Das Programm
Serie: Gott mitten im Chaos | Bibeltext: Richter 2,16 - 3,6
Das Programm – Richter 2,16–3,6
Ich gehe gerne an Konzerte oder auch ins Kino, weil es mir Spass macht. Letztes Jahr ging ich mit Katja an ein Konzert. Von der Sängerin kannte ich so die grossen Hits, doch dann einen ganzen Abend lang ein Konzert zu hören ist nochmals was anderes. An einem Abend füllenden Konzert kommen viele verschiedene Lieder. Manche auch unbekanntere. Das ist es schon mal gut zu wissen, dass die Sängerin Jazz Musik komponiert. Wer Jazz nicht mag, der geht besser nicht an ein solches Konzert. Deshalb ist es wichtig die Vorschau zu hören. Um was geht es an diesem Konzert. Sonst sitzt man einen Abend lang dort und kommt nicht draus, um was es geht.
Nun, das Buch Richter ist kein Film, und es war auch nicht als Film gedacht. Es geht darin nicht um Unterhaltung und auch nicht darum, Geld zu verdienen. Aber es ist ein Drama mit einer gewissen Komplexität– der eine Teil ist spannender, und der andere weniger, natürlich hat es auch humorvolle Momente drin und eine ganze Anzahl von schillernden Figuren. Viele von ihnen erhalten nur ein oder zwei Verse. Die Szene ändert sich immer wieder und es gibt verschiedene Aspekte darin, ohne dass immer klar ist, um was es geht. Zum Glück aber, gibt uns der Autor im heutigen Text ein Programm, das schon mal einige Fragen beantwortet. Wir erhalten darin einen groben Umriss von der Geschichte, ohne zu viel zu verraten. Im Kern erleben wir im Richter ein Hin-und-Her zwischen zwei Hauptfiguren, dem Gott Jahwe und seinem Volk Israel, die sich gegenseitig Treue geschworen haben, doch es kommt Sand in der Beziehung. Bei jeder Szene und bei jedem Akt geht die Beziehung immer mehr bachab, bis Gott-Jahwe am Schluss eine Entscheidung treffen muss, die er eigentlich vermeiden wollte. Die Beziehung scheint nicht zu retten zu sein. Aber das Programm verrät nicht alles. Es wird auch einige Überraschungen geben.
Gnade
Vers 16 gibt uns einen Überblick übers Programm. Gott handelt: „Und der HERR liess Richter auftreten, und die retteten sie aus der Hand derer, die sie ausraubten“ (V16). Nach dem Text von heute morgen kommt der erste Richter auf die Bühne (3,7-11) und es kommt zu einem Drama von der Gnade. Israel hat Mist gebaut, gesündigt, Gott ist sauer und zornig, und nun leidet Israel. Doch die Grundhaltung von Gott gegenüber Israel ist die von Gnade: Er lässt “Richter auftreten”, um sie zu retten – nicht nur ein Richter, sondern viele. Nicht nur einmal, sondern immer wieder. Das ist bemerkenswerte Gnade!
Trotz dem Verrat (Israels) gegenüber Gott. Dem Gott, der sie aus der Sklaverei in Ägypten befreit hatte und mit ihnen am Sinai einen Bund geschlossen hatte (Ex 20-24). Diesen Bund gingen sie freiwillig ein, ohne Druck. Gott hatte ihn als Geschenk angeboten, und sie haben es angenommen. Es war sowas, wie eine Ehe zwischen Gott und Israel. Die beiden Partner schworen sich treu zu sein.[1]
Und Josua sprach zum Volk: Ihr wärt Zeugen gegen euch selbst, dass ihr euch den HERRN erwählt habt, um ihm zu dienen. – Und sie sprachen: Wir wären Zeugen! – 23 Und nun entfernt die fremden Götter, die bei euch sind, und wendet euer Herz dem HERRN zu, dem Gott Israels. 24 Und das Volk sprach zu Josua: Dem HERRN, unserem Gott, werden wir dienen, und auf seine Stimme werden wir hören. (Josua 24,22-24)
Nun kommt es, dass der letzte aus der Generation Josuas starb, und dann tun sie genau das, was sie geschworen hatten, niemals zu tun. Diejenigen, die Kanaan als Geschenk empfangen haben, vergessen ihre Pflicht gegenüber dem, der es ihnen gegeben hatte. Sie wollen im Jetzt leben und all die Möglichkeiten auskosten, die das Land Kanaan zu bieten hat. Der Wohlstand winkt und das Neue hat seinen Reiz. Sie verlassen Jahwe als den Gott von gestern. Und was macht Jahwe, wenn es nicht klappt? Er erweckt Richter, um sie zu retten. Das ist Gnade.
Diese Gnade kommt von Mitgefühl. Erst noch waren sie von den anderen Nomaden unter Druck, in starker Bedrängnis – das war in Vers 15. Nun ein Vers später, ohne Wenn und Aber dazwischen, kommt Gottes Gnade. Kein Sündenbekenntnis von Israel, kein «Sorry», kein Abwenden von den anderen Göttern, nicht einmal ein Hilferuf! Das wird das Programm sein, in den Geschichten im Buch Richter. Gott schickt von sich aus Richter, um sein Volk zu retten. So wie es aussieht, ist Israels Busse – wenn es sie denn gibt – sowieso oberflächlich und von kurzer Dauer.
Kein wirklicher Sinneswandel, wie kann daraus dauerhafte Treue entstehen? Jahwe Gott macht sich da nichts vor. Was ihn bewegt ist, ihre Not. Er sieht ihre Not, und kümmert sich darum, und deshalb sendet er Richter, um sie zu retten. Vers 18: «Denn der HERR hatte Mitleid wegen ihres Ächzens über die, die sie quälten und sie bedrängten.“ (Ri 2,18b – ELB)
Gottes Gnade kommt immer wieder. Er erinnert sich immer wieder an sein Volk. «Und wenn der HERR für sie Richter auftreten liess, war der HERR mit dem Richter und errettete sie aus der Hand ihrer Feinde” (2,18a). Die Zeit der Richter dauerte mehr als 200 Jahre und da kamen viele Richter und immer wieder wurde Israel gerettet. Wenn man den Anfang vom Buch liest, dann erkennt man «das wird keine gute Story» – wäre da nicht die Gnade Gottes. Es war die Gnade Gottes, die sie weiterbrachte. Immer wieder Verrat und Enttäuschung, und dann wieder die hartnäckige Gnade. Und dann wurde die Gnade wieder ausgenutzt, damit es wieder von vorne losgehen konnte. Und so wiederholte sich das «Programm» immer wieder.
Eigensinn
Eltern brauchen kein Wörterbuch, um zu erklären, was Eigensinn ist. Ein eigensinniges Kind ist darauf bedacht, seinen eigenen Willen durchzusetzen. Synonyme für eigenwillig sind störrisch, trotzig, dickköpfig oder auch stur. Aus Erfahrung habe ich gelernt, dass es besser ist, wenn man ein eigenwilliges Kind nicht korrigiert, egal wie fest es «täubelt». Wir hatten mal so eine Situation, und eines unserer Kinder lag im Einkaufszentrum und schrie «Ich will das! Und zwar jetzt.» Unsere Antwort war, so geht das nicht. Er lag dann dort am Boden und wir liessen ihn «austäubeln», bis er so ausgepowert war, dass wir wieder weitergehen konnte. Interessanterweise kam das genau einmal vor. Ähnlich war es während der Zeit der Richter. Das Volk verhielt sich eigensinnig, um es mal milde zu formulieren: Gott blieb einfach dran, und wartete, bis sie wieder bereit waren weiterzugehen. In Vers 17 wird das beschrieben mit «sie hörten nicht», «sie wichen ab» (V17), «sie frevelten wieder», sie machten wieder die gleichen Fehler, «sie liefen anderen Göttern nach», «sie dienten ihnen», «sie warfen sich vor ihnen nieder» und dann «Sie liessen nicht ab von ihrem Tun und ihrem halsstarrigen Wandel“ (V19).
Wir fangen an ein Muster zu erkennen. Das Muster, das sich in diesen Versen abzeichnet, können wir in einem Kreislauf beschrieben, siehe Abbildung 4.1.
Aber da hat es einen Fehler drin. Habt ihr es bemerkt? In Kapitel 2 gibt es keinen Hinweis darauf, dass Israel zum Herrn ruft. Sie werden nicht gerettet, weil sie zum Herrn rufen, sondern einzig und allein, weil Gott es nicht erträgt, ihre Not zu sehen. Doch es kommt noch dicker. Jedes Mal, wenn wieder mal so ein Kreislauf abgeschlossen wird, heisst es «Wenn aber der Richter starb, frevelten sie wieder, schlimmer als ihre Vorfahren“ (V19a). Das heisst jedes Mal, wenn sie wieder eine Umdrehung machten, wurde die Situation schlimmer als vorher. Konklusion: Wir haben es mit einer Abwärtsspirale zu tun. Trotzdem, dass Gott sie gerettet hatte, und ihnen die Richter zeigten, wie es geht, heisst es wieder «Aber auch auf ihre Richter hörten sie nicht» (V17).
Ich mag mich erinnern, wie wir in den 80er Jahren in einem solchen Fall sagten, «Er hatte einen Rückfall». Das war ein Ausdruck, um zu sagen, «er ist wieder seiner Lieblingssünde verfallen», oder «er oder sie hat sich wieder in Sünde verstrickt». Dann wurde verordnet, dass sie im Gottesdienst ihre Sünden bekennen, und versprechen, dass sie es nicht mehr tun. Wir beteten dann auch für sie im Gottesdienst und so ging das mehrere Sonntage. Die Ursache wurde in mangelnder Disziplin vermutet, oder auf die Umstände, die dazu führten. Es war irgendwie wie ein Magnet mit einer Anziehungskraft. Sie waren immer noch Christen, auch wenn sie sich nicht richtig verhielten.
Doch Rückfall und «sich versündigen» beschreiben nicht, was da läuft. Es heisst im Text, sie waren halsstarrig und eigensinnig. Sie missbrauchten mit der sich wiederholenden Sünde Gottes Gnade, und das konnte nicht so leicht wieder gut gemacht werden. Das verlangte nach einem Opfer, und deshalb überrascht es uns nicht, dass nachher das Gericht kommt.
Gericht (V20-23)
Hier kommen wir zum Ende der Vorschau auf die Richterzeit als Ganzes. Gott Jahwe musste sich entscheiden, wie er mit Israel machen will. Es ist Zeit für ein Urteil, und es braucht Massnahmen.
Es kommt zum Gericht, und jetzt geht es wieder um den Zorn Gottes. Bis jetzt hat Gott sie immer wieder gerettet, doch jetzt muss Israel seine Lektion lernen. Wir können uns ein Gericht vorstellen. Gott verliest zuerst die Anklage: «…Weil diese Nation meinen Bund, den ich ihren Vorfahren auferlegt habe, übertreten und auf meine Stimme nicht gehört hat“ (V20). Die Situation ist gravierend und es ist wichtig, dass Israel es hört. Man merkt aber jetzt, dass die Beziehung frostig geworden ist. Gott spricht Israel nicht mehr direkt an, sondern sagt „Diese Nation da“. Sie waren eigensinnig, und jetzt ist die Beziehung in Brüchen. Jetzt ist Gott ihr Richter und nicht mehr ihr Erlöser. Wie kommt das wohl raus?
Die Faktenlage ist klar. Ein Bund wurde gebrochen (V20) und sie haben den Test nicht bestanden (V21f). Und was war der Test genau?
Im Test durchgefallen (V21-22)
Die Prüfung dreht sich um die «Nationen, die Josua zurückgelassen hat, als er starb» (V21). Sie haben also Kanaan nicht vollständig eingenommen. Das war kein Geheimnis, denn Josua hatte schon darauf hingewiesen. In Josua 23 sagte er in seiner Ansprache:
Seht, ich habe euch diese übrigen Nationen als Erbbesitz zugeteilt (V4)
diesen Nationen, (…) die übrig geblieben sind bei euch (V7)
(der) Rest dieser Nationen, an diesen, die übrig geblieben sind bei euch (V12)
Das war aber kein Fehler oder Versagen Josuas. Gott hinterliess diese Völker damit Israel nach dem Tod Josuas zeigen kann, ob sie es ernst meinen mit diesem Bund. Er wollte sie auf die Probe stellen. Das Resultat dieser Prüfung war, dass Israel nicht bestanden hat. Sie sind Gott nicht treu geblieben, wie Josua es ihnen aufgetragen hatte. Nun müssen sie die Konsequenzen tragen.
Der gebrochene Bund (V20)
Man könnte jetzt meinen, dass Israel durchgefallen ist, weil es die Spielregeln nicht eingehalten hat. Doch es geht mehr um die Beziehung als um die Spielregeln. Der Bund, den Gott mit Israel schloss, regelte eine Beziehung und das macht den Bruch den auch so schmerzhaft. Gott hatte diese Beziehung angeboten, und wenn Israel diesen Bund nun bricht, dann ist das eine persönliche Beleidigung gegen Gott.
Gott hatte uns Menschen geschaffen, um mit uns eine Beziehung einzugehen. Dafür wurden wir in seinem Ebenbild geschaffen. Es ist die Gnade Gottes, die diese Beziehung ermöglicht. Im Alten Testament durch Israel und im Neuen Testament durch die Gemeinde. Diese Beziehung hat viele Facetten und ist ähnlich wie eine Ehe oder eine Kind-Eltern-Beziehung. Wenn Israel nun bei diesem Test durchfällt, dann ist das für Gott persönlich, da brauchte es Gerechtigkeit, oder sogar mehr als Gerechtigkeit.
Gott hatte im Bund mit Israel versprochen, ihnen das verheissene Land zu geben, und dieses Versprechen war nicht an Bedingungen geknüpft.
Gottes Bund mit Israel hatte zwei grundlegende Aspekte: einerseits Verheissung und andererseits das Gesetz. Der Aspekt der Verheissung beinhaltete unter anderem Gottes Verpflichtung, das ganze Land Kanaan den Nachkommen Abrahams zu geben. Diese Verpflichtung war bedingungslos. So hatte der Herr es in Genesis 13,14-17 dem Abraham versprochen:
Blicke auf und schau von dem Ort, an dem du bist, nach Norden und nach Süden, nach Osten und nach Westen: 15 Fürwahr, das ganze Land, das du siehst, dir will ich es geben und deinen Nachkommen für immer. (…) 17 Mach dich auf, zieh durch das Land in seiner Länge und seiner Breite, denn dir will ich es geben. Genesis 13,14-17)
Er gab dieses Versprechen Abraham mehrmals. Jakob bestätigte er dann dieses Versprechen auch noch:
Ich bin der HERR, der Gott deines Vaters Abraham und der Gott Isaaks. Das Land, auf dem du liegst, dir und deinen Nachkommen will ich es geben. (…) Und sieh, ich bin mit dir und behüte dich, wohin du auch gehst, und ich werde dich in dieses Land zurückbringen. Denn ich verlasse dich nicht, bis ich getan, was ich dir gesagt habe. (Gen 28,13+15)
Hier im Richter geht es um dieses Versprechen und um diesen Bund, so hatte es der Bote vom Herrn in Kapitel 2 Vers 1 erwähnt. „Ich habe euch heraufgeführt aus Ägypten und in das Land gebracht, das ich euren Vorfahren zugeschworen habe. Und ich sprach: Ich werde meinen Bund mit euch in Ewigkeit nicht brechen“ (Ri 2,1). Dieses Versprechen war grundlegend für den Bund zwischen Gott und Israel.
Gäll, diese Beziehung enthielt auch Verpflichtungen für Israel. Doch es war nie die Frage, dass Israel diese nicht einhalten würde oder könnte. Sollten sie ihre Verpflichtungen nicht einhalten, dann kämen sie einfach nicht in den vollen Genuss vom Segen. Erst mit Jesus, dem Messias, würden die Verheissungen dann ganz in Erfüllung gehen.
Die Entscheidung des Richters (V21-23)
Es gibt viele Richter in diesem Buch, aber nur einen obersten Richter. In Kapitel 11 Vers 27 wird uns gesagt, dass der Herr, der oberste Richter ist. Und dieser Richter muss nun entscheiden, wie es weitergehen soll. Prüfung versagt, keine Disziplin und der Bund gebrochen.
Es gibt solche, die sagen, dass Gott keine Probleme hat. Doch ich glaube das stimmt nicht ganz. Man kann keine Kinder haben, ohne dass es schwierige Themen gibt, und weisst du was, Gott hat viele Kinder! Und dann kommt noch dazu, dass sie uneinsichtig sind, und nicht gerne korrigiert werden (siehe Jesaja 1,2-3). Die Welt hat ein Problem, weil sie immer wieder meint, sie wüsste es besser, und darum lehnt sie sich gegen Gott auf. Aber sein eigenes Volk – Gottes Volk – ist dann noch eine Nummer für sich, so quasi ein familieninternes Problem. Und ich glaube das schmerzt Gott am meisten. Diese Nachkommen Abrahams wollen immer wieder im Rampenlicht stehen, und stehen Gott damit im Weg (Gen 12,1-3). Im Neuen Testament ist es dann die Gemeinde, wo die geistlichen Nachkommen Abrahams. Wir sind seine Kinder, und genau deshalb kann er uns nicht einfach in Schatten stellen. Er hat uns Verheissungen gegeben, und denen gegenüber ist Gott treu. Und genau darum braucht es eine Lösung!
Wie kann Gott im Umgang mit uns Menschen – egal ob sein Volk oder nicht – Gnade und Gerechtigkeit walten lassen? Die Antwort ist nicht einfach, kostet etwas und kommt nicht ohne Schmerzen. Die Lösung finden wir im Kreuz und in der Auferstehung von Jesus Christus. In ihm kommen Liebe und Gerechtigkeit zusammen (Röm 3,21-26, vgl. Ps 85,1).
Abwärtsspirale und dann Umkehrung der Spirale!
Wir werden belohnt, weil wir tun, was Gott möchte
Am Tiefpunkt angekommen. Wir erkennen, dass wir Gott brauchen. Was da passiert ist etwas Mystisches, etwas, dass wir nicht beschreiben können. Wir erleben Gottes Liebe, seine Gnade und seine Rettung. Wie kommen wir wieder aus diesem Loch heraus? Ich glaube, wir können uns an christlichen Disziplinen orientieren.
- Gebet (Matt 6,1-21 & 1. Thess 5,17)
- Dankbarkeit (1. Thess 5,18)
- Den Zehnten geben (Spenden) (Maleachi 3,10; Matt 6,1-21)
- Erbarmen, Güte, Demut, Sanftmut und Geduld (Kol 3,12)
Das Ziel dann ist näher mit Gott zu sein, und so seinen Segen zu erleben.
Nun die grosse Frage ist, was ist, wenn gute Menschen, schlechte Sachen erleben?
Naja, der Segen Gottes ist kein Automatismus. Wir tun es auch nicht, weil wir sagen «Jetzt habe ich X gemacht, dann muss er Y.» Wir leben im Gebet und in der Dankbarkeit, weil wir wissen, dass wir damit ihm unsere Liebe zeigen, und immer wieder entsteht daraus ein Segen, aber wir tun es nicht, weil wir eine Belohnung wollen. Sondern weil wir einfach wissen, dass Gott gut ist und wir mit ihm eine Beziehung leben wollen. Am Schluss ist es einfach Gnade. Und wir leben auch danach, wenn wir deswegen nicht gesegnet werden. Ein Geheimnis ist, dass wir uns nicht nur nach dem Segen Gottes Segen ausstrecken, sondern uns entscheiden, auch für andere ein Segen zu sein.
Hier in Richter 2 ist das Urteil weniger drastisch als erwartet, aber stimmt mit Gottes Charakter überein und passt. Sie werden das verheissene Land nicht voll einnehmen können. Weil sie untreu waren, werden einige Nationen in Kanaan bleiben. Vers 21: «Von den Nationen, die Josua zurückgelassen hat, werde ich niemanden vertreiben.» (vereinfacht) Gott verschiebt die Erfüllung seines Versprechens. Weil sie uneinsichtig waren, wird diese Generation die vollständige Einnahme Kanaans nicht erleben. Gott hat sich das gut überlegt. Doch Gott hält sich zurück. In diesem Sinne ein gnädiges Urteil. Aber er ignoriert auch nicht ihren Dickschädel, sondern bestraft sie, so wie er es versprochen hatte. In diesem Sinne ein gerechtes Urteil. Eine Zwischenlösung, aber eine gerechte und gnädige. Dieselbe Mischung aus Gnade und Gerechtigkeit wird das gesamte Handeln Gottes mit seinem rebellischen Volk in der Zeit der Richter und darüber hinaus kennzeichnen. Deshalb hört die Heilsgeschichte hier nicht auf, sondern geht durch alle Höhen und Tiefen der Geschichte Israels hindurch, bis sie ihren Höhepunkt in Christus erreicht.
Die Anpassung (3,1-6)
In Kapitel 3, Verse 1-6 kommt mehr oder weniger das, was wir schon wissen, doch es kommen noch ein paar wichtige neue Erkenntnisse dazu. Erstens, es gibt noch ein Grund, warum Gott in Kanaan einige Nationen sein liess, nämlich, V1-2, damit sie nicht einfach in den Schoss gelegt bekommen, wofür andere kämpfen mussten. Ihm ist es wichtig, dass sie selbst lernen zu kämpfen. Zweitens, V5-6, sie heirateten mit den Kanaanitern. Das ist eigentlich hier eine Randnotiz, aber trotzdem wichtig. Die Nationen in Kanaan hatte Götter, und Israel hätte die Chance gehabt, es so zu regeln, dass in Kanaan, später Israel, nur noch ein Gott angebetet wird. Sie haben der kanaanitischen Kultur nachgegeben. Sie «hatten sich ins Schema der Welt eingefügt» (Röm 12,2). Sie hätten Kanaan erobern sollen, doch anstelle davon passten sie sich an, und das war eigentlich der Fehler der Mischehen.
Das war nicht nur ein Phänomen während der Richterzeit. Nein, im Alten Testament finden wir das immer wieder. Ein Beispiel wäre Simson, ein anderes Salomo (1. Kö 11), doch auch bei Esra (Esra 9) war das ein Problem. Doch nicht die Frauen waren das Problem, auch nicht, dass sie Ausländerinnen waren, sondern es ging um die Beziehung mit Gott. Es gab auch die Geschichten mit Rahab und den Spionen, Ruth und Boas. Das waren auch ausländische Frauen. Ja, aus Ruth kam dann sogar später König David und dann wiederum Jesus. Es ging nicht um ihre Kultur oder um ihre Herkunft – es ging einzig und allein um die Beziehung mit Gott.
Wir haben schon mal das Programm gelesen. Jetzt sind wir bereit für die Aufführung selbst. Wir haben schon einige wertvolle Lektionen gelernt, die sich später entfalten werden. Jetzt sind wir ja mal gespannt auf die Geschichten der verschiedenen Richter.
Wir singen jetzt gemeinsam «Gott mein Fels»
Du bist mein Halt, Du bist mein Fels
Mein sicherer Ort und mein Fundament
Selbst wenn die Welt um mich herum zerbricht
Weiß ich, dass Du, Gott, meine Zuflucht bist
Du bist mein Halt, Du bist mein Fels
Mein sicherer Ort und mein Fundament
Selbst wenn die Welt um mich herum zerbricht
Weiß ich, dass Du, Gott, meine Zuflucht bist
[1] Exodus 24,3+6-8