Gesegnet durch Anblick des verherrlichten Jesus

Datum: 28. April 2024 | Prediger/in:
Serie: | Bibeltext: Offenbarung 1, 9-20

Gesegnet durch Anblick des verherrlichten Jesus

Offenbarung 1,9-20

Die meisten Bilder die wir von Jesus, in unserem Kopf haben, wurden durch die Optik der Evangelien aufgenommen. Diese Bilder sind gut. Sie sind wahr, und zeigen uns, wie Jesus war, als er als Mensch auf der Erde war. Doch wir vergessen dabei gerne, wie Jesus als verherrlichter Mensch ist – wie er im Himmel herrscht und regiert. In Offenbarung 1 schreibt Johannes auf, was er sah, als der Vorhang zwischen Himmel und Erde für ihn zurückgezogen wurde, damit er Jesus so sehen konnte, wie er wirklich ist, d.h. heute, genau jetzt.

Leiden für Jesus

Schauen wir zuerst einmal, wem diese Vision von Jesus gegeben wurde:

Ich, Johannes, euer Bruder und Gefährte in der Bedrängnis, der mit euch teilhat an der Herrschaft und mit euch in Jesus ausharrt… (Off 1,9a)

Johannes bezeichnet sich da als «Bruder und Weg-Gefährte» von denen, won (an die) er schreibt. Was sie zu Brüdern und Gefährten macht, ist, dass sie «in Christus» sind. Johannes schreibt an die, die durch den Glauben mit Jesus verbunden sind.

Johannes hat einiges gemeinsam mit ihnen: Bedrängnis, Reich Gottes, und geduldiges Ausharren, und er teilt mit ihnen das, was Jesus schon in Matthäus 24 beschrieb, als er sagte:

Dann werden sie euch der Bedrängnis ausliefern und werden euch töten, und ihr werdet gehasst werden von allen Völkern um meines Namens willen. (Matt 24,9)

 

Johannes erzählt ihnen hier, wie sie am Reich Gottes teilhaben. Und wie funktioniert? Geduldiges Ausharren und Ertragen von Leiden, wo Jesus auch erlebt hatte.

Zwei gute Worte, die wir in der Bibel unterstreichen können: geduldiges Ausharren. Sie werden in der Offenbarung noch ein paar Mal vorkommen (2,2+3; 3,10; 13,10; 14,12). Ausharren, bis Jesus wiederkommt. Da haben wir schon mal ein Thema der Offenbarung. Eigentlich nichts Neues, was Jesus da verspricht, «Wer aber standhält bis ans Ende, der wird gerettet werden.“ (Matt 24,13)
Paulus sagt es so: „Halten wir stand, so werden wir auch mitherrschen.“ (2. Tim 2,13)

 Lesen wir weiter…

Ich, Johannes, … ich bin auf die Insel Patmos gekommen – um des Wortes Gottes und des Zeugnisses Jesu willen. (Off 1,9b)

Johannes wurde von den Römern in einen Felsen auf einer Insel eingesperrt. Das war damals nicht unüblich. Die Römer verbannten damals politische Gefangene auf Inseln in der Ägäis. Warum wurde Johannes auf Patmos verbannt? Johannes schreibt, wegen dem Wort Gottes und seinem Zeugnis für Jesus. Für die Römer war das ein politisches Verbrechen. Johannes lebte in einer Welt, die von Rom beherrscht wurde, und der damalige Kaiser Domitian wollte damals als Gott verehrt werden. Doch Menschen, die zum Reich Gottes gehörten, konnten nicht sagen “Der Kaiser ist der Herr.” Sie sagten einfach mutig “Jesus ist der Herr” und dafür mussten sie büssen.

Johannes wurde in der Apostelgeschichte mal zusammen mit Petrus verhaftet. Sie hatten einen Mann vor dem Tempel geheilt, der seit seiner Geburt gelähmt war, und dann kamen einige durch das Wunder zum Glauben. Doch die Priester wussten dann nicht, was sie mit ihnen machen sollten, und sie verboten ihnen einfach nicht im Namen von Jesus zu reden oder lehren, und so liessen sie wieder frei. Antwort Petrus und Johannes: “Denn wir können nicht anders als von dem reden, was wir gesehen und gehört haben“ (Apg 4,20).

Nicht lange nach diesem (Ereignis) war Johannes mit den anderen Jüngern wieder in den Hallen Salomos, die zum Tempelgelände gehörten. Die Leute brachten Kranke zu ihnen und sie wurden geheilt. Dieses Mal war es der Hohepriester, der sie verhaftete und wieder ins Gefängnis steckte. In der Nacht dann kam ein Engel und öffnete die Gefängnistüren und führte sie raus. Am nächsten Morgen gingen sie dann wieder zum Tempel, um dort wieder von Jesus geredet. Die religiösen Führer waren stinke sauer und wollten sie töten, aber sie hatten Angst, wie die Leute wohl reagieren würden. Dann wurden sie geschlagen und ihnen wurde wieder einmal befohlen, nicht im Namen von Jesus zu sprechen, und dann wurden sie freigelassen. Dann heisst es:

Da gingen sie vom Hohen Rat fort, voll Freude darüber, dass sie gewürdigt worden waren, um des Namens willen Schmach zu erleiden. Und jeden Tag lehrten und verkündigten sie ohne Unterlass, im Tempel und zu Hause, dass Jesus der Gesalbte sei. (Apg 5,41-42)

Jesus war für Johannes so echt und real, dass er lieber auf einer Insel in ein Gefängnis gesteckt wurde, als nicht über Jesus zu sprechen. Da können auch wir uns ein paar Fragen stellen. Bin ich bereit, ausgeschlossen, angeklagt oder sogar eingesperrt zu werden, weil Jesus für mich so wertvoll und so überzeugend geworden ist, dass ich einfach nicht aufhören kann, offen über ihn zu sprechen, wenn jemand mir zuhören will? Wir müssen ja nicht befürchten, in ein Gefängnis auf einer Felseninsel verbannt zu werden, weil ich von Jesus als Herrn spreche. Aber trotzdem ist das eine Frage: Habe ich die Bibel so gerne, dass auch noch davon rede, wenn ich weiss ich würde dafür bestraft? So tief in einer Mine ist es noch schwierig zu wissen, welcher Tag es war. Doch Johannes wusste, welcher Tag es war. Es war der Tag des Herrn, der erste Tag der Woche. Und an diesem Tag wurde für ihn der Vorhang zwischen Himmel und Erde gelüftet:

Am Tag des Herrn wurde ich vom Geist ergriffen und hörte hinter meinem Rücken eine mächtige Stimme wie von einer Posaune, die sprach: Was du zu sehen bekommst, das schreibe in ein Buch und schicke es den sieben Gemeinden: nach Ephesus, nach Smyrna, nach Pergamon, nach Thyatira, nach Sardes, nach Philadelphia und nach Laodizea. (Off 1,10-11)

Wenn Johannes schreibt, dass er "vom Geist ergriffen" wurde, dann hat er die Erfahrung gemacht, die auch einige Propheten im Alten Testament gemacht haben. Johannes hat mit seinem geistigen Auge etwas gesehen. Einige würden vielleicht sagen, er wurde in Trance versetzt, doch ich glaube, er hat einfach taggeträumt und mit seinem geistigen Auge gesehen. Jesaja und Jeremia machten ähnliche Erfahrungen und schrieben es auf. Nicht ganz einfach, und deshalb schreibt Johannes an die sieben Gemeinden immer wieder: “Es ist wie… So öppis wie…” Das ist die Sprache der Metapher und vom Bild. Ihm fehlen die Worte, um das himmlische Erlebnis zu beschreiben, deshalb er braucht er Worte, die seine Leser kennen. “Ich hörte hinter meinem Rücken eine mächtige Stimme wie von einer Posaune“. Wir können ihn hier nicht wörtlich nehmen, was aber nicht heisst, dass es nicht echt war, was er erlebte. Johannes kommt einen Einblick ins Herz von dem, was wirklich ist. Er beschreibt hier Jesus nicht, wie er aussieht, sondern wie er wirklich ist, und braucht dazu die Sprache von Symbolen.

Sich der Vision von Jesus zuwenden

Johannes hörte eine Stimme, so laut wie eine Posaune. Unverkennbar und ziemlich penetrant.

Und ich wandte mich um, die Stimme zu sehen, die zu mir sprach. Und als ich mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter, und inmitten der Leuchter eine Gestalt, einem Menschensohn gleich, gekleidet in ein Gewand, das bis zu den Füssen reichte, und um die Brust gegürtet mit einem goldenen Gürtel. (Off 1,12-13)

«Und ich sah einen wie einen Menschensohn». Mit anderen Worten, er sah jemanden, der wie ein Mensch aussah. Johannes sah den verherrlichen Herrn, und was ihm dabei auffällt, ist die Menschlichkeit von Jesus. Als Jesus in Bethlehem Mensch wurde, da war das nicht nur für die Zeit auf der Erde. Er ist immer noch ein menschliches Wesen, wenn er auf dem Thron im Himmel sitzt. Aber er ist kein gewöhnlicher Mensch. Johannes berichtet uns in seinem Evangelium, dass Jesus in der Nacht vor der Kreuzigung betete: “Und nun, Vater, verherrliche du mich bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war.“ (Joh 17,5) Gottvater hat sein Gebet erhört. Seine Herrlichkeit ist hier in Offenbarung 1 ist kein Geheimnis mehr. Er ist immer noch ein Mensch, aber er ist jetzt verwandelt in einen unvergänglichen, himmlischen Menschen. Momentan ist Jesus der erste und einzige verherrlichte Mensch, aber er wird nicht der letzte sein.

Wenn Johannes schreibt, dass er jemanden "wie einen Menschensohn" gesehen hat, sagt er damit mehr als nur, dass er einen verherrlichten Menschen sieht. Er macht hier eine Verbindung zur Person, die Daniel sah. Daniel im Alten Testament durfte damals auch schon hinter den Vorhang gügseln (schauen). Daniel hat es so beschrieben:

Ich schaute in den nächtlichen Schauungen, und sieh: Mit den Wolken des Himmels kam einer, der einem Menschen glich, und er kam vor den Hochbetagten, und vor diesen führte man ihn. 14 Und ihm wurde Macht gegeben und Ehre und Königsherrschaft, und alle Völker, Nationen und Sprachen dienen ihm. Seine Macht ist eine ewige Macht, die nie vergeht, und seine Königsherrschaft wird nicht untergehen. (Daniel 7,13-14)

Kein Wunder hatten die Menschen zu Zeit von Jesus Mühe zu glauben, dass dieser Typ, der da vom Städtlein Nazareth kommt der Menschensohn sein soll, der mit Herrschaft und Herrlichkeit ein Reich aufbauen würde, so wie das Daniel beschreibt.

Sogar, die Jünger, die Jesus sehr gut kannten, hatten Mühe, das zu akzeptieren. Einer der mit Prostituierten zu Tisch sass, im Boot während einem Sturm schlief und mit staubigen Füssen durch die Strassen lief, das kann doch nicht wirklich der „Menschensohn“ sein?! Auf jeden Fall nicht den, auf den sie gewartet hatten. Sogar nach dem Jesus in den Himmel fuhr, konnten sie es nicht fassen, dieser Typ einmal zur Rechten Gottes sitzen würde.

Hier in der Offenbarung gibt Jesus Johannes diese Offenbarung und sagte, er solle sie aufschreiben, damit die ersten Christen und auch wir heute sehen, wie er wirklich ist. Er möchte, dass wir ihn so kennen. Und auch, wo sein Lieblingsort ist:

und inmitten der Leuchter eine Gestalt, einem Menschensohn gleich, gekleidet in ein Gewand, das bis zu den Füssen reichte, und um die Brust gegürtet mit einem goldenen Gürtel. (Off 1,13)

 

Sein Lieblingsort

Johannes sah Jesus "inmitten der Leuchter". In der Offenbarung werden viele Bilder verwendet, die schwer zu verstehen sind, doch hier ist es nicht schwierig zu verstehen, was diese Leuchter darstellen. In Vers 20 wird uns gesagt, dass die Leuchter die Gemeinden darstellen. Als Johannes sich umdrehte, um die Stimme zu sehen, die zu ihm sprach, steht Jesus mitten unter den Gemeinden, mitten unter seinem Volk.

Als Johannes diesen Brief schrieb, erlebten die ersten Christen Verfolgung. [Frage:] Was hat das bei ihnen wohl ausgelöst, als sie realisierten, dass Jesus sich nicht versteckt, während sie am Leiden sind? Jesus war in ihrer Mitte. Er hielt das Feuer am Brennen, richtete sie neu aus, und ermutigte sie.

Es gibt viele Menschen, die von der Kirche enttäuscht wurden. Sie haben Heuchlerei erlebt – Jesus ja, Gemeinde nää. Jesus schämt sich nicht für die Gemeinde. Es ist sein Lieblingsort. Er will mitten unter diesen unvollkommenen Menschen sein. Mitten unter Menschen, die Fehler machen, aber das Herz am richtigen Fleck haben. Wow – was für eine Erleichterung.

Sein Wirken als Priester

Johannes schreibt, dass Jesus «um die Brust … mit einem goldenen Gürtel“ gegürtet war. Das ist nicht nur eine Beschreibung von einem Hohenpriester, sondern auch die von einem König. Für die Christen, die damals verfolgt wurden, war es wichtig, Jesus als König zu erkennen. Sie wurden von ihrer Regierung verfolgt und kriminalisiert. Sie sollen mit dieser Vision ermutigt werden, dass Jesus für das verantwortlich ist, was in dieser Welt läuft – und nicht die römische Regierung oder sonst wer.

Seine vollkommene Weisheit

Jetzt wandert der Blick von Johannes vom Kleid zu Haar auf dem Kopf:

… sein Haar war weiss wie weisse Wolle, wie Schnee (Off 1,14b)

Ist Jesus vielleicht alt geworden? Nein, das weisse Haar zeigt uns seine ewige Weisheit. Hier macht Johannes wieder eine Verbindung mit Daniel 7, wo der, der auf dem Thron sitzt «sein Haar war weiss wie weisse Wolle, wie Schnee, und seine Augen wie Feuerflammen“ (Daniel 7,9). Will Johannes hier den Jesus mit Gott verwechseln? Ich glaube nicht. Er will einfach zeigen, dass Jesus die Weisheit von Gott hat – ja, dass er sogar göttlich ist.

Das bedeutet, Jesus weiss nicht nur was zu tun ist, nein, er ist absolut rein und gerecht. Wir wissen, woran wir bei Jesus dran sind – er ist die Weisheit in Person. Er ist heilig, heilig, heilig.

Sein Laserblick

…seine Augen (waren) wie Feuerflammen (Off 1,14c)

Wie war es wohl für Johannes, Jesus in die Augen zu schauen, die wie Feuerflammen waren? Dieser Blick ging wahrscheinlich in sein Herz, und alles Vorspielen würde entlarvt werden.

Jesus schaut uns nicht nur an; er schaut in uns hinein. Und wenn wir seinen Blick aushalten, dann kann er weglasern, was an uns ohne Wert ist. Im nächsten Kapitel zeigt Jesus der Gemeinde von Thyatira wo sie mit ihrer Sexualität nicht sauber blieben waren und Götzendienst akzeptierten und auch dort hat Jesus „Augen wie eine Feuerflammen“ (2,18). Wenn jemand einen Laserblick hat, dann würden wir würden am liebsten davonrennen. Doch bei Jesus wird der Dreck weg „gelasert“ und wir werden gerettet.

Seine heftige Stimme

Johannes kannte die Stimme von Jesus, doch an diesem Tag tönte sie anders:

seine Stimme wie das Rauschen vieler Wasser. (Off 1,15b)

Die Stimme, die hier zu Johannes redet, donnerte mit der Kraft eines Wasserfalls und übertönte alles. Ich war mit Freunden aus Kanada mal am Rheinfall, nach einer langen Regenperiode. Wir konnten nicht miteinander reden, weil es so laut war. Es war gewaltig wir konnten nicht mehr reden. Ich glaube so überwältigend ist die Stimme von Jesus hier. Wenn er redet, dann wird alles andere ruhig.

Manchmal wünschten wir uns, dass wir gewissen Lärm in unserem Leben runter- oder abstellen könnten. Bei dieser Stimme hier ist das nicht so. Diese Stimme schenkt uns Leben und Weisheit. Diese Stimme ist ein Segen für unsere Ohren und wir können nicht genug davon bekommen. Die mächtige, durchdringende und zuverlässige Stimme von Jesus in unserem Leben.

Sein wertvolles Eigentum

Und in seiner Rechten hielt er sieben Sterne (Off 1,16a)

In seiner rechten Hand – der Hand, in der ein Mensch hält, was ihm kostbar ist, was er zu gebrauchen gedenkt, was er in seiner Nähe behalten möchte – hält Jesus sieben Sterne. In Vers 20 heisst es: "Die sieben Sterne sind die Engel der sieben Gemeinden." Gut möglich, dass dies Leuchter die Gemeinden auf der Erde darstellen, und die Sterne die Gemeinden im Himmel. Jesus hält sie in seiner Hand.

Sein durchdringendes Wort

aus seinem Mund kam ein scharfes, zweischneidiges Schwert (Off 1,16b)

Dieses Bild von einem scharfen Schwert, das aus dem Mund von Jesus kommt, wird in der Offenbarung noch dreimal verwendet (2,16; 19,15+21). Und jedes Mal ist es eine Metapher für ein Urteil von Jesus. Als Johannes Jesus sprechen hörte, spürte er die durchdringende Kraft seiner Worte. Was hier aber speziell ist, ist, dass dieses Schwert zweischneidig ist, d.h. es hat zwei scharfe Kanten. Es schneidet in zwei Richtungen. Die Worte von Jesus in der Offenbarung haben zwei Aspekte; Heilung und Rettung für diejenigen, die ihm nachfolgen, und Verderben für diejenigen, die ihn ablehnen.

Hören wir das, was Jesus uns sagen möchte, immer gerne? Ich glaube, wenn wir ehrlich sind, dann gibt es manchmal Worte, die uns Mühe machen. Ich habe mal einen gehört, der es so sagte: „Wenn dein Gott nie anderer Meinung ist als du, dann betest du vielleicht nur ein idealisiertes Selbst von dir an.“ Ein scharfes Schwert entlarvt die Oberflächlichkeit eines bequemen Glaubens.

Seine persönliche Ausstrahlung

Der letzte Aspekt von Jesus, den Johannes beschreibt, ist sein Gesicht:

sein Antlitz leuchtete, wie die Sonne strahlt in ihrer Kraft. (Off 1,16c)

Als Mose Gott begegnete, um die Tafeln der 10. Gebot vom Berg hinunterzubringen, leuchtete sein Gesicht auch. Ich glaube das ist der Glanz, den Aaron in seinem Segen seinem Volk und uns zu spricht: “Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig“ (Num 6,25). Wenn wir mit Gott in der Ewigkeit sein werden, dann wird das das Gesicht sein, dem wir jeden Tag ausgesetzt sein werden.

Wir hatten in letzter Zeit viel Regen. Als am Samstag ich dann wieder die Sonne auf dem Gesicht fühlte, da liebte ich das. Ein Vorgeschmack auf den Himmel. Ausser, dass wir im Himmel keinen Sonnenbrand bekommen. Was für ein Segen.

Johannes sah das Gesicht von Jesus nicht zum ersten Mal leuchten. Kurz vor der Kreuzigung nahm Jesus Petrus, Jakobus und Johannes mit auf den Berg. Was dann geschah, beschreibt Matthäus 17 so:

Da wurde er vor ihren Augen verwandelt, und sein Angesicht strahlte wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiss wie das Licht. (…) Die Jünger (…) fielen auf ihr Angesicht und fürchteten sich sehr. Da trat Jesus zu ihnen, rührte sie an und sprach: Steht auf und fürchtet euch nicht! (Matt 17,2+6-7 – V6 leicht vereinfacht)

Genau das passiert, als Johannes den verherrlichten Jesus in seiner Vision auf Patmos sah:

Und als ich ihn sah, fiel ich wie tot zu seinen Füssen (Off 1,17a)

Andere, die Gott direkt sahen, haben ähnlich reagiert. Als Jesaja den Herrn auf dem Thron sitzen sah, sagte er „Wehe mir!“ (Jes 6,1-5). Als Daniel den Menschensohn sah und hörte schrieb er: „Ich sank ohnmächtig auf mein Angesicht zur Erde.“ (Dan 10,9)

Wieso reagieren sie so? Ich glaube es hat damit zu tun, dass sie jemandem begegnen, der so absolut anders ist als wir Menschen. Gott ist absolut rein und wenn wir seiner Heiligkeit begegnen, dann haut es uns um, weil wir merken, dass wir so viel „Dreck am Stecken“ (Sünde) haben.

Jesus zu Füssen fallen

Johannes fiel vor Jesus nieder, um ihn anzubeten, zu staunen und zu zeigen, dass er sich ihm unterordnet – er wird vor ihm still, um ihn so zu sehen, wie er wirklich ist.

Bist du von Jesus schon mal so in den Bann gezogen worden, dass du vor ihm niedergekniet bist? Aus Demut, Reue oder Hingabe? Wir wissen heute, dass unser Körper mehr ist als nur eine Hülle. Unsere Körpergesten geben unserem Hirn Signale und umgekehrt. Vielleicht ist für uns vor Jesus niederzuknien ungewohnt, oder wir sind zu stolz – «so was macht man doch nicht!»

Sich vor Jesus am Boden auszustrecken ist ein Signal, «weisst du, was das andere Denken, was mein Ego denkt, spielt jetzt keine Rolle mehr. Jesus ist mein alles, er ist alles, was zählt.

Johannes hatte den Laserblick von diesem verherrlichten Jesus gesehen – und er merkte, dass er seine Gedanken nicht vor ihm verstecken kann. Er realisierte, dass er vor diesem Licht und dem reinen Gewand von Jesus unrein war, und er realisierte, wie er neben Jesus blass aussah. Das zweischneidige Schwert von Jesus ging durch ihn durch. Johannes war erledigt. Vielleicht dachte er, er würde auf der Stelle sterben. Und dann passierte etwas:

und er legte seine Rechte auf mich (Off 1,17b)

Jesus streckte die Hand nach Johannes aus und berührte ihn.

Auf die Berührung von Jesus reagieren

Ein schöner Moment, von dieser gewaltigen Figur, die auch so liebevoll war, berührt zu werden.

So kennen wir Jesus. Wenn wir ihm unsere Sünde bekennen, dann berührt er uns und schenkt uns neues Leben. Ohne Jesus sind wir geistlich tot, und können nicht vor Gott kommen. Doch er macht in seiner Gnade und Barmherzigkeit den ersten Schritt auf uns zu…

  • streckt die Hand aus, um uns in unserer geistigen Umnachtung zu berühren und Leben zu schenken.
  • streckt die Hand aus, damit wir eine Leidenschaft für ihn erleben dürfen.
  • Diejenigen, die ein Leben lang in der Kirche waren, aber innerlich ausgehöhlt, die werden durch seine Berührung mit Leben gefüllt – so beschämt uns Jesus.

Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige; ich war tot und siehe,
ich lebe in alle Ewigkeit, und ich habe die Schlüssel zum Tod und zur Unterwelt. (Off 1,17-18)

Jesus will nicht, dass wir vor der Offenbarung Angst haben. Er will uns Hoffnung schenken, damit wir ohne Angst in die Zukunft schauen dürfen.

Wenn Jesus zu Johannes, zu dir und mir sagt: "Ich bin der Erste und der Letzte", dann sagt er damit, dass alles mit ihm angefangen hat, und alles mit ihm enden wird. Er sagt: "Dein Leben beginnt, wenn ich dich berühre und du geistig lebendig wirst. Und wenn dein irdisches Leben zu Ende geht, werde ich da sein, und in alle Ewigkeit für dich sorgen."

Wer den Schlüssel vom Tod und der Unterwelt (wörtlich Hades) in der Hand hält, der kontrolliert den Zugang dazu. Jesus ist so quasi der Türsteher zum Tod.

Wie musste sich das für Johannes anfühlen? Er war auf die Insel Patmos verbannt und dort am Verelenden. Irgendwann realisierte er wahrscheinlich, «das ist meine Endstation». Wie wirkte das auf die ersten Leser? Einige hatten wahrscheinlich erlebt, wie ihre Familienangehörigen oder Freunde den Löwen zum Frass vorgeworfen wurden. Vielleicht lebten sie jeden Tag mit der Angst, dass sie die Nächsten sein würden. Da ist es ein echter Trost zu wissen, dass Jesus für den Tod und den Ort, wo die Toten hinkommen, zuständig ist. Deshalb mussten sie damals vor dem Tod keine Angst haben.

Uns geht es vielleicht ähnlich. Jesus sagt uns – dir und mir: “Ich habe die Schlüssel zum Tod und zur Unterwelt“ in der Hand. Niemand geht dorthin, es sei denn, ich öffne die Tür. Jesus ist an Karfreitag und Karsamstag dorthin gegangen und kam mit den Schlüsseln in der Hand wieder raus.

Mir tut es da gut, von Jesus zu hören, „Ich habe die Schlüssel zum Tod“ in der Hand.

Ein Mann in der Gemeinde wurde mit schwarzem Hautkrebs diagnostiziert, was kein gutes Zeichen ist. Der Arzt sagte ihm bald einmal er könne nichts mehr machen. Einmal besuchte ich ihn und er wollte reden, doch konnte nicht. Er schlief immer wieder ein. Ich durfte ihm Psalm 23 vorlesen. Er hatte Schafe und die waren ihm sehr lieb. Dann kam er nach Hause und eine Weile später besuchte ich ihn in der Palliativ Care. Die Krankenschwester sagte mir bereits am Telefon, dass sie nichts mehr machen können.

Dieses Mal konnte er reden, und er sagte mir, dass er vieles bereue. Er wollte, dass ich ihm nochmals Psalm 23 lese und dann betete er einfach spontan.

Ich wurde dann nochmals gerufen, und er wollte, dass ich dabei war, als er mit seinem Sohn sprach. Es wurden noch wichtige Worte gewechselt, und wir sangen zusammen ein Lied. Das war der Wunsch der Familie. Ein Tag später ist er gestorben.

Jesus hält die Schlüssel in der Hand und öffnete dem Hans die Tür, und so musste dieser Mann vor dem Tod keine Angst haben. Wir dürfen auf den verherrlichten, auferstandenen Jesus schauen, wo uns Johannes hier vorstellt. Durch die Worte der Offenbarung streckt Jesus seine Hand aus und versichert uns, dass wir keine Angst haben müssen, denn er hält die Schlüssel zum Tod in der Hand.

Weil Jesus mit den Schlüsseln des Todes in der Hand aus dem Tod zurückkam und weil er ewig lebt, wird der Tag kommen, an dem ich diesen Mann wiedersehen werde. Dieses Mal mit einem Auferstehungsleib, der so aussieht wie sein irdischer!

Paulus sagt im Philipper, dass Jesus eines Tages "unseren armseligen Leib verwandeln wird in die Gestalt seines herrlichen Leibes" (Phil 3,21). Doch das ist nicht alles, im letzten Kapitel der Offenbarung lesen wir, «der Tod wird nicht mehr sein» (21,4). Eine gewaltige Hoffnung und ein genialer Segen.

 

Offenbarung 1,9-20 hören und bewahren

Wenn wir Offenbarung 1,9-20 hören und bewahren, dann tschäggen (merken) wir vielleicht, dass wir mit Jesus im selben Boot sitzen. Jesus hat nicht gesagt, dass wir auf dieser Erde nie leiden werden, aber er hat uns ein Leben in seinem Zeitplan versprochen. Das kann uns Mut machen dranzubleiben und Jesus einfach zu lieben.

Vielleicht wenn wir diese Worte hören, freuen wir uns auf das, was noch kommen wird, anstatt uns über die Situation zu ärgern, wo wir drin sind. Johannes gibt uns hier ein Fenster zum König. Sein Reich kommt, auch wenn Jesus dafür einiges aushalten musste –er ist jetzt verherrlicht und aufgefahren und wir sehen ihn so wie er jetzt ist. Das darf uns Mut geben dranzubleiben.

Was macht das mit dir, wenn Jesus sagt: «Fürchte dich nicht! Ich habe die Schlüssel zum Tod“? Für mich ist es eine Erleichterung zu wissen, dass Jesus alles im Griff hat. Ich kann loslassen und muss nicht alles im Griff haben – Jesus hat die Schlüssel in seinen Händen.

Heute wird die Welt immer wieder so reduziert, dass wir es gut aufnehmen können. Ein Whatsapp mit max. 160 Zeichen, oder einfach ein Smile. Die Offenbarung von Jesus in Kapitel 1 ist anders. Anstatt Jesus zu vereinfachen, regt diese Vision unsere Vorstellungskraft an. Es ist eine Einladung, uns für einen Jesus zu öffnen, der grösser, packender und durchdringender ist, als wir ihn sonst kennen.
Und so werden wir gesegnet – Jesus ist grösser und mächtiger, als wir uns das je bewusst waren!

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