Mondfinsternis am 12. März und dem Passahfest am 11. April starb.[2] Dazu müssen wir einberechnen, dass Maria nach der Geburt nicht gleich mit Josef nach Ägypten flüchten konnte. Für die Reinigung nach der Geburt brauchtes es ungefähr 3-4 Monate. Und so können wir zurückrechnen und kommen darauf, dass Jesus frühestens im Dezember vom Jahr 5 v.Chr. geboren wurde.
Jesus wurde also ungefähr ein Jahr vor dem Tod von Herodes geboren, und Herodes wurde 70 Jahre alt. Auch in diesem hohen Alter war für ihn klar, das Kind, das da geboren werden sollte, muss sterben.
…da kamen Sterndeuter aus dem Morgenland nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen (Matt 2,1b-2a)
Magoi: Die Weisen aus dem Osten
Die Weisen sind uns sympathisch, weil sie einem Stern gefolgt sind, und das ohne Smartphone oder Google Maps – lediglich ein Zeichen vom Himmel und viel Vertrauen.
Der Text sagt einiges über sie. Im Griechischen werden sie als «Magoi» bezeichnet. Und weil sie einem Stern folgen kann man sagen, sie kennen sich mit Astronomie aus. Bei den Juden waren sie nicht besonders beliebt, weil sie mit Magie in Verbindung gebracht wurden. Doch «Magoi» kann man verschieden übersetzen. Meistens wird es auf Deutsch mit «Weise» übersetztet. Doch man kann es auch mit Priester, Traumdeuter, Astrologen oder Zauberer übersetzen. Im Griechischen heisst es, dass sie «vom Osten» kamen, was Luther mit «Morgenland» übersetzte. Aus zentral europäischer Sicht ist der Osten dort, wo die Sonne aufgeht, und der Morgen beginnt. Sie kamen entweder aus Persien, Babylonien oder Arabien. Meistens werden sie mit Babylon in Verbindung gebracht, weil dort die Babylonier ein grosses Interesse an der Astrologie hatten, und, dort gab es auch seit dem Exil eine grosse Jüdische Gemeinschaft.
Sie gehören in die Tradition der Königin von Saba aus 1. Könige 10. Sie kam ja auch nach Jerusalem, um Salomo, dem Sohn Davids, die Ehre zu bringen, und auch sie brachte Geschenke von Gold, Gewürzen und Edelsteinen (V2+10). Und so ehren die Weisen hier bei Matthäus Jesus. Ja, sogar Ausländer und Heiden beten Jesus an. Die Botschaft ist klar: Wenn Israel den lang ersehnten Messias nicht anbetet, dann werden es die Ausländer und Heiden tun.
Wie haben sie von der Geburt Jesu erfahren? Matthäus erzählt uns von einem Stern. Das möchte man natürlich wissen, welcher Stern es war. Da käme mal der Komet Halley in Frage, doch der war 12 Jahre zu früh. Chinesische Astronomen beobachteten eine Nova oder Supernova während 70 Tagen in den Jahren 5-4 v.Chr. Es könnte aber auch die Konjunktion von Jupiter und Saturn im Jahr 7 v.Chr. gewesen sein. Solche Ereignisse wurden damals oft mit der Geburt eines Königs oder sonst wichtiger Ereignisse in Verbindung gebracht.
Vers 9: «Der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her, bis er über dem Ort stehen blieb, wo das Kind war.“ Es gibt solche schon nachgerechnet haben, und zum Schluss kamen, dass die dreifache Jupiter-Saturn Konjunktion passt am besten. Möglich, dass die Magoi vom hellen Stern bis zum Haus der Geburt geführt wurden – doch eines ist sicher, da schien kein Licht wie ein Scheinwerfer auf ein Haus. Auch war keine Reklametafel draussen mit «Hier wurde der lang ersehnte Messias geboren.»
Die Magoi erfuhren also auf eine übernatürliche Art, wie sie den König finden, der damals geboren wurde. Es ist auch möglich, dass Gott einen Engel schickte, um die Weisen aus dem Osten zu führen, den sie dann wie ein Stern erlebt haben. Wie dem auch sei, es bleibt ein Weihnachtsgeheimnis. Der Stern führt sie nach Bethlehem – Wissenschaft hin oder her.
Anwendung
Was ich für mich daraus mitnehme, ist, dass die Weisen aus dem Morgenland ein Zeichen gesehen haben – ein Stern oder so was ähnliches – und sich dann auf die Reise machten. Sicher hatten sie viele Fragen dabei, und auch nicht genau gewusst, was sie dort erwarten wird – und trotzdem blieben sie neugierig und hatten einen Hunger, zu erfahren, was am anderen Ende von diesem Licht war. Und so sind sie dem Licht gefolgt und Gott hat sie dann reich beschenkt.
So ist das mit dem Glauben. Wir verstehen nicht immer alles, aber die Frage ist, machen wir uns auf den Weg, um zu erleben, was Gott uns zeigen möchte?
Vielleicht fühlst du dich an diesem 3. Advent ein bisschen wie diese Weisen und weisst auch nicht, was dich da erwartet. Ich glaube die Weisen wollen uns sagen, «folget dem Licht, das da scheint». Gott möchte uns auf dem Weg begegnen. Der Stern brachte sie nicht direkt nach Bethlehem – aber am Schluss kamen sie schon ans richtige Ort. So ist das manchmal, wenn wir uns von Gott führen lassen.
Vers 2b-6:
Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, ihm zu huldigen. 3 Als der König Herodes davon hörte, geriet er in Aufregung und ganz Jerusalem mit ihm. 4 Und er liess alle Hohen Priester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Messias geboren werden solle. 5 Sie antworteten ihm: In Betlehem in Judäa, denn so steht es durch den Propheten geschrieben:
6 Und du, Betlehem, Land Juda,
bist keineswegs die geringste unter den Fürstenstädten Judas;
denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen,
der mein Volk Israel weiden wird. (Matt 2,2b-6)
Der Kollisionskurs der Könige
Die Weisen aus dem Morgenland kamen nach Jerusalem, um den neuen König anzubeten. Sie wollten ihm Ehre und Respekt geben. Sie wollen sich mit dem neuen König, der da regieren soll, verbünden. Matthäus sagt uns nichts von einer Karawane, aber gut möglich, dass sie so kamen, denn es war eine lange Reise und da braucht es Schutz und genügend Vorräte. Ihre Reise dauerte sicher ein oder zwei Monate gedauert.
So wie wir Herodes kennengelernt haben, wurde er sofort von der Nachricht von einer Geburt eines Rivalen Königs beunruhigt – und diese Magoi wollen ihn sogar huldigen und anbeten?! Das hat bei Herodes Erinnerungen ausgelöst. Weil 40 v.Chr. wurde Herodes von Rom zum König von Judäa ernannt, obwohl die Parther die Kontrolle über Judäa hatten. Und diese ernannten einen Konkurrenz König, den Antigonus. Und so kam es zu einem dreijährigen Krieg zwischen den beiden. Josephus berichtet uns, dass Herodes, als er den Krieg gewann, Antigonus umbringen liess.
Wenn da jetzt 30 Jahre später Magoi aus dem Osten kommen und von einem neugeborenen König der Juden reden, dann hatte Herodes wahrscheinlich ein Flashback. «Die kommen wir wie geschliffen!» Aber nicht nur Herodes war beunruhigt, in Vers 3 heisst es, dass neben Herodes auch «ganz Jerusalem» beunruhigt war. Vielleicht hatten die Leute in Jerusalem Angst vor politischen Unruhen.
Aber wieso gehen die Weisen zuerst nach Jerusalem? Naja, wo erwartet man die Geburt eines Königs? Na klar, im Palast in der Hauptstadt. Und da lernen wir wieder etwas. Die Offenbarung aus der Natur, hier den Sternen, genügt nicht, um zu verstehen, was Gott uns sagen will. Es braucht die Bibel, das Wort Gottes, um die Wahrheit zu entdecken. Und da kommen in Vers 4 die Hohenpriester und Schriftgelehrten zum Zug. Herodes war auch ein Jude und hatte nichts gegen den Glauben der Bibel, solange seine Macht nicht hinterfragt wurde. Und so kommen wir zur Prophetie von Micha 5,1. Bethlehem war ein kleines Dorf mit einer reichen Geschichte als Heimatort von David. Und dann hat Matthäus noch etwas aus Micha 5,3 eingefügt, «der mein Volk weiden wird.» Das Wort «weiden» deutet dann darauf hin, dass Jesus ein anderer König sein wird als Herodes. Jesus ist der gute Hirte, und nicht ein mörderischer und grausamer Diktator, wie Herodes.
Darauf rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und wollte von ihnen genau erfahren, wann der Stern erschienen sei. 8 Und er schickte sie nach Betlehem mit den Worten: Geht und forscht nach dem Kind! Sobald ihr es gefunden habt, meldet es mir, damit auch ich hingehen und ihm huldigen kann. (Matt 2,7-8)
Herodes benutzt hier fromme Worte, aber sein Herz war an einem anderen Ort. Er weiss, was er sagen muss, aber hat die falsche Haltung.
Jetzt wird es spannend, denn Herodes trifft sich in Vers 7 heimlich mit den Magoi, um zu erfahren, wann ihnen der Stern erschienen ist, und schickt sie mit dem Auftrag nach Bethlehem, das Kind zu finden.
Sobald sie es gefunden haben, sollen sie zu ihm zurückkommen und es ihm melden, denn er möchte das Kind auch anbeten. Ich hätte jetzt erwartet, dass er persönlich nach Bethlehem gehen würde. Doch vielleicht war er da schon zu alt und krank. Er war nämlich gegen den Schluss seines Lebens von einer Krankheit geplagt. Er vertraut also darauf, dass er das Problem ohne grosse Aufregung lösen kann.
Anwendung
Da prallen also zwei Königreiche aufeinander. König Herodes erfährt von dem neuen König, der da geboren war. Aber er hat keine Freude und fühlt sich bedroht. Er kann nicht feiern, weil er Angst hatte, dass ihm sein Reich wegnimmt. Wie reagieren wir, wenn wir Angst haben? Wir verteidigen uns. Herodes war ein König voller Stolz. Und was macht Stolz mit uns? Es macht uns blind.
Herodes kannte die Heilige Schrift auch – er befragte sogar die Priester, wo der Messias geboren würde. Aber eben, Wissen kann uns nicht helfen. Die Gute Nachricht muss in unser Herz kommen, und Herodes war nicht bereit Jesus aufzunehmen. Er wollte die Nummer 1 sein.
Sind wir manchmal nicht wie Herodes? Wir sagen Jesus, du darfst gerne mitreden, solange ich das letzte Wort habe. Heute am 3. Advent, sind wir eingeladen loszulassen. Jesus will uns nichts wegnehmen, er will uns frei machen. Die Frage ist, sind wir bereit den Thron unseres Lebens Jesus zu übergeben? Nur so kommt Frieden in unser Herz.
Vers 9-11: Auf das Wort des Königs hin machten sie sich auf den Weg, und siehe da: Der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her, bis er über dem Ort stehen blieb, wo das Kind war. 10 Als sie den Stern sahen, überkam sie grosse Freude. 11 Und sie gingen ins Haus hinein und sahen das Kind mit Maria, seiner Mutter; sie fielen vor ihm nieder und huldigten ihm, öffneten ihre Schatztruhen und brachten ihm Geschenke dar: Gold, Weihrauch und Myrrhe. (V9-11)
Die Anbetung der Heiden
Als der Stern über dem Ort stehen blieb, finden sie das Jesus Kind mit seiner Mutter in einem Haus. Dass da keine Futterkrippe erwähnt wird, zeigt uns, dass der Besuch etwas später war. Josef konnte bereits eine passende Unterkunft besorgen. Nach dem Gesetz war Maria nach der Geburt unrein. Vielleicht warteten sie noch, bis die 40 Tage vorbei waren, und Maria sich im Tempel reinigen konnte.
Dass die Weisen das Jesus Kind anbeten und Geschenke bringen, lässt uns fragen, ob sie wussten, dass Jesus Gottes Sohn war. Ich glaube nicht, denn das wurde erst später klar. Doch es war wichtig, weil es Prophetien gab, die sagten, dass die Nationen auf das Licht Gottes und seine Herrlichkeit reagieren würden, in dem sie ihm ihren Reichtum und Ehre schenken würden. Jesaja 60,1-3
Mach dich auf, werde Licht!
Denn dein Licht kommt,
und die Herrlichkeit des HERRN ist aufgestrahlt über dir.
2 Denn sieh, Finsternis bedeckt die Erde
und Wolkendunkel die Völker,
über dir aber wird der HERR aufstrahlen,
und seine Herrlichkeit wird erscheinen über dir.
3 Und Nationen werden zu deinem Licht gehen
und Könige zu deinem strahlenden Lichtglanz. (Jesaja 60,1-3)
5 Dann wirst du es sehen und strahlen,
und dein Herz wird beben und sich öffnen,
denn die Schätze des Meeres wenden sich dir zu,
die Reichtümer der Nationen kommen zu dir.
6 Eine Menge von Kamelen wird dich bedecken,
die Kamelhengste von Midian und Efa,
aus Saba kommen sie alle,
und sie tragen Gold und Weihrauch
und verkünden die Ruhmestaten des HERRN. (Jesaja 60,5-6)
Die Weisen aus dem Morgenland erfüllen diese Prophetie schon mal und weisen damit darauf hin, dass hinter all den Geschehnissen noch mehr steckt.
Und sie weisen auch schon mal auf die Heiden und Ausländer hin, und dass das Jesus nicht nur ein Retter der Juden war, sondern für die ganze Welt.
Das Reich Gottes kommt anders als sich das Herodes gewohnt war: Ohne Militärgewalt, ohne gewaltsame Unterdrückung. Die Magoi kamen, weil Gott sie rief und sie beteten Jesus freiwillig an, ohne dazu gezwungen zu werden. Jesus sagt ganz am Schluss im Missionsauftrag, «Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden», (Matt 28,18). Und das erleben wir schon da bei seiner Geburt. Das Königreich von Jesus wird sich auf die ganze Welt ausdehnen, weil alle Menschen aus allen Völkern dazu eingeladen sind, ihm nachzufolgen.
Weil aber ein Traum sie angewiesen hatte, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land. (V12)
Wir erfahren nicht, wie lange es geht, bis Herodes herausfindet, dass sich die Magoi zum neuen König übergelaufen sind, doch die letzten Episoden in Kapitel 2 zeigen, dass alles schnell ging. Und doch gab es Maria und Josef Zeit, sich in Sicherheit zu bringen.
Anwendung
Was nehmen wir daraus mit? Nach dem die Magoi Jesus begegnet sind, da gingen sie auf einem anderen Weg nach Hause. Nicht weil dich das Navi falsch führt, sondern weil die Begegnung mit Jesus einen neuen Weg braucht. Wo ist es dran, etwas in meinem Leben zu ändern? Vielleicht hat es mit Vergebung zu tun, vielleicht aber auch damit Gott zu Vertrauen, anstatt in Sorgen zu versinken. Vielleicht entscheidest du dich die Hoffnung nicht aufzugeben.
Eines ist sicher: Die Begegnung mit Jesus verändert uns. Mögen wir Menschen sein, die diese Veränderung leben und auch suchen.
Zwei Antworten (Schlussfolgerung)
Matthäus hat hier in Kapitel 2 zwei Reaktionen zur Geburt von Jesus vorgestellt. Einerseits Herodes, wo den von Gott neu-ernannten König, bewusst oder unbewusst ablehnte. Auf der anderen Seite die Ausländer und Heiden, die wenig über den wahren Gott wussten, aber als sie ihn sahen, gaben sie ihm die Ehre und ihn angebetet. Wie reagieren wir? Reagieren wir wie Herodes oder wie die Weisen? Die gute Nachricht ist die: Wir müssen keine perfekten Weisen sein, aber wir dürfen auf der Suche sein.
Herodes hätte sich auch als praktizierender Jude bezeichnet. Ihm war es wichtig als guter Jude dazustehen. Er hatte schliesslich für Gott den Tempel wieder auf- und ausgebaut. Er verstand sich selbst als ein Gott gläubiger Mensch, und doch haben wir heute morgen gesehen, dass er die Bibel dafür missbraucht hat, sich gegen Jesus zu stellen. Er forschte auch in der Bibel, oder liess andere für ihn forschen, und trotzdem hat er sich nicht unter die Herrschaft von Jesus gestellt. Ihm ging es nur darum, dass er auf dem Thron bleiben darf. Er war die Nummer 1 und niemand anders würde ihm diese Position streitig machen. Herodes entschied sich gegen das Reich Gottes, das mit Jesus anbricht.
Es reicht eben nicht, sich nur äusserlich zum Volk Gottes zu gehören. Es reicht nicht, regelmässig Geld oder Zeit zu spenden, um den Tempel zu bauen, oder im Gottesdienst mitzuhelfen. Es reicht auch nicht, alles über die Bibel zu wissen. Die Frage dich sich uns jeden Tag stellt, ist die: Wem dienen wir? Für wen leben wir?
Jetzt sagen wir vielleicht, diese Entscheidung habe ich doch schon vor x Jahren getroffen. Ich habe mich an einer Evangelisation oder in einem Jungschi Lager oder sonst wo für Jesus entschieden.
Ich rede hier von einer grösseren Entscheidung. Einer Entscheidung, die wir jeden Tag neu treffen dürfen: Für wen möchte ich heute leben?
[1] Josephus Flavius, Antiquitates, 17,191-192
[2] Der Mönch Dionysius Exiguus vom 6. Jahrhundert, der für die Einteilung der Zeitrechnung in vor und nach Christus verantwortlich ist, hat sich verrechnet. Naja, mit dem müssen wir nun leben.
