Ehud: Heiliges Lachen

Datum: 9. Februar 2025 | Prediger/in:
Serie: | Bibeltext: Richter 3,12-30

Ehud: Heilige Gelassenheit – Richter 3,12-30

Israel hat einen Rückfall – sie kommen weg vom Glauben, und erleben Niederlage und Elend. Das ist überhaupt nicht lustig!

Die Sünde (V12a)

“Und wiederum taten die Israeliten, was böse war in den Augen des HERRN.“ (V12) Wir haben das schon einmal gehört, und wir werden es noch einige Male hören. Wir laufen schon fast Gefahr, dass wir uns daran gewöhnen. Da haben wir schon mal drei Punkte: Erstens: Sünde ist langweilig. Es passiert immer wieder, und es ist nichts Besonderes. Israel fällt immer wieder in dieselben Muster zurück. Zweitens, die Tatsache, dass Sünde immer dann wieder auftaucht, wenn Israel dankbar sein sollte, in diesem Fall die vierzigjährige "Ruhe" in Vers 11, zeigt uns, dass Sünde pervers ist. Im Grunde ist es Undankbarkeit gegenüber Gott, dem, wo wir alles verdanken. Paulus sagt es im Römer so: "Obwohl sie Gott (er)kannten, haben sie ihm nicht die Ehre gegeben(…), und ihm nicht Danke gesagt" (Röm 1,21). Drittens erkennen wir, dass Sünde eine Sucht ist.[1]Es gibt Zeiten im Richter, wo es so aussieht, als ob Israel davon befreit ist – vor allem im Lied vom Kapitel 5 und in dem, wo wie Busse aussieht, Kapitel 10,15+16, aber früher oder später kommt es zurück und holt sie wieder ein. Es macht genauso süchtig wie jede der giftigen Substanzen, wo die Menschen heute versklaven, und ist genauso zerstörerisch. Sünde ist die “Hammerdroge”, und ist nicht zum Lachen.

Die Folgen (V12b-14)

Die Folge in unserer Geschichte heute morgen ist die Versklavung Israels durch Eglon, den König von Moab, und das für 18 Jahre. Zuerst wird uns erzählt, das Eglon eigentlich eine Antwort die Sünde Israels war. Vers 12: »Und der HERR machte Eglon, den König von Moab, stark gegen die Israeliten« (V12b). Und dann heisst es: »Und Eglon tat sich zusammen mit den Ammonitern und Amalek, zog hin, schlug Israel« (V13). Die Konsequenzen der Sünde also können wir nicht vereinfachen; sie sind natürlich und übernatürlich. Die Sünde schwächt Menschen und Nationen und macht sie verwundbar, früher oder später brechen sie zusammen oder werden erobert. So hat Gott die Welt eingerichtet, und manchmal eben sind Katastrophen eine Konsequenz, oder wir könnten auch sagen “ein Gericht” für die Sünde. Meistens ist der Zusammenhang nicht klar.[2] Und so sind schwierige Ereignisse im Leben eine Möglichkeit zu fragen, was will Gott mir damit sagen? Haben sich in meinem Leben vielleicht Sachen eingeschlichen, die nicht gesund sind? Was ist mein Anteil an alle dem? Gibt es vielleicht etwas, dass ich ändern sollte? (1. Kor 11,28-30; Jak 5,13-16). Manchmal zahlen wir einen hohen Preis dafür, wenn wir die Muster in unserer Welt nicht hinterfragen. Ja, auch die Kirche ist davor nicht gefeit. Wir alle sind da gefragt. Wir können die Niederlage von Israel einfach als ein “Geschichtli” sehen, oder eben erkennen, auch heute läuft es noch genau so. Bei der Geschichte mit Ehud und Eglon wird uns der Zusammenhang zwischen dem, wie der Mensch handelt und was die Konsequenzen davon sind, aufgezeigt – was da läuft, hat Gott sein eingefädelt (V12). Eine Beziehung mit Gott ist kein Freibrief in Sünde zu leben.

Wie Gott reagiert

»Und die Israeliten schrien zum Herrn, und der Herr liess einen Retter für sie auftreten« (V15a). Nichts neues (2,16+18), und das läuft auch bis am Schluss vom Richter weiter so. Barak, Gideon, Jephtah und auch Simson werden noch gerufen, um sein Volk zu befreien. Und Gott wird sie auch befreien, wenn sie nicht nach ihm schreien (13,25; vgl. 2,15.16). Im Gegensatz zur Sünde ist das nicht langweilig. Und trotzdem laufen wir Gefahr, dass wir uns daran gewöhnen und nicht erkennen, was eigentlich abgeht. Ist es nicht erstaunlich, dass Gott sein Volk immer wieder rettet, obwohl sie immer wieder gegen ihn sündigen? Da sollte man doch meinen, dass sie irgendwann dankbar werden? Ohne Rettung wären wir alle verloren, weil Sünde gehört zum Leben – ob wir das wollen oder nicht. Wenn Gott uns der vollen Konsequenz der Sünde überlassen würde, dann wär’s aus mit uns. Aber Gott gibt nicht so schnell auf, und auch die Richter bleiben hartnäckig. Und das ist erstaunlich!

Der Mensch, den Gott gebraucht

»Ehud, den Sohn von Gera, den Benjaminiten, der Linkshänder war.« (V15b). Beim Vorgänger, Othniel konnte man noch nachvollziehen, wieso der berufen wurde. Der war aus dem Stamm Juda (Gen 49,8-10) und die hatten schon im Kapitel 1 gezeigt, dass sie etwas auf dem Kasten haben (1,1-21). Aber Benjamin?! Echt, von diesem Stamm kannst du nichts erwarten! Im Kapitel 1 wurden sie kritisiert, weil sie die Jebusiter nicht aus Jersualem vertrieben hatten (1,21). Was kann schon Gutes vom Stamm Benjamin kommen?! Dann kommt noch dazu, dass er ein Linkshänder war. Wörtlich heisst es, dass er an seiner rechten Hand eingeschränkt war. Also nicht nur ein Linkshänder, vielleicht hatte er an seiner rechten Hand eine Behinderung. Eigentlich als Befreier “untauglich”! Für einen Kämpfer ist die rechte Hand entscheidend, denn dort trug man das Schwert. Kurz: Gottes Wahl von Ehud ist eine Überraschung.

Was nicht gesagt wird (Vers 15c, 16)

Der Kern der Geschichte beginnt eigentlich ernst. Zum Zeitpuntkt wo Ehud beauftrag wird, ist nicht klar, ob irgendjemand, inklusive Ehud, weiss, dass Gott ihn als Befreier auserwählt hat. Weiss Gott überhaupt, was da geschieht? Die einzigen, die hier bewusst etwas tun, sind die Menschen – "das Volk Israel" und der "Ehud" (V15). In erster Linie geht es darum, dass Ehud den Tribut für Israel abliefern soll – keine Spur von “Berufung”. Sieht also so aus, als ob die Menschen ihren eigenen Retter wählen, und nicht Gott. In der Bibel ist es tätsächlich nicht ganz so einfach. Wir können nicht sauber trennen zwischen dem, was Gott tut, und dem, was Menschen tun – so quasi, Gott kontrolliert die eine Hälfte der Welt, und wir die andere. Wie ging das bei den Brüdern Josephs? Sie wollten ihm böses antun, als sie ihn an Sklavenhändler verkauften. Und am Schluss in Ägypten sagt Joseph, dass es so kommen musste, damit Israel während der Hungersnot gerettet wird (Gen 45,5). Als ihm dann seine Brüder in Ägypten wieder begegnen, da sagt Joseph den berühmten Satz, “Ihr zwar habt Böses gegen mich geplant, Gott aber hat es zum Guten gewendet“ (Gen 50,20). Auch die Kreuzigung von Jesus fällt in diese Kategorie. Die Menschen wollten Jesus übel, aber Gott hatte genau damit einen Plan, zur Rettung der Welt (Apg 2,23). Hier in der Geschichte mit Ehud, führt das, was die Menschen tun, dazu, dass Ehud “berufen” wird (V15), obwohl sie sich dem wahrscheinlich nicht bewusst waren. Die Israeliten wurden von König Eglon geknechtet, und sie mussten ihm Tribut zahlen. Aber warum soll gerade Ehud den Tribut zu Eglon bringen? Vielleicht würde sich Eglon von einem Linkshänder nicht bedroht fühlen. Ehud ist ein bisschen wie Israel, und deshalb passt er auch.

Ehud sieht das anders. Er erkennt, seine spezielle Chance, zum Feind vorzudringen – ja vielleicht kann er sogar direkt vor den Tyrann treten. Also macht er sich bereit. Er macht sich ein zweischneidiges Schwert, ca. 45cm lang, und versteckt es unter seinem Gewand, an der rechten Hüfte (V16). Er macht das alleine. Es wird niemand anders erwähnt. Seine Kollegen haben keine Ahnung, was er vorhat. Eine Spezialanfertigung, damit es für seine linke Hand passt. Er bekommt nur eine Chance, und da muss es sitzen. Er macht das ohne grosses Aufsehen, fein aber mutig. Er ist ein Meister im Verstecken, und das wird am Schluss dann auch ein Teil vom Humor.

Eglons Format (V17)

Ehud tut, was er muss: »Und er brachte Eglon, dem König von Moab, die Gabe (Tribut).« (V17a) Aber jetzt wird Eglon in der Geschichte plötzlich anders dargestellt. Selten wird uns in der Bibel erzählt, wie jemand aussah – doch genau das finden wir hier: "Eglon aber war ein sehr fetter Mann" (V. 17b). Heute ist dick-sein kein Kompliment, aber damals war das noch nicht so. Wenn Eglon hier als “fett” beschrieben wird, ist das nichts Negatives. Besonders für einen König war ein “Ranzen” wichtig, denn er konnte damit zeigen, dass er “Gewicht” hatte, und wichtig war. Dass er aber als SEHR fett beschrieben wird, macht uns stutzig. Vermutlich war er übermässig fett. Der Name “Eglon” bedeutet “junger Stier”. Er war wie ein junger Stier, der viel Getreide brauchte, um satt zu werden. Wahrscheinlich brauchte er darum so viel Tribut. Er ass sich am Tribut voll und wurde zum Mastkalb.

Seine Leichtgläubigkeit (V18-20)

Ehuds Plan geht auf. Er darf ihm den Tribut persönlich übergeben (V17a) – aber das Schwert wird gar nicht erwähnt – und so reist er wieder ab. Auf dem Rückweg gibt es einige "Götterbilder" (V19). Gilgal war die Grenze zwischen Israel und Moab. Vielleicht waren die Götzen da, um die Grenze zu markieren.[3] Und an diesem Ort entlässt Ehud die Träger, die ihm geholfen hatten, den Tribut zu überbringen. Er möchte nochmals zurück zum Eglon, und zwar alleine.

Als er zurückkommt, bekommt er problemlos eine weitere Audienz bei Eglon. Vielleicht hat er Ehud folgen lassen und ist neugierig zu erfahren, warum er umgekehrt ist – vor allem vom Ort der Götzen. Das macht gwundrig, und gehört wahrscheinlich zu Ehuds Plan. Was er sagt, ist zweischneidig, wie sein Dolch: »König, ich habe eine geheime Botschaft für dich« (V19a).

Das tönt mysteriös! Vielleicht ist seine “geheime Botschaft” von den Göttern? Vielleicht sogar ein Orakel? Vielleicht will er die Seiten wechseln und ein Spion werden? Ein Geheimnis ist etwas, das nicht alle hören sollten, deshalb befielt Eglon “(Seid) still!” Die Diener wissen, was sie zu tun haben: “Und alle, die bei ihm standen, gingen hinaus.“ Dann hat es einen mysteriösen Satz, Vers 20: “Und Ehud war zu ihm hereingekommen, während er im kühlen Obergemach sass, das für ihn allein bestimmt war.“ Von Ausgrabungen wissen wir, dass der König machmal oberhalb vom Thronsaal ein Privat WC hatte. Oben wahrscheinlich, damit es gut verlüften konnte. Eglon ist also an seinem stillen Örtchen und Ehud kommt herein. Ja - all das, womit er sich vorhin noch gemästet hatte, muss natürlich irgendwann wieder raus. Und so sitzt er auf seinem “Thron” und verrichtet sein Geschäft.

Und Ehud sprach: Ich habe einen Gottesspruch für dich. Da erhob er sich vom Stuhl, Ehud aber griff mit der linken Hand nach dem Schwert an seiner rechten Hüfte, fasste es und stiess es ihm in den Bauch (V20b-21)

Ehud hat ihn genau dort, wo er ihn haben will: allein und völlig schutzlos. Und als er so allein auf seinem “Thron” sitzt – bewusst doppeldeutig – da schlägt Ehud zu. Eglon hat sich vom Tribut vollgestopft. Er ist der Tyrann – selbstgefällig, selbstzufrieden, geniesst sein falschen Erfolg in vollen Zügen und meint, dass ihm niemand etwas anhaben kann. Aber er liegt voll daneben. Er steht von seinem “Thron” auf, und da hat Ehud eine Botschaft von Gott für König Eglon. Sein fetter Bauch präsentiert sich wunderbar.

Sein Untergang (V21-22)

Was jetzt kommt, wird aber in Zeitlupe beschrieben. Der Autor möchte, dass wir diese Aktion in vollen Zügen geniessen. Ehuds linke Hand greift unter seinen Mantel, zieht die Mordwaffe aus seinem rechten Oberschenkel und stösst sie in Eglons Bauch, der so gross ist, dass er das Schwert komplett verschluckt, so dass Ehud es dort stecken lässt. Was jetzt rausfliesst, ist Kacke (V22 - NRSV). Eglon ist fertig, aber die Geschichte noch nicht.

Seine Diener (V23-25)

Ehud verriegelt die Türen von Eglons Obergemacht und entkommt durchs Schlupfloch der Toilette. Die Diener machen sich Sorgen, warum König Eglon nicht rauskommt. Sie sagen, „Er bedeckt wohl seine Füsse in dem kühlen Gemach.“ (V24) Er sitzt wahrscheinlich noch auf dem WC. Doch schliesslich brechen sie die Tür auf, und siehe da, “ihr Herr lag tot auf dem Boden” (V25). Jetzt ist die Kacke am Dampfen – Wort wohl ganz bewusst. Ihr König ist tot, und dann noch wie! Eine richtige Demütigung. Sie stehen da, wie Deppen mit “abgesagten Hosen”.

Seine Soldaten (V26–29)

Der Ehud ist schon abgehauen. An den “Götzen” vorbei, zieht er sich zurück ins Gebiet, wo von Israel besetzt ist. Er macht sich auf den Weg nach Seira (V26). Es ist nicht klar, wo dieser Ort war – wahrscheinlich irgendwo im "Gebirge Efraim" nördlich von Jerusalem, denn dort bläst er sein Horn (Schofar) (V27). Am höchsten und zentralsten Ort von seinem Stamm Bejamin bläst er ins Horn, um ganz Israel zusammen zu rufen. Er zeigt sich hier bewusst als Befreier von Israel. So hatten wir es in Vers 15 gelesen: “Und die Israeliten schrien zum HERRN, und der HERR liess einen Retter für sie auftreten: Ehud, (…), den Benjaminiten“ (V15). Vielleicht war er sich am Anfang gar nicht bewusst, was er hier für eine Rolle bekam. Er, der Überbringer vom Tribut, wird jetzt zu einer Schlüsselperson. Sein Blasen vom Schofar spricht sich schnell herum, und jetzt geht er nochmals nach Moab, aber dieses Mal mit Kämpfern anstatt mit Tribut. „Und die Israeliten stiegen mit ihm vom Gebirge herab, er an ihrer Spitze.“ (V27b)

Die Moabiter merken natürlich, was sich da zusammenbraut und flüchten aus dem israelitischen Gebiet. Ehud sieht dies als Bestätigung, dass der Herr sie ihre Hand gegeben hat und spornt seine Leute an (V28). Von Eglons Verbündeten, den Ammonitern und Amalek, ist hier keine Spur (V13). Die Situation ist aussichtlos und die Moabiter fangen eine Schlappe ein. Die Israeliten schnitten ihnen bei den Jordenfurten den Weg ab. Es war der einzige Grenzübergang für eine Flucht, – und sie liessen niemand hinüberziehen (V28-29). Zehntausend Moabiter werden getötet. Kann man sehen, wie man will. Für die einen eine Katastrophe, für die anderen ein schöner Sieg.

In Vers 29 heisst es, dass die Moabiter «kräftige und tüchtige Männer» waren. Das kann man aber auch als «fette und tüchtige Männer» (B/R) übersetzen. So wie wie Eglon waren sie auch «fett» geworden. Ich glaube die Doppeldeutung ist bewusst: Sie sind wie Eglon zu Wohlstand gekommen, und das zeigt sich in ihrem Übergewicht – da in der Schlacht ein klarer Nachteil. Sie sehen zwar sportlich aus, aber verlieren ihre Würde – so wie Eglon. Ehud war auch ein «Fetzen», aber sah am Schluss nicht lächerlich aus. Ehud hat die Tyrannei von Moab gestürzt, und das Land von seinen Aufpasser befreit. Vers 30: “und das Land hatte achtzig Jahre lang Ruhe.“

Die Entlarvung eines Tyrannen

Es war nicht lustig von Eglon 18 Jahre unterdrückt zu werden (V14). Eglon war ein Diktator und schaffte es, mit anderen Nationen zusammenzuarbeiten, und ihnen zu sagen, was sie zu tun haben (V13). Er verstand es, die besiegten Völker dazu zu bringen, ihm zu dienen und Tribut zu zahlen. Er wusste, wie er seine Macht zum eigenen Vorteil einsetzet. Er wurde stark und lebte auf Kosten derer, die er regierte. Ein rücksichtsloser Führer, und Israel konnte ihm nichts entgegenhalten. Und so lange Eglon stark war, waren es seine Diener und Truppen auch. Sie mussten das tun, was er wollte – und so ermöglichen sie ihm seinen Lebensstil, und dabei verging ihnen das Lachen. Erst als sie Ehud kennenlernten, der Befreier, den Gott “auftreten liess” (V15), da realisierten sie, wie lächerlich sie sich gemacht hatten. Da drehte die Geschichte und sie fingen an, ihre Situation anders zu sehen. Sie wurden zu Narren und stehen mit abgesagten Hosen da! Und so feiern sie Ehuds Sieg. Das Volk Israel erlebte das nochmals, als Gott sie aus Babylon befreite.

Als der HERR wandte Zions Geschick, waren wir wie Träumende.

Da war unser Mund voll Lachen und unsere Zunge voll Jubel.   (Ps 126,1-2)

Keine billige Schadenfreude, sondern ein Lachen aus reiner Freude, über das, was Gott geschafft hatte. Da bei Ehud hören wir ein ähnliches Lachen.

Mit Gott lachen

Wir hören das Volk Gottes in der Bibel nicht viel lachen. Meistens sind sie am Klönen und Stöhnen – auch da im Buch Richter.[4] Das ist für Menschen in einer gefallenen Welt normal (Römer 8,18-23). Aber hie und da hören wir ein Lachen, wie bei Ehuds Geschichte. Und dieses Lachen durch dringt uns, weil wir die Situation plötzlich anders sehen, nämlich so, wie Gott sie sieht. Gäll, Tyrannen wie Eglon machen uns Angst. Sie tun Böses, und gute Menschen sind dagegen machtlos. Manchmal verzweifeln wir fast dran. Aber für Gott sind diese Tyrannen eine Lachnummer.

Warum sind die Nationen in Aufruhr

und sinnen die Völker Nichtiges?

     2      Die Könige der Erde erheben sich,

und es verschwören sich die Fürsten

gegen den HERRN und seinen Gesalbten:

     3      Lasst uns zerreissen ihre Stricke

und von uns werfen ihre Fesseln!

     4      Der im Himmel thront, lacht,

der Herr spottet ihrer. (Ps 2,1-4)

All das was Menschen einander antun, ist Gott nicht egal. Sonst würde es im Psalm 2 anders stehen. Gott weiss, was hinter dem Protzen und Blöffen steckt. Psalm 2, Vers 2: Sie meinen, sie kämen “seinem Gesalbten” gegenüber ungestraft davon. Im Alten Testament war “sein Gesalbter” der auserwählte König, besonders David und die Könige von Juda, die Gott treu waren. Aber das Neue Testament ist der Gesalbte Jesus, der Sohn Davids, der Retter und Messias. Im Neuen Testaments wird Psalm 2 viermal in Bezug auf den Sieg von Jesus über den Tod und die Sünde, Satan und die bösen Mächte von dieser Welt erwähnt – und all das durch sein Tod am Kreuz und seine Auferstehung. Als Jesus vor Pilatus stand – Pilatus, der Mächtige, der das Römischen Reiches repräsentierte – wer hätte sich da vorstellen können, dass daraus ein Reich entsteht, dass mehr als 2000 Jahre später immer noch aktuell ist?

Gegen Jesus war Ehud nur ein Klecks in der Bibel. Mit seinem Charakter kommt er nicht an Jesus heran. Ehud war ein Hinterrückser – Jesus aber ohne Falsch (1. Pet 2,22), Ehud ein gewalttägiger Typ – Jesus ein Mann des Friedens, und so weiter. Aber es gibt auch einige Gemeinsamkeiten. Beide wurden von Gott als Befreier berufen. Beide waren in ihrer Schwachheit stark. Beide kamen alleine vor den Feind, trugen einen Sieg davon, und luden andere dazu ein dabei mitzumachen. Beide haben die Welt überwunden, der eine Moab und der andere Rom, und führten dadurch das Volk Gottes, die Gemeinde in einen Frieden. Beide entlarvten das Böse. Über Jesus hat es Paulus so gesagt:

Die Mächte und Gewalten hat er ihrer Macht entkleidet und sie öffentlich zur Schau gestellt,
ja im Triumphzug hat er sie mit sich geführt. (Kol 2,15)

Zwischen Ehud und Jesus gibt es dann schon noch Unterschiede. Der Humor bei Ehud ist deftig, und bringt uns in Verlegenheit; doch das muss nicht sein. Es ist so öppis wir eine Karikatur mit einer starken Aussage. Wie das berühmte Märchen von Hans Christian Andersen, das uns ermutigt, all das, was poliert und glänzend daherkommt mit kindlichen Augen zu sehen – nämlich so, wie die um uns herum vielleicht gar nicht sehen wollen: “Aber der Kaiser trägt gar keine Kleider!”[5] Was da so schön poliert und glänzend als unbesiegbar daher kommt, ist im Grunde genommen lächerlich – und genau diesen Humor finden wir in der Bibel! Die Tyrannen in unserer Welt haben ehrlich gesagt, gar nichts zu sagen. Gott braucht sie vielleicht, um sein Volk zu lehren, so wie bei Eglon, aber sie haben eigentlich nichts zu Husten, ihre Tage sind gezählt. Sie meinen, sie seien unbesiegbar und können tun und lassen, was sie wollen, ohne, dass sie je zur Rechenschaft gezogen werde. Doch das ist absurd, denn Gott hat sie eingesetzt, und ER sagt, wie es läuft. So wie er ihnen Macht gegeben hat, so nimmt er sie auch wieder – wenn es so weit ist. Mit dem Tod und der Auferstehung von Jesus hat er sie schon heute entlarvt (Apg 17,30-31). “Der im Himmel thront, lacht, der Herr spottet ihrer“ (Ps 2,4). Die Geschichte von Ehud lädt uns mit ihrem Humor ein, die Tyrannen dieser Welt so zu sehen, wie Gott sie sieht, und wir dürfen ins Lachen vom Himmel einstimmen. Das ist kein Pfeifen aus dem letzten Loch. Das ist heiliges Lachen. Vielleicht das Einzige, was uns in unseren dunkelen Zeit noch bei Verstand hält. Wir dürfen es annehmen und uns darüber freuen – egal wie pompig das Böse daher kommen mag, es wird eines Tages vorbei sein, und darüber können wir schon heute schmunzeln.

Unsere Tyrannen

Was für Tyrannen erleben wir in unserem Leben?  WC-Deckel

  • Eine Krankheit, die unser Leben bestimmen will?
  • Ein Chef, der dir ein Chaos aufdrückt, und du bist scheinbar machtlos dagegen?
  • Deine Zukunft… Vielleicht macht sie dir Sorgen….
  • Vielleicht leidest du unter Minderwertigkeitsgefühlen
  • Vielleicht hast du Angst vor dem Versagen

Manchmal sind solche Gefühle wie Eglon… Sie kommen uns überdimensional vor… wir meinen wir hätten keine Chance gegen sie…

Doch Jesus hat am Kreuz den Sieg davon getragen. Sein Tod und seine Auferstehung geben jetzt den Ton an. Im Gebet nehmen wir die Perspektive vom Himmel ein. Es kommt eine Dankbarkeit in unser Leben. Natürlich toben die Tyrannen, wie Eglon, in unserem Leben weiter. Doch wir wissen, wir sind in einer Aufwärtsspirale, und es geht in die richtige Richtung.

Gäll, es ist gut, wenn wir Respekt haben vor Tyrannen, aber wir müssen keine Angst haben.

Gott ist derjenige, der das Sagen hat, und wir dürfen darauf vertrauen, dass der Sieg von Jesus am Kreuz auch in unserem Leben gilt. Jesus schenkt uns Freiheit.

Die Tyrannen haben nichts zu sagen. Sie kommen wunderbar vergoldet daher. Machen uns unglaublich Eindruck. Wollen uns in die Knie zwingen.

Gebet: Danke, Jesus, dass wir durch deine Perspektive vom Kreuz und der Auferstehung wissen, dass diese Welt, so wie es jetzt läuft, nicht das letzte Wort hat. Du sitzt jetzt schon auf dem Thron und wartest nur darauf, um dich zu offenbaren. Und deshalb können wir manchmal nur schmunzeln, was die uns alles auftischen wollen. Amen.

Lachen ist vielleicht nicht jedermanns und jederfraus Ding.

Aber was mir manchmal Hoffnung gibt, ist Summen. Ich summe dann ein Lied, das mir nachläuft.
Und Summen ist dann etwas, das mir tief rein geht, und mir im ganzen Körper Hoffnung gibt.

Von meinem Kehlkopf aus vibriert mein Körper und beinflusst auch meine Hirnströme. Das hat auch einen Einfluss auf den Blutdruck und die Herzfrequenz. Stress wird reduziert und es kommt wieder Hoffnung in unser Leben.

[1] Siehe Roy L. Heller, Conversations with Scripture: The Book of Judges (New York: Morehouse, 2011), S. 103–106

[2] Hiob z.B. erfuhr den Grund für sein Unglück nie. Siehe auch Johannes 9,1-3

[3] Die Gegenstände waren wahrscheinlich moabitisch. Es gab damals auch israelitische Götzenverehrung. Vorallem bei Micha und seinen Götzen, Richter 17+18

[4] Z.B. Richter 2:4, 15, 18; 10:9, 16; 20,23

[5] Hans Christian Andersen, Des Kaisers neue Kleider. www.projekt-gutenberg.org/andersen/maerchen/chap070.html

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